Das Schreckensszenario sah lange Zeit so aus: Das Kitzinger Tierheim könnte von heute auf morgen zugesperrt werden. Wegen Einsturzgefahr. Hohlräume direkt unter dem Haus. Schlimmer kann's nicht kommen. Oder doch: Im Tierheim war man so gar nicht auf einen Notfall vorbereitet. Weil sich schnell zeigen sollte: So gut es den Fundtieren in Kitzingen auch geht, so schlecht steht es um Organisation und Planung. Das Zuschuss-Thema etwa, also was welche Gemeinde beisteuert: Hier tat sich plötzlich ein weites Feld auf. Wenig war geklärt. Vieles oblag dem Prinzip Zufall.
Weshalb zunächst nach dem Bekanntwerden, dass man auf einem Hohlraum sitzt und das Tierheim mit der Zeit absacken wird, eine gewisse Hilflosigkeit um sich griff: Was ist zu tun? Wer kümmert sich? Wer redet mit wem? Das war der Moment, als man einer abrupten Schließung näher war als einer wie auch immer gearteten Lösung. Risse gab es nicht nur in den Wänden - sondern teilweise zwischen jenen Personen, ohne die eine Lösung ausgeschlossen ist.
Ein Lichtblick zum Jahresende
Monatelang sah es traurig aus, was die Zukunft der wichtigen Einrichtung betraf. Erst im Herbst sollte sich die Lage entspannen: Als Koordinator trat - auf den Wunsch aller Beteiligter hin - Harald Meyer auf den Plan. Mit dem Erlacher und früheren Zeitungsredakteur ist nun ein Ansprechpartner da, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Und es gab weitere gute Nachrichten: Dass das Tierheim von heute auf morgen schließen müsste, stand nun nicht mehr zur Debatte. Zeitdruck ist dennoch da: Das Bergamt, das das Gelände unter Beobachtung gestellt hat, möchte baldmöglichst eine Entscheidung, wie es weitergehen soll. Aufschub gibt es nicht ewig: Anfang 2019 will man verbindlich wissen, ob das Loch verfüllt wird und das Tierheim am angestammten Ort bleibt. Oder ob und wann es einen Umzug gibt.
Die Antworten sind inzwischen tatsächlich zum Greifen nah. Hinter den Kulissen wird gerade geprüft, gerechnet und beraten. Und – genau so wichtig: Nach außen werden von allen Beteiligten Einigkeit und guter Wille demonstriert. Der Kitzinger Stadtrat etwa sicherte finanzielle Unterstützung zu. Dass das Thema bewegt, zeigte die Zuhörerzahl bei der betreffenden Sitzung: Viele Besucher waren, weil sie die ungewisse Zukunft des Tierheims bewegt, in die Sitzung gekommen. Oberbürgermeister Siegfried Müller fasste die Dinge damals so zusammen: Eine Verfüllung der brüchigen Stollen unter dem Gebäude in der Kaltensondheimer Straße könnte bis zu 850 000 Euro kosten. Nicht enthalten in dieser Schätzung sind planerische Leistungen. Fraglich sei, ob der aktuelle Standort trotz möglicher Sanierung jemals den tierschutzrechtlichen Anforderungen entsprechen könne. Schon alleine, weil es kaum Platz für dringend nötige Erweiterungen wie die längst vorgeschriebenen Sozialräume gibt.
Viele positive Signale
Die nächste gute Nachricht betraf die Grundstücksfrage: Ein möglicher Neubau schien lange schon an passenden Grundstücken zu scheitern. In Iphofen schlugen gleich zwei Anfragen fehl – es schien sich alles gegen das Tierheim verschworen zu haben. Als – fast aus dem Nichts – plötzlich mehrere Angebote aus Gemeinden auftauchten. Auch in Kitzingen, das bereits aus dem Spiel schien, taten sich Möglichkeiten auf. Der benötigte Hektar Fläche – er war endlich greifbar.
Wenig später stand dann eine weitere Zahl im Raum: Tierheimsprecher Harald Meyer geht davon aus, dass am Ende – egal ob Verfüllung und Sanierung oder eben doch Neubau – wohl um die zwei Millionen Euro benötigt würden. Aber auch hier könnte es letztlich zu einem guten Ende kommen: Der Freistaat hat wohl vor, sich künftig beim Bau von Tierheimen mit einer staatlichen Förderung zu beteiligen. Scheinbar sind bis zu 50 Prozent möglich, was die Dinge natürlich erheblich vereinfachen würde.
Luft unter die lahmen Tierheimflügel gab es im Herbst schließlich auch vom Landkreis, der sich mit Macht des Themas annahm. Das Signal kam klar und deutlich aus dem Kreistag: Wir springen dem Tierheim zur Seite! Wie viel Gewicht der Landkreis für das Tierheim auf die Waage bringen kann, zeigte ein zusätzlicher Vorschlag: Vielleicht könnte der Landkreis gleich die Trägerschaft übernehmen, damit auch hier alles in einer Hand ist. Auch wenn dies laut Landkreisverwaltung alleine schon aus rechtlicher Sicht nicht geht, weil sich Fundtiere ausschließlich im Aufgabenbereich der Gemeinden befinden, zeigt es doch zweierlei: Die Sache wird ernst genommen.
Optimistischer Ausblick
Und so fällt der Ausblick für 2019 nicht allzu schwer: Das Tierheim hat so starke Freunde, dass kaum mehr etwas schiefgehen kann. Die Gefahr, über Nacht ohne Tierheim dazustehen, ist gebannt. Und: Vieles spricht für einen Neubau. Es dürfte auch bei Kitzingen bleiben, zumindest ist in diesem Zusammenhang verdächtig oft von dem Industriegebiet ConneKT die Rede.