Die Europawahl 2024 ist gelaufen, und seit Sonntag, 19.44 Uhr, steht das vorläufige Ergebnis fest. In 140 Wahllokalen des Landkreises Kitzingen haben 67,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Alles Wissenswerte vom Wahlabend mit den wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie ist die Europawahl 2024 im Landkreis Kitzingen gelaufen?
Zur Wahl aufgerufen waren im Landkreis Kitzingen 70.298 Wahlberechtigte. Sie konnten aus 34 Vorschlägen auswählen – von etablierten Volksparteien wie CSU und SPD bis zur Partei der Vernunft (PDV) und der Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer (V-Partei). Gewinner sind sowohl CSU als auch AfD.
Wer sind die Sieger und wer die Verlierer der Europawahl 2024?
Wenn man von einem Sieger der Wahl sprechen will, kommt man auch im Landkreis Kitzingen an der AfD nicht vorbei. Sie hat fast 2500 Stimmen hinzugewonnen. Jeder Siebte wählte damit die in Teilen rechtsextreme Partei, deren Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah und Petr Bystron, in zahlreiche Skandale und Affären verstrickt sind. Zu den Gewinnern gehört aber auch die CSU, die knapp 3000 Stimmen mehr holte und ihr Ergebnis auf 43,6 Prozent steigern konnte.
Eindeutige Verlierer sind die Grünen, die mit einem Minus von 6,8 Prozent regelrecht abstürzten und mit 9,5 Prozent nur noch einstellig wurden. Auch der Niedergang der SPD setzte sich fort. Die Kanzlerpartei büßte 1,2 Prozentpunkte ein und holte im Landkreis nur noch 8,7 Prozent. Blickt man auf die Troika der Berliner Ampel, hat nur die FDP leichte Zugewinne erzielt. Die Freien Wähler blieben bei ihrem Ergebnis von 2019 stehen.
Wo hat die AfD im Landkreis Kitzingen am meisten Stimmen gewonnen?
Wer nach Hochburgen der AfD sucht, landet im ganzen Landkreis. Sie liegen in Kleinlangheim (16,8 Prozent), Rüdenhausen (16,7) und Seinsheim (16,1) ebenso wie in Marktsteft (15,8), Geiselwind (15,7) oder Biebelried (15,3). Interessant wird es, wenn man näher an diese Orte heranzoomt und in einzelne Ortsteile oder Wahlbezirke blickt.
So votierten von den 85 Wahlberechtigten im Seinsheimer Ortsteil Wässerndorf 32,5 Prozent für die AfD, im Marktstefter Stadtteil Michelfeld waren es 30,8 Prozent und in den Prichsenstädter Stadtteilen Altenschönbach (23,5 Prozent) und Kirchschönbach (22,0) fast jeder Vierte. Auch im Wiesentheider Stimmbezirk III gaben 24,7 Prozent ihre Stimme der AfD. In Gnodstadt waren es 22,3 Prozent, in Bibergau 21,8 Prozent.
Ein Blick lohnt sich auch nach Kitzingen. Dort stimmten in der Innenstadt (Paul-Eber-Haus) genauso viele Menschen für die AfD (20,7 Prozent) wie für die CSU. In einem der beiden Wahllokale in der Siedlung votierten 29,3 Prozent für die AfD, im Kindergarten Alemannenstraße war es jeder Vierte (24,9 Prozent).
Wo lagen die Hochburgen der anderen Parteien?
Besonders stark war die CSU wieder rund um die Mainschleife: In Nordheim holte sie mit 58,1 Prozent so viele Stimmen wie nirgends sonst im Landkreis. Mehr als jeder Zweite wählte die Christsozialen in Willanzheim (52,5), Abtswind (50,8), Sulzfeld (50,7) und Schwarzach (50,5). Die Freien Wähler erzielten ihre besten Ergebnisse in Mainstockheim (18,3) und Martinsheim (15,4). Die SPD kam in Mainbernheim auf ihr, nun ja, stärkstes Resultat (12,3 Prozent); dort hatte sie vor fünf Jahren noch drei Prozentpunkte mehr errungen.
Die Grünen erreichten ihre besten Resultate in den Städten: in Kitzingen 12,0 Prozent, in Iphofen, wo sich erst kürzlich ein eigener Ortsverband gründete, 12,1 Prozent, in Marktbreit 10,6 und in Volkach 10,4 Prozent. Im Iphöfer Stadtteil Possenheim kam die Ökopartei auf 18,9 Prozent. Besser war sie nur in Tiefenstockheim (19,5).
Welche Parteien schafften es unversehens ins Rampenlicht?
Ein Achtungserfolg gelang der proeuropäischen Volt-Partei, die auf Plakaten mit Slogans wie "Sei kein Arschloch" oder Wählen rettet Leben" geworben hatte. Sie erzielte 1,8 Prozent der Stimmen und damit mehr als doppelt so viel wie 2019. In Volkach erreichte Volt immerhin 2,7 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das sich erst vor wenigen Monaten von der Linkspartei abgespalten hatte, kam im Landkreis aus dem Stand auf 3,5 Prozent.
Welches Kuriosum gab es bei der Europawahl 2024 im Landkreis?
Man muss schon tief im Steinbruch der Zahlen schürfen und den Scheinwerfer weit in den Süden des Landkreises richten: Als sie in Iffigheim, einem Ortsteil von Seinsheim, am Sonntag die Zettel aus der Urne im Feuerwehrgerätehaus holten, kamen 54 Stimmen zusammen: 34 für die CSU, 7 für die Freien Wähler, 5 für die AfD, je 2 für Grüne, FDP und BSW, eine für die Partei der Humanisten (PdH), eine für dieBasis. Und wer fehlte? Die SPD! Tatsächlich stand für die stolzen Sozialdemokraten im kleinen Iffigheim am Ende: 0,0 Prozent.
Wie groß war das Interesse an der Europawahl 2024 im Landkreis Kitzingen?
Von den 70.298 Wahlberechtigten gingen 47.408 zur Wahl, Briefwähler eingeschlossen. Damit lag die Wahlbeteiligung bei 67,4 Prozent und damit deutlich höher als bei der letzten Abstimmung 2019, als im Landkreis nur 61,6 der Berechtigten ihr Kreuz für Europa machten. Zum ersten Mal durften auch Jugendliche ab 16 abstimmen. Ihr Anteil an den Wahlberechtigten lag im Landkreis Kitzingen bei 1,8 Prozent.
Wo gingen die meisten Menschen zur Wahl?
Traditionell lag die Wahlbeteiligung rund um die Mainschleife wieder hoch. In Sommerach machten 84 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen und damit noch einmal sechs Prozent mehr als bei der Europawahl 2019. In Nordheim gingen 78,5 Prozent der Menschen zur Wahl. In Kitzingen waren es dagegen nur 58 Prozent.
(mindestens) 42 % zuwenig dafür, dass unsere Kinder und Enkel sich nicht fragen müssen, was für tolle Lebensumstände wir ihnen da eingebrockt haben... nach uns die Sintflut!
Oder?
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