Einen herben Dämpfer haben die Bemühungen des eigens zum Erhalt des Gutshofs in Öttershausen bei Gaibach gegründeten Vereins bekommen, die restlichen Gebäude dort zu erhalten. Beim Balthasar-Neumann-Tag anlässlich dessen 270. Todestages kürzlich informierte der Vorsitzende Reinhard Mast die Gekommenen, dass das Bundesministerium für Kultur und Medien eine Förderung in Höhe von 280.000 Euro zur baulichen Notsicherung der noch vorhandenen Gebäude abgelehnt habe.
Mast bezeichnete das als "einen empfindlicher Rückschlag für die Bemühungen des Vereins, aber es wirft uns nicht um". Jedoch bewirke es, dass die Notsicherung in diesem Jahr nicht durchgeführt werden könne. Mast setzt auf einen erneuten Anlauf im kommenden Jahr. Da man auch in der Politik Unterstützung bekomme, insbesondere von der CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker, "verlieren wir den Optimismus noch nicht, spätestens 2024 eine Finanzierung der Notsicherung zustande zu bringen."
Andere Denkmäler wurden Öttershausen vorgezogen
Das Kultusministerium habe die große Bedeutung von Öttershausen bestätigt: Es handle sich nach Ansicht ihrer Fachleute um "ein Denkmal nationaler Bedeutung", womit die zentralen Voraussetzungen zur Förderung erfüllt wären. Dennoch habe man sich aufgrund der begrenzten Haushaltsmittel für andere Projekte entschieden.
Das verwunderte den Vorsitzenden. Laut Homepage des Bundesministerium stehen in dem maßgeblichen Förderprogramm bundesweit 50 Millionen Euro zur Verfügung. Angesichts des verhältnismäßig geringen beantragten Förderbetrages bei gleichzeitiger massiver Einsturzgefahr dieses Denkmals nationaler Bedeutung sei, so Mast, aus Sicht des Vereins die ablehnende Entscheidung nur "schwer nachzuvollziehen".
Klappt ein zweiter Anlauf im nächsten Jahr?
Der Verein werde nach Angaben seines Vorsitzenden nun alles daransetzen, um im kommenden Jahr bei der Förderung berücksichtigt zu werden. Zwischenzeitlich wolle man weiter die Öffentlichkeit auf das Projekt aufmerksam machen.
Im Juli 2021 hatte sich auf Betreiben des Bad Kissinger Denkmalpflegers und Juristen Reinhard Mast der Verein zum Erhalt des ehemaligen Schönbornschen Gutshofs gegründet. Dessen Ziel ist es, das Restgebäude zu erhalten. Man wolle dort "ein Interpretations- und kulturhistorisches Zentrum für das Erbe Balthasar Neumanns und die Geschichte des Hauses Schönborn, sowie die Geschichte der Landwirtschaft im Barock in Franken" schaffen, beschreibt es die Internetseite des Vereins.
Der Volkacher Stadtteil Gaibach hat eine von Balthasar Neumann geplante Kirche. Hinzu kommen mit dem Schloss samt Park, der Heilig-Kreuz-Kapelle und der Konstitutionssäule, weitere Denkmäler, die "ein einzigartiges Ensemble von der Renaissance bis zur Klassik bilden", so die Internetseite.
Gut Öttershausen ist im Besitz des Grafen von Schönborn
In Öttershausen stehen die Überreste eines um 1600 erbauten Gutshofs. Vom einst aus zehn Gebäuden bestehenden Anwesen sind nach dem Abbruch 2012 noch zwei wesentlich durch Balthasar Neumann gestaltete Gebäude erhalten. Es ist der sogenannte Winkelbau mit einem Treppenturm und der sich anschließende Schüttbau, die einst zur Lagerung des Getreides dienten. Die Überreste der zwischen Gaibach und Kolitzheim liegenden Anlage befinden sich im Besitz des Grafen von Schönborn.
Die Überreste sind in einem sichtlich schlechten Zustand, vor allem die obersten Gewölbe drohen einzufallen. Die Gebäude, die einige Zeit als "Lost Place" galten, wurden aus Sicherheitsgründen versperrt, mögliche Schlupflöcher für Neugierige wurden zugemauert und dicht gemacht.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatte der Vorsitzende des Vereins zum Erhalt des Gutes Öttershausen den falschen Vornamen. Das wurde mittlerweile korrigiert.
Es gab vor Jahren schon Interessenten, die dieses wunderbar gelegene Gutkaufen und erhalten wollten.
Aber N E I N , Herr Graf beliebt kein Eigentum abzutreten.
Herr Graf, wir leben in einer demokratischen Demokratie und nicht mehr in einer durch Adlige bestimmten Monarchie!
Wer profitiert mit den später durch öffentliche Mittel sanierten Gebäude? Warum kann das der Graf von Schönborn nicht selbst durchführen? Warum wurden 2012 nicht gleich alle Gebäude abgerissen? Warum dürfen unsere "adeligen Eigentümmer" immer erwarten, die Sanierung ihrer Güter der Allgemeinheit zu überlassen? Wenn schon der Staat die Kulturgüter vor dem endgültigen Verfall rettet, sollte er auch der Eigentümer und Nutznießer werden.