Die Spuren waren nicht zu übersehen. Ein Mountainbiker hatte sie in der Nacht zu Allerheiligen im gerade gegossenen Betonbett des neuen Kreisverkehrs am Kitzinger Gewerbepark ConneKT hinterlassen – mutwillig, wie es hieß. Die Sache ärgerlich, die Aufregung groß, aber nach einigen Tagen war der Schaden behoben. Bei der Eröffnung des riesigen Bauwerks Anfang Dezember war davon nichts mehr zu sehen und zu spüren. Doch so richtig glatt läuft es im Kreisverkehr jetzt trotzdem nicht.
Während die von Grund auf sanierte Staatsstraße 2272 nach Großlangheim wie ein frisch ausgerollter Teppich wirkt, fühlt sich das Innere des Kreisels seit dem ersten Tag rau und uneben an – als sei das Ganze noch nicht fertig. Ist es aber, wie Stadt und Staatliches Bauamt versichern. Wie kann das sein bei einem gerade erst eröffneten Bauwerk?
Der harte Kontrast rührt von den unterschiedlichen Materialen her. Die Straßen im Umgriff sind asphaltiert, aber sobald man in den Kreisel einfährt, stößt man auf Beton. Bei Kreisverkehren wird der Baustoff Beton hierzulande noch nicht allzu lange eingesetzt – erst seit 2007, wie verschiedene Internet-Quellen nahelegen. Inzwischen gibt es im Land wohl deutlich über hundert Verkehrskreisel in Betonbauweise. Im Landkreis Kitzingen ist es laut Staatlichem Bauamt der erste.
Der Kreisverkehr erschließt auch den Gewerbepark ConneKT
Beton hat im Vergleich zu Asphalt die Eigenschaft, dass er sich an besonders beanspruchten Stellen nicht oder kaum verschiebt. Der Kreisel an der Staatsstraße in Kitzingen erschließt auch den Gewerbepark ConneKT, in dem sich viel Schwer- und Lkw-Verkehr tummelt; er muss also hohe Lasten tragen und aushalten können.
Doch es gibt einen Haken. "Fahrbahnen in Betonbauweise sind üblicherweise rauer", teilt die Stadt Kitzingen auf Anfrage mit. Und: Materialbedingt seien Dehnungsfugen notwendig. "Gegenüber den modernen Betonbauweisen bei weitgehend gerade verlaufenden Autobahnen müssen in einen Kreisverkehr diese Fugen aufgrund der Scherkräfte angefasst werden, was der Verkehrsteilnehmer spürt."
Dabei, so betont die Stadt, handle es sich um eine "subjektive Wahrnehmung". Die Fugen und die von vielen empfundene Rauheit stünden "in keinem Zusammenhang mit der Ebenheit der Betonoberfläche". Vom Staatlichen Bauamt in Würzburg erhält man die Info: "Eine gewisse Rauigkeit ist durch die Oberflächennachbehandlung mittels Besenstrich, Jutetuch oder als Waschbetonausführung gewollt, um eine Griffigkeit zu erreichen."
Alles sauber also? Es scheint beinahe so. Für die Stadt ist das Ganze jedenfalls "technisch mehr als normgerecht ausgeführt" und keineswegs ein Mangel. Grund zur Beanstandung oder gar Nachbesserung gebe es nicht.
Unzufrieden ist die Stadt nach eigenen Angaben eher mit der Oberflächenstruktur des angrenzenden Asphalts. Dort müsse man aber warten, wie sich die Sache bei wärmeren Temperaturen und nach dem Abfahren der weitgehend losen Bestandteile verhält, um ein abschließendes Urteil zu fällen.
Beim Staatlichen Bauamt heißt es auf Nachfrage, man sei zwar bei der Erneuerung der Staatsstraße 2272 federführend gewesen. "Die Planung und Ausführung des neuen Kreisverkehrs am Gewerbepark ConneKT hingegen wurde von der Stadt Kitzingen durchgeführt." Fragen dieser Redaktion zu möglichen Mängeln oder vergleichbaren Problemen beantwortet das Amt nicht. Die Baulast des Kreisverkehrs werde erst nach Fertigstellung aller Abschnitte der Nordtangente an das Staatliche Bauamt übergeben.
Bis Ende 2024 sollen Kreisel und Nordtangente verbunden sein
Dass der Kreisverkehr und mithin die Staatsstraße bislang nicht an die Nordtangente angeschlossen sind, hat nach Angaben der Stadt nichts mit Verzögerungen oder Problemen zu tun. "Vertraglich soll die Maßnahme insgesamt bis zum Jahresende abgeschlossen sein", heißt es aus dem Rathaus. Kurz vor Weihnachten sei die Baustelle "winterfest" gemacht worden. Wann die Arbeiten fortgesetzt werden, sei von der Witterung abhängig. Die Stadt geht davon aus, dass das Projekt früher als bis zum Jahresende fertig wird.