Das mittelfränkische Uehlfeld gilt als das Storchendorf Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands. In der 3000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim, rund 25 Kilometer von Geiselwind entfernt, sind dieses Jahr wieder 34 Storchennester besetzt. Die meisten davon befinden sich auf den Dächern mitten im Ortskern. Die ungewöhnliche Kolonie lockte kürzlich selbst die ARD-Tagesthemen in den Aischgrund, um von dort einen Beitrag zu machen.
Der Mann im Ort, der sich mit den Vögeln auskennt, ist Landwirt Gerhard Bärthlein. „Wir haben im Umkreis von 100 Metern allein 18 Nester. Da klappert es immer irgendwo bei uns“, sagt Gerhard Bärthlein schmunzelnd. Bärthlein gilt in Uehlfeld als „Storchenvater“. Der Landwirt hat auf seinen Scheunen und Häusern allein fünf Nester. „Ich bin mit den Störchen aufgewachsen, mir macht das nichts“. Auf der nebenan liegenden Kirche sind vier Horste, entlang der Hauptstraße einige weitere.
Vorsicht tieffliegende Störche
Bärthlein wird zur Hilfe gerufen, wenn es im Ort Probleme mit den Vögeln gibt. Das sei meist dann der Fall, wenn die Jungen mit dem Fliegen beginnen. Ab und an fehle ihnen die Kraft, so dass sie auch mal ganz tief durch den Ort flögen. Deswegen stünden am Ortseingang Warnschilder mit der Aufschrift „Achtung, Störche im Tiefflug!“, weil mancher Autofahrer erschrecke, so der Landwirt.
Jetzt, nachdem auch in Uehlfeld die Jungen geschlüpft sind, dürften mit dem Nachwuchs etwa 100 Störche in der Gemeinde sein, schätzt der Fachmann. Wer diese Kolonie sehen will, sollte dieser Tage den Ort besuchen. Denn die kleinen Störche stehen mittlerweile im Nest, sie sind also auch von unten zu sehen.
Sogar die Brauerei hat Storchenpils
Warum sich die Störche dort so wohl fühlen, liegt am Aischgrund, der bei Uehlfeld beginnt. In der Landschaft mit Feuchtwiesen und Seen finden sie reichlich Nahrung, Mäuse, Frösche, alle möglichen Kleintiere. Mittlerweile bleiben mehr als 20 Storchenpaare sogar über den Winter dort.
In Uehlfeld dreht sich nahezu alles um die Vögel. Die Metzgerei nennt ihre dünnen Hartwürste „Storchenbeine“, die Brauerei hat sogar ein Storchenpils im Angebot. Außerdem hat die Gemeinde einen „Storchenlehrpfad“ geschaffen, der nicht nur Kinder interessieren dürfte. Auf dem sieben Kilometer langen Rundwanderweg erfährt man auf Infotafeln einiges über die langbeinigen Vögel.