Die Corona-Pandemie hat auch die fränkischen Winzerinnen und Winzer schwer getroffen: Fast 600 Millionen Euro Wertschöpfung seien dem fränkischen Weinbau dadurch verloren gegangen, bilanzierte Hermann Kolesch vom Arbeitskreis "Franken - Wein.Schöner.Land" bei der Mitgliederversammlung des Fränkischen Weinbauverbandes in Iphofen (Lkr. Kitzingen). Und jetzt würden auch noch sämtliche Materialen wie Flaschen, Kartonagen oder Verschlüsse deutlich teurer, berichtete Wendelin Grass, der den verbandsinternen Arbeitskreis "Markt" leitet.
Doch die Winzerinnen und Winzer würden dennoch optimistisch in die Zukunft blicken. Beim Preis sei im Vergleicht zu anderen Regionen noch "Luft nach oben", so Grass. Die Qualität des Frankenweins sei weiter gestiegen, außerdem reagiere man auf aktuelle Branchen-Trends. Zum Beispiel beim beliebten Winzer-Sekt oder bei den Roséweinen. Die folgenden fünf Trends zeigen, wie sich die fränkischen Winzerinnen und Winzer zukünftig aufstellen wollen.
Trend 1: Ursprung und Qualität des Frankenweins werden deutlicher hervorgehoben
Neben der Dachmarke "Franken - Silvaner Heimat seit 1659" will der wiedergewählte Weinbaupräsident Artur Steinmann in seiner vierten Amtszeit vor allem die geschützte Ursprungsbezeichnung Franken ("g. U. Franken") profilieren. Sie wird im neuen Weinbaugesetz ab 2025 als Qualitätsstufe verankert.
Diese Weine müssen dafür eine besondere Qualität mitbringen und sollten nicht in Literflaschen abgefüllt werden. Dafür gebe es künftig den sogenannten Landwein mit geschützter geografischer Angabe (g. g. A). Auch Weinbaureferent Stephan Schmidt warb für eine Profilierung auf wenige Qualitätsstufen, um nicht beliebig zu werden. So sollte bei Lagenweinen beispielsweise nicht die ganze Bandbreite eines Silvaners ausgebaut werden, sondern ausschließlich trockene Gewächse oder fruchtsüße Spätlesen.
Trend 2: Der fränkische Wein samt Bocksbeutel soll nachhaltiger werden
Vor allem der Wasserverbrauch stelle die fränkischen Winzerinnen und Winzer beim Thema Nachhaltigkeit vor große Aufgaben, sagte Steinmann. Die ersten natürlichen Weinbergbewässerungssysteme mit Rückhaltebecken in Nordheim, Iphofen (beide Lkr. Kitzingen) und Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt) seien bereits in Betrieb. Und so sehr sich der Weinbauverband darüber freue, dass sein neuer "Bocksbeutel PS" mittlerweile zwei Drittel aller abgefüllten Bocksbeutel ausmache, sei die typisch fränkische Flaschenform generell bei der Herstellung sehr aufwendig - und sie verbrauche viel Material, so Schmidt. Man denke deshalb über besseres Recycling oder ein Rückgabesystem nach.
Trend 3: Der fränkische Öko-Weinbau soll vorangetrieben werden
Das Jahr 2021 habe dem fränkischen Öko-Weinbau seine Grenzen aufgezeigt, sagte Artur Baumann vom verbandsinternen Arbeitskreis "Weinbau". Der hohe Pilzbefall hätte viele Betriebe noch in der Umstellung zum Aufgeben bewogen. Sie würden jetzt wieder konventionell wirtschaften. Einem "dritten Weg" zwischen den strengen Vorgaben für einen zertifizierten ökologischen Betrieb und dem konventionellen Weinbau aber habe die Politik eine Absage erteilt. Ziel bleibe eine Fortentwicklung der Bio-Richtlinien und eine generelle Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln.
Trend 4: Die Nachfrage nach fränkischem Sekt und Rosé steigt
Weinfachberater Herrmann Mengler berichtete von einer "erfreulichen Entwicklung" bei Rotling- und Roséweinen. Die Nachfrage steige kontinuierlich. Vor allem der Rosé werde immer beliebter und komme bei den Absatzzahlen dem Rotling immer näher. Auch der Franken-Sekt liege bei den Kundinnen und Kunden im Trend. Hier gebe es bereits Standards für einen "Sekt g. U. Franken". Unter anderem dürften die Trauben dann nur per Hand gelesen werden und nach der Ganztraubenpressung sei die mindestens 36-monatige traditionelle Flaschengärung Vorschrift.
Neben dem geschützten Franken-Sekt soll es zudem ab 2025 auch einen geschützten Franken-"Plus"-Sekt geben, bei dem nur bestimmte Rebsorten einer Einzellage verwendet werden dürfen. Derzeit laufe ein Versuch mit einem Silvaner-Sekt an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg), der im Sommer 2023 mit einer zweiten Verkostung abgeschlossen werde.
Trend 5: Naturwein oder "Slow Wine" aus Franken
"Natürlich erzeugte Weine von fränkischen Rebflächen und fränkischen Erzeugern sind zwar noch eine kleine, aber zunehmend beliebte Nische", sagte Mengler. Bislang könnten solche naturtrüben Weine lediglich als einfache Landweine verkauft werden, weil nur geklärte Weine durch die Qualitätsweinprüfung der Regierung von Unterfranken kommen.
Innerhalb des Deutschen Weinbauverbandes habe es keine Einigung gegeben, ob Naturweine künftig in die Qualitätsstufe "g. U." aufgenommen werden sollen, so Mengler. Er habe deshalb unter dem Arbeitstitel "Slow Wine g. g. A." einen Qualitätsstandard vorgeschlagen, der unter anderem 100 Prozent ökologischen Anbau, Handlese und einen Verzicht auf Filtration vorsieht.