
Wenn Richard Arndt-Landbeck, einer der beiden Vhs-Leiter und zugleich verantwortlich für das Kulturprogramm der Alten Synagoge, Ende 2021 in Rente geht, steht die Kulturarbeit in Kitzingen vor einem neuen Abschnitt. Um rechtzeitig den Übergang vorzubereiten und Ideen für künftige Schwerpunkte zu setzen, leistete sich der Stadtrat eine eigene Sitzung zu diesem Thema und damit eine Grundsatzdebatte.
Dabei spielte auch eine Rolle, dass Frank Gimperlein, der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, der Stadt einen Entwurf geschickt hatte, der die Gründung einer ausgegliederten StadtEventMarekting GmbH für Veranstaltungen in der Alten Synagoge sowie des Stadtmarketings vorschlug. Mit ihm als Geschäftsführer.
Die Kulturreferentin im Stadtrat, Brigitte Endres-Paul (SPD), auch Mitglied im Stadtmarketingverein, zeigte sich von Gimperleins Initiative überrascht. Zuvor hätte er die Vereinsmitglieder fragen sollen. Außerdem war sie der Meinung, dass der Stadtmarketingverein genug mit der Förderung des Einzelhandels und der Wirtschaft zu tun habe. "Das ist genug Arbeit", befand Endres-Paul. Sie hielte eine Zusammenarbeit mit der Alten Synagoge für "nicht fruchtbar".
"Nicht an der Kultur sparen"
Die Kultur in Kitzingen müsse weiter auf hohem Niveau gehalten und sogar ausgebaut werden; die Stadt dürfe wegen Corona nicht an der Kultur sparen, sagte sie unter Applaus vieler Stadträte. Ihr Mann, Manfred Paul (SPD), früher selbst Stadtmarketingverein-Vorsitzender, wandte sich ebenfalls gegen eine Event GmbH als Kulturträger. Das wäre "Konkurrenz zum freien Markt".
Auch Andreas Moser (CSU) sieht diese Organisationsform skeptisch und empfindet eine Verquickung mit der Kulturarbeit der Stadt als kontraproduktiv. Er favorisiert, dass das Stadtmarketing weiterhin den Einzelhandel stärkt.
Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) zeigte sich "sehr glücklich mit der Kulturarbeit". Sie biete "Vielfalt von 0 bis 99, von arm bis reich". Jeder solle Kultur genießen können. Zu Gimperleins Vorstoß sagte Güntner, dass dieser mit seiner Idee von einer anderen Organisationsform "den Horizont erweitert" habe.
Pro & Contra Event GmbH
Ein klares "Weiter so!" für die Arbeit von Richard Arndt-Landbeck kam von Jens Pauluhn (ÖDP). Er berichtete, dass es ein Eventmarketing auch in anderen Kommunen gebe: "Das kann nicht so schlecht sein." Walter Vierrether (ProKT) sprach sich auch für eine Event GmbH aus, am besten mit einem Netzwerker aus der Region. Auf die Frage Pauluhns, ob das Kulturzentrum noch mehr Veranstaltungen machen könnte, sagte Arndt-Landbeck, dass dies möglich sei, doch solle man nicht andere Anbieter verdrängen.
Dem stimmte Siegfried Müller (UsW) zu. Ansonsten würde man sich nur gegenseitig Besucher wegnehmen. Er empfahl, die Kultur – ein wichtiger Standortvorteil für die Stadt – durch den Zuschussbetrieb Alte Synagoge zu bereichern und alles andere den Privaten zu überlassen.
Arndt-Landbeck räumte auf Nachfrage mit der Illusion auf, dass mit Kultur Geld zu verdienen sei. Das sei erst mit großen Veranstaltungen möglich, etwa in Hallen oder Stadien, die mehrere Tausend Besucher fassen. Eine wirtschaftlich arbeitende Alternative seien Kulturvereine, die mit Ehrenamtlichen und damit ohne Personalkosten arbeiten könnten. Dazu passte die Vorrede von Hauptabteilungsleiter Ralph Hartner, der betont hatte, dass sich die Stadt den Kulturbetrieb insgesamt jährlich rund drei Millionen Euro kosten lasse – zumeist als freiwillige Leistung.
Alle Kulturträger an einen Tisch bringen
Wenn die Kulturarbeit neu gedacht wird, will Astrid Glos (SPD) gern alle Kulturträger der Stadt zusammenbringen und Neuerungen nicht allein für die Alte Synagoge diskutieren. Ergänzend bemängelte Stephan Küntzer (CSU), dass es in Kitzingen an einer Terminabstimmung der Kulturanbieter ebenso fehle wie an einem gesamtstädtischen Kulturprogramm.
Timo Markert (CSU) will vor allem "Gas geben", um die Nachfolge möglichst bald zu regeln. Dem pflichtete OB Güntner bei. Spätestens Mitte des 2. Quartals 2021 werde die Stelle des neuen Kulturchefs ausgeschrieben und wohl bis Oktober besetzt.