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Iphofen
Iphofen will Gasthaus sanieren, hat aber ein Problem
Rund drei Millionen Euro kostet die Sanierung des alten Gasthauses in Mönchsondheim. Die Stadt hat konkrete Pläne mit dem Gebäude, nur für eines hat sie noch keine Lösung.
Teurer Sanierungsfall: Das Gasthaus Goldene Krone in Mönchsondheim soll zukunftsfähig gemacht, die Nebengebäude sollen abgerissen und neu aufgebaut werden.
Foto: Eike Lenz | Teurer Sanierungsfall: Das Gasthaus Goldene Krone in Mönchsondheim soll zukunftsfähig gemacht, die Nebengebäude sollen abgerissen und neu aufgebaut werden.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Es gärte und köchelte, und dieser Prozess war auch mit Worten nur schwer zu bändigen, wie es Gerhard Heubach versuchte. Da sei „nichts Aufgeblähtes“, sagte er am Montagabend im Iphöfer Stadtrat. Was da im Stadtteil Mönchsondheim entstehe, sei eine „ganz normale Gastwirtschaft“. Nun ja, so ganz normal, wie es der Stadtteil-Referent darzustellen versuchte, ist das Projekt dann doch nicht. Immerhin wird es nach letzten Berechnungen drei Millionen Euro kosten, um das alte Wirtshaus samt Umfeld wieder in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen. „Das Ergebnis ist gut, die Baukosten sind erschreckend“, stellte Bürgermeister Josef Mend mit Blick auf die überarbeitete Planung fest.

Heiße Diskussionen zwischen Stadt und Behörden

Mend berichtete dem Rat von „heißen Diskussionen“, die es zwischen Regierung, Denkmalbehörde und Kreisbauamt auf der einen Seite sowie Stadt und Planungsbüro auf der anderen Seite gegeben habe. Auch das zeigt, dass das Projekt den Rahmen der Normalität sprengt. Ein Anwesen wie dieses – 1832 als Wohngebäude errichtet, 1871 zur Gastschänke umgebaut – saniert man nicht einfach so. Dazu braucht es Fingerspitzengefühl, aber mehr noch braucht es den Glauben, dass hier wieder etwas wachsen kann, nicht nur materiell in Form neuer Wände und Mauern, sondern auch ideell.

Zu Füßen des Kirchenburgmuseums wurde schon immer gerne gespeist und getrunken. Mend sagt: „Das Museum braucht die Gaststätte, die Dorfgemeinschaft auch. Wenn wir hier nicht dauerhaft eine Gaststätte anbieten können, entziehen wir dem Museum einen wesentlichen Baustein.“ Im Laufe der Zeit ist das Wirtshaus allerdings selbst ein Fall fürs Museum geworden. Die Küche zu klein, die Treppe zu steil, der große Saal im Obergeschoss ohne zweiten Fluchtweg – das Haus, 1962 von der damaligen Gastwirtsfamilie Rückert saniert, hat den Sprung in die Moderne verpasst, und jetzt muss eben alles auf einmal gemacht werden. Zu diesem Zweck hat es die Stadt der Familie vor Jahren abgekauft.

Wie viele Bratwürste muss der Pächter verkaufen?

Nun stellt sich ein anderes Problem: Die Stadt hat zwar das Haus, aber noch keinen Pächter. Die jetzige Pächterin hört laut Mend zum Jahresende auf. Man könnte sagen, die Stadt hat die Rechnung ohne einen Wirt gemacht, was Räte wie Jörg Schanow kritisch sehen. „Drei Millionen Euro sind schnell verplant in Iphofen“, sagt er, „aber wir tun uns schwer, einen Pächter zu finden.“ Schanow fordert deshalb, sich „frühzeitig Gedanken über ein Pachtverhältnis zu machen“. Auf jeden Fall müsse die Stadt die Sache „wirtschaftlich“ betreiben. Kolesch glaubt, dass bei der Pacht eine „stolze Summe“ herauskomme. „Da muss der Pächter viele Bratwürste verkaufen.“ Mend machte bereits klar, dass es bei einer Investition wie dieser nicht darum gehen könne, die jährliche Abschreibung des Hauses auf die Pacht umzulegen.

Gut eine Million Euro wird allein die Sanierung und sanfte Erweiterung des Gasthauses kosten, wie Architekt Tobias Ruppert vom Würzburger Büro Archicult sagt. Ziel sei es, bis zu 60 Leute in der erweiterten Gaststube unterzubringen, „eine Busladung“, wie Mend sagt. Der Saal im ersten Stock wird künftig nicht nur über die Treppe zu erreichen sein, sondern auch über einen Aufzug, um das Gebäude barrierefrei zu gestalten. Die baufälligen Nebengebäude werden abgebrochen und durch einen deutlich niedrigeren, L-förmigen Neubau ersetzt.

Dort sollen für eine Million Euro Räume für die Museumspädagogik entstehen. Besucher sollen dort eigenhändig erfahren, wie früher Wäsche gewaschen, Brot gebacken oder Butter gemacht wurde. Zu den reinen Baukosten von zwei Millionen Euro kommen geschätzt 155 000 Euro für die Außenanlagen, Architektenhonorare und Mehrwertsteuer, ergibt unterm Strich drei Millionen Euro. Die Stadt rechnet mit Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen von Städtebauförderung bis Denkmalpflege.

Alte Kellerwirtschaft soll wiederbelebt werden

Während der Sanierung soll laut Mend das vor Jahren geschlossene alte Kellerlokal der Kirchenburg wiederbelebt werden, in dem 30, 40 Gäste Platz finden. Wann die Bauarbeiten beginnen werden, ist noch offen. Der ursprünglich geplante Termin Mitte Oktober ist jedenfalls geplatzt. Ortssprecher Heubach sagt: „In Mönchsondheim scharrt jeder mit den Hufen.“ Die leisen Zweifel, ob die Gastwirtschaft für einen Pächter rentabel sei, versuchte Zweiter Bürgermeister Ludwig Weigand zu zerstreuen. „Ich erinnere mich an die Kellerwirtschaft, die hervorragend gelaufen ist und für das Museum eine echte Bereicherung war. Warum sollte das mit der neuen Wirtschaft nicht wieder funktionieren?“

 
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