Was passiert eigentlich, wenn der Strom ausfällt und es für längere Zeit dunkel bleibt? Experten sprechen in diesem Fall von einem "Blackout" - ein großflächiger Stromausfall, der über längere Zeit anhält. Wo der Zivilbürger vielleicht mit Schreck erkennt, dass er sein Handy nun nicht mehr laden kann, sehen sich Feuerwehren mit einer wahren Fülle an Herausforderungen konfrontiert, die in kürzester Zeit bewältigt werden müssen.
Neben dem Zusammenbruch der Stromversorgung und dem Ausfallen von Systemen wie Telefonnetz und der Wasserversorgung, bereiten auch die nicht mehr funktionierenden Heizungen in den Wohnhäusern den Feuerwehren Sorgen - im Sommer ein geringes Problem, doch im Winter gewiss eine Herausforderung. Um auf diese Situation vorbereitet zu sein, befasst sich die Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofen zur Zeit intensiv mit der Vorbereitung auf den Fall der Fälle. Für einen möglichen Blackout wurde eigens eine Planungsgruppe gegründet.
Notunterkünfte und Verpflegung
Neben ihren Standardaufgaben wie etwa technische Hilfeleistung und Sicherstellung des Brandschutzes, muss die Feuerwehr bei einem länger anhaltenden Stromausfall auch darauf vorbereitet sein, weitere Aufgaben wahrzunehmen. Die Wehr muss dann helfen, eine Notunterkunft zu errichten und bei der Versorgung der hier untergebrachten Menschen zu unterstützen. Die wenigsten Leute haben in der heutigen Zeit ausreichend Vorräte, vor allem Wasser, zuhause, um sich selbst längerfristig autark zu versorgen. Auch die in der Gefriertruhe eingelagerten Nahrungsmittel halten im Falle eines Stromausfalls nicht lange.
Neben den für sie anfallenden Aufgaben haben die Floriansjünger in der Planungsgruppe auch ein besonderes Augenmerk auf die als kritisch bezeichnete Infrastruktur gelegt. Auch die Versorgung von auf Hilfe angewiesen Menschen, wie etwa in der Geomed-Klinik, aber auch in den Alten- und Pflegeheimen der Stadt bedarf genauer Planung, um im Ernstfall nicht zusammenzubrechen.
Alle Aufzüge kontrollieren
"Ein weiterer Aspekt, der vielleicht nicht gleich offensichtlich ist, sind Gefahren und Notlagen, die erst durch einen Stromausfall ausgelöst werden", sagt Kommandant Roland Feller. Die Feuerwehr muss auch an die Aufzüge in größeren Gebäuden der Stadt denken, denn die wenigsten Modelle verfügen über die nötige Technik, um im Falle eines Stromausfalls selbstständig das nächste Stockwerk anzufahren und dort die Türen zu öffnen. "Die müssen wir im Ernstfall alle kontrollieren.”, so Feller. Außerdem müsse die Feuerwehr eine Koordinationsstelle einrichten, bei der sämtlichen in der Stadt anfallenden Probleme und Notlagen erfasst und dann an die einzelnen Einsatzkräfte disponiert werden können. Schließlich funktionieren weder Notruf noch das Digitalfunknetz bei einem längerfristigen Energieausfall.
Zu diesem Zweck müsse das Feuerwehrhaus in Gerolzhofen als Stützpunkt weiterhin voll funktionsfähig bleiben, berichtet Kommandant Feller. Das Haus verfüge bereits über eine Möglichkeit der Fremdeinspeisung, jedoch noch nicht über ein eigenes Notstromaggregat. Um den nötigen Strombedarf, den ein solches Gerät im Ernstfall abdecken muss, zu ermitteln, testete die Feuerwehr bereits mit Hilfe eines Leihgerätes der Firma Ludwar den Ernstfall. Manuell wurde das Haus vom Strom getrennt und auf Notstrom-Modus umgeschaltet. Nach und nach wurde die komplette Infrastruktur des Feuerwehrhauses in Betrieb genommen, wie die Abgasabsaugung in der Fahrzeughalle oder der Druckluft-Kompressor.
Stromverbrauch ermittelt
Die Floriansjünger zeichneten den Stromverbrauch in Echtzeit mit. Mit den dadurch gewonnen Daten könne man sich ein besseres Bild von den im Ernstfall benötigten Ressourcen machen. Die Gefahr eines Blackouts sei ein nicht von der Hand zu weisendes Risiko, betont der Kommandant. Aus diesem Grund werde die Detail-Planung der Feuerwehr weitergehen.
Denn auch bei einem Blackout sollte die Feuerwehr den eigenen Wahlspruch nach Kräften erfüllen können: Gott zu Ehr, dem Nächsten zur Wehr.