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Kitzingen
Scharfer Protest gegen Bürgersolarpark Darstadt: Kitzinger Bäuerin Gertrud Schwab kritisiert Bodenverschwendung
Solarmodule auf 60 Hektar hochwertiger Ackerfläche: Der Kitzinger Umweltausschuss lehnt das Projekt im Nachbarlandkreis als glatte Verschwendung ab. Was bedeutet das für das Vorhaben?
Das kleine Darstadt im Ochsenfurter Gau: Um das 200-Seelen-Dorf soll ein 60 Hektar großer Solarpark entstehen.
Foto: Claudia Schuhmann | Das kleine Darstadt im Ochsenfurter Gau: Um das 200-Seelen-Dorf soll ein 60 Hektar großer Solarpark entstehen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:30 Uhr

Mit scharfen Worten hat der Bau- und Umweltausschuss des Kitzinger Stadtrats auf einen geplanten Bürgersolarpark im benachbarten Landkreis Würzburg reagiert. Im kleinen Ochsenfurter Stadtteil Darstadt sollen auf einer Gesamtfläche von rund 60 Hektar Solarmodule errichtet werden. Ursprünglich war sogar von einer Größe von 85 Hektar die Rede. In Kitzingen sieht man das Vorhaben äußerst kritisch. Stadträtin Gertrud Schwab (CSU) verwies auf die Verschwendung wertvollsten Ackerbodens und sagte: "Es passt nicht mehr in die Zeit, solche Böden aus der Produktion zu nehmen."

Der Bauausschuss verweigerte am Ende mit 6:5 Stimmen die Zustimmung zu dem Projekt, was ungewöhnlich ist und eher selten vorkommt. Rechtliche Konsequenzen wird dieses Urteil aber nicht haben, es ist eher als Protestnote zu verstehen und kann von der jeweiligen Kommune im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens "wegmoderiert" werden. Umliegende Gemeinden werden bei einem Vorhaben dieser Tragweite als Träger öffentlicher Belange beteiligt und gehört. In der Regel stimmen sie zu, weil eigene Belange meist nicht oder nur untergeordnet berührt sind.

Aus einer Formalie entwickelt sich eine heftige Diskussion

So entwickelte sich aus einer Formalie eine kurze, aber heftige Diskussion um den Wert von Ackerflächen. Schwab sagte, bei Vorhaben wie diesem werde keinerlei Rücksicht mehr genommen, ob Böden von guter oder schlechter Qualität seien. Im Plangebiet um das 200-Seelen-Dorf Darstadt finde man "beste Böden". Zu der 60 Hektar großen Projektfläche kommen 25 Hektar Ausgleichsflächen. Die ehemalige Kreisbäuerin Schwab riet zu sorgsamer Interessensabwägung. "Wenn wir so weitermachen, schaffen wir einerseits Energieressourcen, aber vernichten andererseits Nahrungsmittelressourcen."

Auch Andreas Moser (CSU) kritisierte das Projekt und sagte, man müsse "nicht auf Biegen und Brechen jede landwirtschaftliche Fläche zupflastern", sondern solle sich geeignete Flächen, etwa in Gewerbegebieten, suchen. Wolfgang Popp (KIK) wollte wissen, ob es auch im Stadtgebiet Kitzingen Potenzial für einen Bürgersolarpark gebe. "Wir haben Konzepte auf den Weg gebracht", sagte Bürgermeisterin Astrid Glos (fraktionslos), die am Donnerstagabend die Sitzung leitete.

Eine Bürgerinitiative leistet Widerstand gegen den Solarpark

Der Ochsenfurter Stadtrat hatte sich im Frühjahr 2021 klar hinter dem Bürgersolarpark geschart und einstimmig für die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans votiert. Hinter dem Projekt steht die Energiegenossenschaft Inn-Salzach (EGIS) mit Sitz in Neuötting, die den Solarpark betreiben will.

Allerdings gibt es in Darstadt und Umgebung heftigen Widerstand. Eine Bürgerinitiative ist der Ansicht, der Park sei für Darstadter Verhältnisse völlig überdimensioniert und wirke sich negativ auf die Wohnqualität aus. Ein Team des Bayerischen Fernsehens war im Herbst 2021 zu Besuch in Darstadt, um einen Beitrag für die Sendung "quer" aufzuzeichnen, der am 23. September ausgestrahlt wurde.

