Nächster Halt: Marktsteft. "Alle aussteigen bitte." Oder müsste es heißen, "Alle einsteigen bitte"? Gute Frage! Denn ein umgebauter Linienbus beschert der Bierstadt Marktsteft nun einen neuen Biergarten im Grünen nahe des Mainufers . "Heißer Franke" nennt sich das Konzept aus gehobenem Imbiss mit regionalen Lieferanten. Und dass dieses bestens funktioniert, beweisen die Inhaber Carina Valtin und Jochen Würtheim seit August vergangenen Jahres an der Mainlände in Eibelstadt.
Gastronomisch bringt das Paar die Erfahrung als Betreiber des Würzburger Stadtstrands mit, der wegen Corona jetzt allerdings das 2. Jahr pausiert. In Eibelstadt haben die beiden erstmals einen Linienbus, der einst in der Eifel Schulkinder transportierte, als Foodtruck eingesetzt. Nun durfte derselbe Bus mainaufwärts weiter fahren bis nach Marktsteft, genau 20 Kilometer sind das auf dem Mainradweg. Eibelstadt hat stattdessen ein größeres Modell bekommen nach dem gleichen Prinzip: Der gelernte Maschinenbauer Jochen Würtheim und vor allem Kompagnon Tobias Reulein haben Küche und Bar eingebaut. Maßarbeit auf engstem Raum.
Holzterrasse mit Liegestühlen
Aus diesem heraus werden nun die Gäste mit Burgern (auch vegetarisch) und Bratwürsten bedient, in Marktsteft gibt's dazu Bier der Brauerei Kesselring. Die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten gehört zum Prinzip, ebenso wie die Gestaltung des Biergartens. In Marktsteft erwarten die Besucher eine Terrasse mit Liegestühlen und auf der mit Hackschnitzeln bedeckten Wiese stehen Holzstühle statt Bierbänke.
Auf einem davon hat am Eröffnungstag Marktstefts Bürgermeister Thomas Reichert Platz genommen. Die Sonne scheint, die Plätze füllen sich schnell, die Marktstefter sind neugierig auf den neuen Biergarten. Aber es nicht nur das neue gastronomische Angebot, das ihren Bürgermeister an diesem Freitag derart zufrieden wirken lässt. "Es ist ein Segen, dass wir das so an Land ziehen konnten", hatte er bereits vorab am Telefon gesagt. Ein Rundgang vor Ort verdeutlicht, warum.
Fäkalien lagen im Umfeld der Badebucht
Denn der neue Biergarten liegt nicht nur genau am vielbefahrenen Mainradweg, er ist auch nur rund 150 Meter von der beliebten Badebucht "An der Fähr" entfernt. Auf der Wiese mit kleinem Sandstrand tummelten sich im 1. Corona-Sommer an heißen Wochenenden bis zu 350 Menschen. Die Folgen waren viel Müll, zerbrochenes Glas und sogar Fäkalien. Bereits im vergangenen Jahr hatte darum Reichert davon gesprochen, dort gerne wieder einen Imbiss mit WC haben zu wollen.
Vor einigen Jahren hatte es an der Mainstraße den "Radlerimbiss" gegeben, die Anschlüsse für die Toiletten waren darum bereits vorhanden. So wurden sich Stadt und Betreiber nach einem 1. Gespräch im Januar schnell einig. Carina Valtin sagt am Eröffnungstag, sie seien "damals hier heimlich herumgeschlichen". Und sie habe sofort gesehen: "Das ist perfekt, da gehen wir hin." Diese Begeisterung scheint sie nun mit ihren Gästen zu teilen. Die Bilanz der gelernten Verlagskauffrau nach dem 1. Wochenende: "Super, super, super! Zu jeder Zeit war jeder Tisch belegt."
Blumen aus Nachbars Garten zur Eröffnung
Sogar die Nachbarn ziehen mit: Zum Eröffnungstag haben sie frische Blumen im Garten abgeschnitten für die Tischdeko und sogar Windlichter mit passendem Logo designt. Valtin ist gerührt, als sie davon erzählt. Und ihr Verlobter Jochen Würtheim ergänzt: "In größeren Städten gibt es Genöle wegen Kleinigkeiten wie der falschen Cola-Marke auf der Karte, hier wird unsere Arbeit noch gewürdigt."
170 Angestellte hat das Paar mittlerweile, 22 davon in Marktsteft. Und es könnten entlang des Mains noch mehr werden: Weitere Gemeinden haben angefragt, ob der besondere Linienbus bei ihnen seinen nächsten Halt machen könnte. Das sei durchaus denkbar, sagt Carina Valtin und lacht: "Zwei gehen noch."