Draußen war der Winter zurückgekehrt und bedeckte die Osterglocken mit einem Hauch von Schnee, drinnen im Schelfenhaus redete sich der Volkacher Stadtrat die Köpfe heiß. Es ging allerdings auch um ein Thema, das mit Hitze und Sommer verbunden ist: das Volkacher Freibad, genauer gesagt dessen Sanierung. Und vor allem ging es darum, wie viel Platz zum Schwimmen noch sein wird nach der Runderneuerung.
Dazu gab es längst einen Stadtratsbeschluss aus dem Herbst 2020. Die Entscheidung damals: Auf 80 Prozent der bisherigen Wasserfläche soll diese verkleinert werden. Seitdem war es erstaunlich ruhig geworden um das Großprojekt. Zuletzt im Mai 2022 hatte die Vorentwurfsplanung auf der Tagesordnung des Volkacher Stadtrates gestanden. Im Hintergrund arbeitete zwar eine große Projektgruppe aus Planungsbüros, Bauamt, Stadtratsmitgliedern, Bauhof, Bäderleitung, Förderverein und Wasserwacht intensiv an dem Thema – allerdings nichtöffentlich.
Teurer Edelstahl treibt die Kosten für das Freibad in die Höhe
Umso ausführlicher holte Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) nun am Montagabend aus, um all seine Kolleginnen und Kollegen sowie die erstaunlich spärlich besetzten Zuschauerreihen auf den aktuellen Stand zu bringen. Seine entscheidende Erkenntnis vorneweg: Die Preise für Edelstahl seien "quasi explodiert", die beschlossene 80-Prozent-Variante sei wegen der hohen Kosten nicht zu halten.
Als Alternative präsentierte der Bürgermeister nun einen neuen Vorschlag: Man könne die Beckenfläche auf 50 statt 80 Prozent des ursprünglichen Zustands verringern. Das bedeute, das 50-Meter-Becken zu halbieren und stattdessen den Schwimmerinnen und Schwimmern nur noch eine 25-Meter-Bahn anzubieten. Das seien "weniger Filter, weniger Beton, weniger Edelstahl, weniger Umkleiden" – und somit niedrigere Preise.
Das bisherige Freibad war für 120.000 Menschen pro Jahr ausgelegt
Als Zahlen dazu nannte Bäuerlein: Die errechneten Sanierungskosten seien von ursprünglich 6,5 Millionen Euro auf elf Millionen im Herbst 2022 gewachsen. Die deutlich kleinere Lösung jetzt koste immer noch 8,7 Millionen. Macht nach Abzug der Förderungen einen Eigenanteil von rund 4,5 Millionen Euro für die Stadt Volkach.
Weitere Summen ließen durchaus aufhorchen: Die durchschnittliche Zahl an Badegästen betrug von 2002 bis 2018, als das Bad zuletzt normal geöffnet hatte, gut 40.000 Menschen im Jahr. Der bisherige Bestand mit einer Beckenfläche von 1800 Quadratmetern war laut dem Bürgermeister für über 120.000 Badegäste ausgelegt. Die 50-Prozent-Variante sei folglich noch immer für 60.000 Badegäste ausreichend – und damit genug für Volkach. Nun hieß es "Feuer frei" für eine intensive Diskussion quer durch alle Fraktionen.
CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner erläuterte ausführlich den Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach dem Freibad und einer "wirtschaftlichen Lösung". Nicht nur bei ihm klang durch, dass das gesamte Projekt auch noch kippen könnte. Er plädierte dafür, weiterzumachen bis die Kosten konkreter sind, betonte aber: "Die große Lösung kann es für uns als CSU-Fraktion nicht geben. Wer die große Lösung will, handelt unseriös."
Moritz Hornung (Grüne) hingegen brachte nochmal die Idee vom Naturfreibad ins Spiel, die im Herbst 2020 im Stadtrat bei einem Stimmen-Patt von 10:10 knapp gescheitert war: "Größere Wasserflächen für weniger Geld sind möglich, wir müssen es uns nur trauen". Doch dieser Vorstoß, der eine komplett neue Vorplanung nach sich ziehen würde, traf nicht auf Gegenliebe.
Kritik an mangelnder Transparenz im Vorfeld der Entscheidung
Seine Fraktionssprecherin Andrea Rauch forderte, sich nicht einfach von der 80-Prozent-Variante zu verabschieden. Es seien zu wenig Fakten bekannt und "wir brauchen Zeit, um die Resonanz der Bevölkerung zu haben". Ihr Antrag auf Verschiebung der Entscheidung scheiterte jedoch.
Auch Mathias Krönert (FDP) kritisierte die mangelnde Transparenz im Vorfeld der Stadtratssitzung: "Ich hätte mir gewünscht, eher in diesen Prozess der Reduzierung einbezogen zu werden." Die Größe sei jedoch in Ordnung, das Angebot gerade für junge Familien gut: "Es ist kein Mini-Freibad!" Und Cengiz Zarbo (FWG) freute sich: "Schön, dass es vorangeht und unser Traum weiterlebt, das Bad wieder zu eröffnen."
Anders bewertete das Barbara Nikola-Bier: "Wir glauben, 50 Prozent ist einfach zu kurz gedacht." Sie wünsche sich mehr Weitsichtigkeit. Ähnlich klang das bei ihrem SPD-Kollegen Julian Eibicht, der ein "zukunftsweisendes Denken" vermisste: "Der Qualitätsverlust ist größer als die 1,5 Millionen Euro, die wir sparen."
Bei diesem Argument warf FWG-Fraktionssprecher Herbert Römmelt ein: "Wir denken an die Zukunft." Und aus den Reihen der CSU erinnerten Stephan Dinkel und Simon Rinke nochmals an die vielen Pflichtaufgaben, die man erfüllen müsse. "Da sind 1,5 Millionen Euro viel Geld", so Dinkel.
Zweiter Bürgermeister Udo Gebert (FWG) ging sogar so weit, auszusprechen, was stets wie ein Damoklesschwert über der Freibadsanierung hängt: "Langfristig können wir uns die 4,5 Millionen Euro schon nicht leisten." Er gehörte neben den zwei anwesenden Grünen und dem Duo der SPD dann auch zu den fünf Stadtratsmitgliedern, die dagegen stimmten, den neuen Entwurf bis zur Leistungsphase drei voranzutreiben.
Alle anderen sahen es wohl eher wie Herbert Römmelt. Er hatte daran erinnert, dass man nun seit 2016 über die Sanierung des Freibads diskutiere: "Wir stimmen jetzt ab, sonst sitzt der nächste Stadtrat in drei Jahren immer noch da und spricht darüber."
Auf der jeweils rechten Hälfte geht hin und auf der anderen quasi zurück.