
Bücherei, Vhs, Alte Synagoge, Musikschule, Tourist-Info. Weinfest, Konzerte, World Press Photo. Alle diese Einrichtungen, alle diese und noch mehr Events gehören zum Bereich Kultur und Veranstaltungen in Kitzingen. Schon vor dem Weggang von Richard Arndt-Landbeck, des Geschäftsstellenleiters für den Kulturbetrieb, hat die Stadt überlegt, ob und wie sie diesen Bereich auf neue Beine stellen soll. Vieles nämlich musste, obwohl wichtig und zeitintensiv, quasi nebenher laufen im Hauptamt der Stadtverwaltung. Keine gute Lösung; darüber waren sich alle einig.
2021 wurden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, doch außer, dass die Verantwortung im Rathaus zunächst vom Hauptamt zum Oberbürgermeister wanderte, änderte sich nicht viel. Es bleibt beim Status quo, hieß es damals. Doch es kam anders. Erst in der Amtsleiterrunde, dann im Stadtrat entschied man im Sommer 2022, ein neues Sachgebiet und damit eine neue Stelle zu schaffen. Im Frühjahr 2023 wurde der Stellenplan angepasst, dann die Stelle ausgeschrieben und zum 1. Januar besetzt. Mit einem, den man in Kitzingen im Veranstaltungsbereich gut kennt: Frank Gimperlein.
Weg vom Stadtmarketingverein, hin zur Stadt: Der klare Cut war Bedingung im Rathaus
Seit 2013 engagierte sich Gimperlein beim Stadtmarketingverein Kitzingen. Im Juli 2018 wurde er Vorstand und Geschäftsführer, nachdem seine Vorgängerin Claudia Biebl in die Stadtverwaltung gewechselt war – wo sie allerdings nicht lange blieb.
Nun tat es der 36-Jährige ihr gleich: Er begann bei der Stadt und legte zugleich seine Ämter beim Stadtmarketingverein nieder. "Das war Bedingung im Rathaus", betont Hauptamtsleiter Peter Grieb. Dass Gimperlein auf der Homepage kitzingen-kanns.de im Impressum bis Ende April noch als Geschäftsführer angegeben war, nennt Gimperlein selbst einen redaktionellen Fehler.
"Ich habe einen klaren Cut vollzogen." Und tatsächlich erfolgte kurz nach dem Hinweis dieser Redaktion die Änderung: Nun ist dort Rainer Strasser als Vorstand verzeichnet. Einen Geschäftsführer gibt es beim StmV derzeit nicht. Mitarbeiterin der Geschäftsstelle ist Katrin Weber.
Gimperlein und die Stadt kennen sich also gut. Man weiß, worauf man sich einlässt. Warum vergingen trotzdem vier Monate, bis sich beide Seiten erstmals zum neuen Arbeitsverhältnis äußerten? Man könnte es ein Versäumnis der Stadt nennen. Oder ein Argument Gimperleins zitieren: Es sei sinnvoller gewesen, dass beide Seiten sich erst mal einfinden in die neue Struktur, statt vorzupreschen mit den Ideen, die er hat.

"Die Stelle ist dreigeteilt", könne er jetzt sagen. "Netzwerken" nennt er den ersten Bereich. Er will die Kulturschaffenden zusammenbringen und neben dem Bestand auch versuchen, neue Veranstalter und Veranstaltungen nach Kitzingen zu bringen.
Teil zwei ist die Führung der fünf städtischen Kultureinrichtungen Vhs, Bücherei, Alte Synagoge, Musikschule und Tourist-Info. Auch sie sind Teil des angestrebten Kulturnetzwerkes. Sie waren bislang direkt dem Hauptamtsleiter beziehungsweise zeitweise dem OB unterstellt. Jetzt ist Gimperlein zwischengeschaltet.
Künftig soll es jedes Jahr ein Konzertwochenende am Stadtbalkon geben
"Wir müssen gemeinsam überlegen, in welche Richtung wir bei Kultur und Veranstaltungen in Kitzingen gehen", findet der 36-Jährige. Ziel sei es, dass die Kennzahlen in allen fünf Einrichtungen stimmen, so dass keine von ihnen langfristig infrage gestellt werde.
Dritter Bereich ist es, selbst Veranstaltungen, wie das Weinfest, durchzuführen, andere Veranstalter bei Fragen zu unterstützen und die Kitzinger Kulturstätten zu verwalten, wie Florian-Geyer-Halle, Rathaushalle und Bleichwasen. Dort, am Stadtbalkon, soll langfristig jedes Jahr ein Konzertwochenende mit mehreren Konzerten stattfinden – zumindest das lässt sich der "Neue" schon entlocken.