
Der Biber ist ein Tier mit Potenzial. Er hat das Zeug dazu, nicht nur Bäume zu spalten, sondern auch den Großteil der Gesellschaft. Für die einen ist er ein genialer Baumeister und absolut schützenswerter Zeitgenosse. Die anderen sehen in ihm einen Zerstörer gewachsener Landschaften, einen Schädling. Bei Uwe Hartmann ist nicht schwer zu erkennen, welchem Lager er angehört. Schon sein Titel „Umweltreferent des Stadtrats“ lässt erahnen, auf welcher Seite er steht. Hartmann nennt den Biber einen „emsigen Baumeister“ und ein von ihm geschaffenes Bauwerk „Perle der Natur“. Dass der Nager „nicht ganz unumstritten“ ist, weiß auch er. Gerade deswegen wirbt er für rigorose Aufklärung.
Der Kitzinger Stadtrat ist den Vorschlägen Hartmanns (Bayernpartei) nun gefolgt und hat für die Einrichtung eines Biber-Lehrpfads rund um den Bimbach gestimmt. Die Kosten für die Stadt dürften überschaubar sein – sie bewegen sich bei einigen Tausend Euro. Der Nutzen ist laut Hartmann dafür umso größer. Auf die Spuren des Nagers sollen sich nicht nur Schulklassen und Kindergartengruppen begeben, sondern auch „Individualtouristen“. Was darunter genau zu verstehen ist, machte Hartmann im Stadtrat deutlich: „Das sind eher Leute, die auf Kräuterwanderungen gehen.“
Die Bauwerke des Bibers sollen in den Fokus rücken
Wie an vielen Fließgewässern hat sich der Biber in jüngerer Zeit auch in der Kitzinger Flur breitgemacht. Die Stadtverwaltung nennt als Standorte die Großlangheimer Straße (Bimbach) und den Goldberg (Rödelbach). Hartmann spricht von „zwei schönen Anlagen, die der Biber für uns gebaut hat“. Die sollen nun in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden: mit sechs Hinweistafeln entlang des Fahrradwegs nach Großlangheim und zwei Aussichtsplattformen am Goldberg, ebenfalls mit kleinen Tafeln versehen.
Auf ihnen sollen sich QR-Codes befinden, über die Besucher Videos und anderes Informationsmaterial abrufen können. Zudem soll der städtische Biberberater mit einem Rucksack ausgerüstet werden, in dem sich weiteres Material zur Information von Schülern und Kindergartenkindern befindet.

Den Bibern beim Bauen zuzusehen ist für Hartmann „Balsam für die Seele“. Es gibt aber auch die andere Sicht, in der der Nager als Schädling und Zerstörer auftaucht, weit weniger verklärend als in der Erzählung Hartmanns und anderer. So kündigte Josef Mend, als er noch Bürgermeister in Iphofen war, dem Biber den Kampf an. Dieses Tier schrecke „vor nichts zurück“, sagte Mend angesichts rundum abgenagter Stämme wertvoller Stadtwaldeichen. Sein Fazit: Der Biber gestalte nicht nur Landschaft, er zerstöre sie auch. Zuletzt wurde im Volkacher Stadtteil Krautheim Unmut laut, weil der Biber über stattliche Buchen entlang der Weidach herfällt. Die Frage dort: Hilft nur die Tötung der Nager?
Im Kitzinger Rat gibt es keine kritischen Stimmen
In Kitzingen sieht man die Sache offenbar gelassener. Dort hat sich der Stadtrat nicht nur ohne kritische Stimmen, sondern auch ohne Gegenstimme für den Biber-Lehrpfad ausgesprochen, einen rund ein Kilometer langen Rundweg. Klaus Sanzenbacher (Grüne) verwies darauf hin, dass der Biber durch seine stauenden Bauwerke auch zum Hochwasserschutz beitrage. Sorge vor zu viel Tourismus an den ausgewiesenen Standorten macht sich Umweltreferent Hartmann nicht. Die Besucher kämen wohl eher in kleinen Gruppen oder als Familie. „Das wird die Tierwelt nicht irritieren.“
Endlich mal ein lobenswerter und kluger Beschluss des Stadtrates. Vielen Dank Hr. Hartmann