 
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  • J. B.
    Der betroffene Ort sollte sich im klaren sein das sich die Umgebung um den Solarpark erwärmt. Es kann theoretisch sein das der Ort an heißen Sommertagen abends und Nachts 2 Grad mehr Lufttemperatur hat. Wenn der Luftstrom Richtung Ort zieht.
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  • D. E.
    Können Sie ihre Quelle nennen?

    https://www.spektrum.de/news/energiewende-beeinflussen-wind-und-solarparks-das-klima/1993738
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  • J. B.
    Da braucht man keine Quellen, ist doch logisch. Ich spreche natürlich von einer kurzen Entfernung zum Dorf .
    Quellen gibt es genug. Zb. eike-klima -Energie.eu
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  • D. E.
    Nicht alles gedankenlos glauben.

    "Das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) gilt als die Speerspitze der Lobby, die den menschengemachten Klimawandel leugnet. EIKE ist kein Forschungsinstitut und publiziert nicht in wissenschaftlichen Fachzeitschriften."

    https://lobbypedia.de/wiki/Europ%C3%A4isches_Institut_f%C3%BCr_Klima_und_Energie
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  • H. H.
    Ohne Photovoltaik könnte es nicht nur um diesen Ort herum, sondern überall 2 heißer werden.
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  • E. K.
    PV-Module in Deutschland gehören auf unsere Dächer, an Fassaden, Balkone usw. Erst wenn diese Standorte ausgerzeizt sind, kann man sich die Frage über weitere Erschließungsflächen stellen.
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  • H. H.
    Und das soll reichen?
    Pro Person stehen ca. 17 m² Dachfläche zur Verfügung.
    Jeder Mensch in Deutschland benötigt täglich 125 kWh pro Tag.
    Die durch die Sonne täglich eingestrahlte Energie beträgt va.120 W/m².
    Der Wirkungsgrad privater Fotovoltaikanlagen liegt bei 20%.
    Das liefert 11 kWh pro Tag und Person - also 8,8% des Primärenergie-Bedarfs.
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  • S. B.
    Die Interessen der bauernschaft sind verständlich.

    Aber:
    14% des Ackerbodens in Deutschland werden für Energiepflanzen genutzt. Diese landen im Tank oder der Biogasanlage. Mit weit geringerem Wirkungsgrad als PV-Anlagen.

    Man bräuchte weit weniger Fläche, um Deutschland per PV mit Strom zu versorgen.

    Es geht hier also nicht um Verschwendung oder gar vernichtung von Boden. Sondern um die Interessen der Bauern, diese Böden selbst zu bewirtschaften.

    Ich wünschte mir, die Bauern würden etwa selbst als Genossenschaft (Raiffeisen!!) hier mit gehen und selbst PV-Anlagen errichten und betrieben. Anstelle zu protestieren und zu bremsen.
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  • H. S.
    Man könnte das Pferd auch mal andersrum aufzäumen.
    Rechenzentren in Frankfurt brauchen mehr Strom als der gesamte Flughafen.
    Das Stahlwerk ThysenKrupp verbraucht mehr Strom als ganz Hamburg.
    Dafür brauchen wir Windräder und Solarmodule.
    Erz wird importiert, Kohle wird importiert, Stahl wird exportiert.
    Eine Umstellung auf Wasserstoff kostet Milliarden.
    Der Wirtschaftsminister Habeck sagte kürzlich bei einem Besuch:
    Der Staat muß die Firma bei der Umstellung unterstützen.
    Da Wasserstoff noch sehr teuer ist, muß der Staat ihn subventionieren und
    für den Stahl auf dem Weltmarkt braucht die Firma Exporterstattungen vom Staat.
    Brauchen wir das alles ? Großkonzerne (Auto- und Waffenhersteller ) sahnen ab, der kleine Mann/Frau schaut in den leeren Geldbeutel
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  • H. H.
    Ach ja, die Verschwendung wertvollsten Bodens.
    Auf 60% dieses wertvollen Bodens werden zur Zeit Futtermittel angebaut - damit wir weiterhin Schweine-Billigfleisch nach China liefern können. Lebensmittel nur auf 28%
    Und auf weiteren 15% - mit den wertvollsten noch dazu - werden "Energiepflanzen" angebaut, meistens Mais für Biogasanlagen. Mit Photovoltaik könnte die gleiche Menge elektrischer Energie auf einem Vierzigstel der Fläche erzeugt werden.
    Aber es könnte natürlich jemand geblendet werden, der in 2 1/2 Kilometer Entfernung die Solarmodule von hinten sieht. So hier geschehen, in einem Nachbarort.
    So wird das nix mit unserer Energieversorgung - es sei denn, einige aliens helfen uns "freie Energie" vom Aldebaran zu nutzen. Also warten, wie bei Ringelnatz: "War einmal ein Bumerang, war ein kleines Stück zu lang. Bumerang flog ein Stück, aber kam nie mehr zurück, Publikum, stundenlang, wartete auf Bumerang."
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  • R. U.
    Windräder - will man nicht, sind zu hässlich.

