
Es ist die höchste Auszeichnung, die eine Kommune aussprechen kann: die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Am Freitagabend wurde Altbürgermeister Reinhold Kuhn zum Ehrenbürger der Stadt Dettelbach ernannt. Die Würdigung war an sich keine Überraschung mehr, da der Stadtrat sie bereits vor einem Jahr einstimmig beschlossen hatte. Die Überraschung am Freitagabend allerdings war der Laudator: Bayerns ehemaliger Ministerpräsident und langjähriger Innenminister Günther Beckstein.
Nun läge es natürlich nahe, über diesen Mann zu parlieren, den 78-jährigen, der selbst von Nürnberg nach Dettelbach gefahren war. Der auf die Frage nach einem Fahrer antwortete: "Der Freistaat ist sparsam, und das finde ich gut so." Der erzählte, wie er Ehrengast Siegfried Naser ins Basislager des Mount Everest folgte oder mit Otto Hünnerkopf den einen oder anderen Strauß ausfocht. Oder wie Bürgermeister Matthias Bielek eine im Internet gefundene Handynummer anrief und sich tatsächlich Günther Beckstein meldete, der dann spontan für den Abend zusagte.
Alles schön, alles gut, alles nett. Doch im Mittelpunkt des Abends stand denn doch ein anderer: Reinhold Kuhn. "Nach zwei Jahren im Amt kann ich nur im Ansatz nachvollziehen, was du geleistet hast", sagte Bielek in der Begrüßung. Denn der CSU-Politiker Kuhn hat diesen Posten 30 Jahre lang besetzt, hat 30 Jahre lang die Geschicke der Stadt geleitet. Und das auf eine ganz besondere Art und Weise, wie Laudator Beckstein erzählte.
Die erste Wahl war ungültig – wegen einer Büroklammer
Der Start Kuhns in die politische Laufbahn war allerdings holprig. Zehn Jahre war er bereits Stadtrat in Dettelbach gewesen, als er sich 1982 zur Wahl des ersten Bürgermeisters stellte. Die gewann er denn auch mit 18 Stimmen über der absoluten Mehrheit gegen zwei weitere Kandidaten. Wegen eines Formfehlers wurde die Wahl aber für ungültig erklärt, die Unterstützerliste war mit dem Wahlvorschlag nicht fest verbunden, sondern nur mit einer Büroklammer. Die Nachwahl gewann Kuhn dann genauso – wie auch alle vier folgenden Bürgermeisterwahlen bis zum Jahr 2012. Insgesamt war er also 30 Jahre lang Dettelbacher Bürgermeister.

Eine ganze Reihe an Aufgaben hatte Kuhn in dieser Zeit zu bewältigen, Beckstein nannte unter anderem die Vollendung der Gebietsreform mit den neun Stadtteilen. Wichtig dabei: "Jedem Ortsteil das Gefühl zu geben, dass er für das Ganze unabdingbar ist." Die Städtebauförderung für die Altstadt, etliche Dorferneuerungen und Flurbereinigungsverfahren, das Gewerbegebiet Dettelbach 2000 und vieles mehr. "Dettelbach hat einen großen Sprung nach vorn gemacht mit einem Zuwachs von 1000 Einwohnern und 1000 neuen Arbeitsplätzen", so Beckstein. Dazu sitzt Kuhn seit 37 Jahren im Kreistag, und er gehört etlichen überregionalen Verbänden zum Wohle der Stadt an.
Für Günther Beckstein war Kuhn ein fairer Verhandlungspartner
Beckstein erinnerte auch an das große Verhandlungsgeschick Kuhns bei übergeordneten Behörden, auch bei ihm selbst im Innenministerium, immer ein "faires Ringen um vernünftige Lösungen, um die Stadt weiter zu entwickeln". Nach vielen Ehrungen und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Ernennung zum Altbürgermeister, folgte nun also die "Krönung von alldem: die Ehrenbürgerwürde der Stadt", so Beckstein.
Danke sagte Reinhold Kuhn, nachdem er vom Bürgermeister die Urkunde erhalten hatte, vor allem den Stadträten. Mit denen habe es es zwar manchen Kampf gegeben, danach aber konnte man sich immer in die Augen schauen. Und nach den Ratssitzungen? "Ein Bier miteinander trinken." Ein Dank ging auch an die Beschäftigten der Verwaltung, die mitgedacht und auch Verantwortung getragen hätten.
Und ein großer Dank ging an seine Ehefrau Irene, "der Halt, der Mittelpunkt, der ruhende Pol der Familie", sowie die beiden Kinder, die von ihm wohl etwas vernachlässigt worden seien. Kuhns Freude über die Auszeichnung mische sich mit dem Gedanken: "Fast ein wenig viel der Ehre." Dann erhoben sich die Menschen im Saal zu stehendem Applaus.