Die Krise hat Iphofen erreicht. Gaststätten und Hotels sind dicht, die meisten Läden geschlossen, und nun grassiert auch bei Handwerkern und Mittelständlern die Existenzangst. Der Iphöfer Bauausschuss hatte das Thema bei seiner turnusmäßigen Sitzung am Montagabend zwar gar nicht auf der Agenda stehen, aber auch so kommt derzeit niemand an der Corona-Krise und den Folgen vorbei. Stadtrat Otto Kolesch, der selbst ein Malergeschäft im Ort führt, fragte nach konkreten Hilfen und sagte: "Es wird Genickbrüche und riesige wirtschaftliche Schäden geben." Deshalb sei es nun wichtig, "unsere Region gut durch die Krise zu steuern". Die größte Welle an Pleiten komme erfahrungsgemäß erst nach der Krise.
Der Ausschuss tagt unter besonderen Vorkehrungen
Der Bauausschuss tagte diesmal nicht wie üblich im Sitzungssaal des Rathauses, sondern einen Stock tiefer in der Verkündhalle. Dort standen die Tische und Stühle in gebührendem Abstand zueinander, um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu mindern. Dass er die Räte überhaupt einberief, begründete Bürgermeister Josef Mend mit den anstehenden Projekten, die sonst liegen blieben: private Bauvorhaben, aber auch öffentliche Aufträge wie die Erweiterung des Iphöfer Kindergartens, die gut drei Millionen Euro teure Sanierung des Gasthauses Goldene Krone im Stadtteil Mönchsondheim oder den Umbau des ehemaligen Kaufhauses Stöhr zum Genusshaus, der demnächst beginnen soll.
Mend machte deutlich, dass es an Aufträgen der öffentlichen Hand nicht mangele. Im Gegenteil. "Manche Aufträge können wir gar nicht vergeben." Bei der Kindergarten-Erweiterung etwa blieb die Stadt vorerst auf zwei Gewerken sitzen. Für die Gas- und Wasserinstallation seien 18 Firmen angeschrieben worden – ein Angebot habe man nicht bekommen. Das gleiche ernüchternde Ergebnis bei der Heizungsinstallation: Dort seien es sogar 25 Firmen gewesen. "Viele Betriebe schauen öffentliche Aufträge gar nicht mehr an", sagt Bauamtsleiter Matthias Kurth. Die Stadt wird nun das tun, was ihr sonst laut Vergaberecht verboten ist: Firmen individuell ansprechen und den Preis aushandeln. Mend fand klare Worte für diese inzwischen gängige Art der Auftragsvergabe: "Wir verhandeln nicht – wir betteln."
Bei Hotels und Gaststätten geht es an die Substanz
Auch Dieter Lenzer, der Mend am 1. Mai als Bürgermeister nachfolgen wird, sieht das Problem eher darin liegen, dass Aufträge nicht abgearbeitet werden können. "Entweder weil die Firmen keine Mitarbeiter finden oder weil die Mitarbeiter in Quarantäne sind oder weil es Materialengpässe in der Lieferkette gibt." Kolesch widersprach diesem Bild. "Die Leute sind unsicher, verschieben Aufträge. Im Innenbereich wollen sie derzeit gar keinen haben." Wenn aber ein Betrieb sechs bis acht Wochen Leerlauf habe, werde es kritisch. Mend sah die Gefahr eher für Hotels und Gaststätten, denen es schon jetzt an die Substanz gehe. Der "Zehntkeller" etwa, mit 100 Betten und 70 Angestellten Iphofens größter Beherbergungsbetrieb, ist seit vergangener Woche komplett dicht, weil Gäste und Veranstaltungen fehlen.
Während Stadtrat Kolesch dazu aufrief, "unsere Ortsansässigen zu stützen", bat Mend zunächst um Geduld. Bund und Land hätten bereits milliardenschwere Hilfsprogramme für den Mittelstand auf den Weg gebracht, "erst danach kommen wir Kommunen". Der Freistaat habe Städte und Gemeinden dazu aufgefordert, großzügig mit Steuerstundungen umzugehen, und bei der Stadt liege auch schon ein erster Antrag auf Mietminderung vor. Das Thema wird die Räte also weiter beschäftigen. "Vielen hilft es schon, wenn man ihnen für drei Monate die Miete stundet", sagte Hans Brummer.