    Solarfelder - will man nicht, wegen des guten Bodens. Egal ob um/in den Solarparks Biotope für Insekten, Vögel und sonstige Tiere enstehen.

    Biogas - will man somit auch nicht, wegen des guten Bodens wobei hier zusätzlich noch Monokultur betrieben wird.

    bleibt ja nur noch Kohle-, Gas- und Atomenergie.
    Ach nein die will man ja auch nicht.

    Was für ein Dilemma.
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  • A. F.
    Wenn ich immer lese „ es werden Flächen zur Lebensmittelproduktion zerstört“.
    Wann fangen wir endlich mal an nachhaltiger zu sein und nicht jährlich 11 Mio Tonnen Lebensmittel nur in Deutschland zu vernichten. Wir haben keinen Mangel an Lebensmitteln.
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  • T. D.
    Wir müssten nicht soviel aus aller Welt importieren , sparen viel Energie dadurch und
    bauen nicht nur Photovoltaikfelder auf , wo nur der Betreiber der große Nutznießer ist .
    Belegen wir mal alle öffentlichen und größeren Gebäude mit Solar , dann haben wir
    die größten Nutzen und Wirkung und dies auch noch ohne Verschandelung der Natur.
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  • G. W.
    Es passt halt überhaupt nicht mehr, wenn bisher rein landwirtschaftliche Flächen nun mit Solarmodulen zugepflastert werden.
    Unser Land ist mittlerweile dermaßen zersiedelt, daß es völlig ausreichend wäre, sämtliche Hallen und Großgebäude für Solarenergie herzunehmen.
    Aber wenn ein fauler Bauer mit Beziehungen zur CSU sich ne goldene Nase verdienen will, dann kommt sowas dabei raus, wie im Artikel beschrieben.
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  • G. W.
    Das heißt man dann bayuwarischen Föderalismus.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    nach der Argumentation der kitzinger CSU Stadträte dürfte dann auch keinerlei Energiemais mehr angebaut werden. Auch die Zuckerrübe, aus der gesundheitsschädlicher Zucker im Überfluß hergestellt wird, dürfte nicht mehr angebaut werden. Ich befürchte die CSU Vertreter haben ihre Vorschläge nicht wirklich vom Ende her gedacht.
    Richtig ist freilich, daß möglichst schnell Dach-Verkehrs und Industrieflächen als Photovoltaikflächen genutzt werden müssen.
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  • H. S.
    oh Arcus....und wieder haben sie ein Zuckerproblem....
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  • K. E.
    Zucker ist gesundheitsschädlich? Warum haben Sie das nicht schon viel Früher mal geschrieben?
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  • R. S.
    Oh @arcus...natürlich wieder die böse CSU.
    Die Solarparkerrichter wollen eine zusammenhängende möglichst grosse Fläche für ihre Module. Ein paar qm auf Dächern sind für diese Firmen uninteressant weil unrentabel.
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  • H. H.
    Vor allen Dingen

    sind solche Solarparks angewandte Marktwirtschaft. Das geht so: würde der Bauer für seine landwirtschaftlichen Produkte soviel Geld erhalten, dass er damit ein angemessenes Auskommen hätte, wären wir wohl eher dabei, Hausdächer und andere Nutzflächen zur Energiegewinnung heranzuziehen. Da er aber seit Jahrzehnten im Durchschnitt immer weniger für seine Produkte bekommt, sieht er sich nach anderen Ertragsmöglichkeiten um. Kann natürlich sein, dass dadurch die Billigprodukte beim Discounter teurer werden, so dass doch tatsächlich nicht mehr ca. 30 % gleich in die Mülltonne wandern. Aber wo der Bauer abgeblieben ist, hat ja bislang (auch) niemanden groß gekratzt.
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