Wilde Locken, herzhaftes Lachen und ein offenes Wesen: So kennen die Kitzinger Andreas Laurien. Nun hat der Leiter der ökumenischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene seinen Job gekündigt. Einfach so. Ohne Not. Und ohne zu wissen, wie es weitergeht. Hat der Diplom-Psychologe eine Midlife-Krise? Der 49-Jährige lacht über diese Frage herzhaft – und erzählt im Interview von immer neuen Türen, die er öffnen möchte, vom Jenseits und von Zugausfällen.
Andreas Laurien: Ich bin sehr dankbar für die Zeit in Kitzingen, wollte aber von Anfang an nicht bis zur Rente hierbleiben. Elf Jahre sind es jetzt geworden – das ist schon lang für einen wie mich, der immer wieder etwas Neues machen und kennenlernen möchte. Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.
Laurien: Ein Teil versteht es, ein Teil nicht. Wir haben gemeinsam viele tolle Sachen realisieren können, auf die ich sehr stolz bin – vom Cybermobbing-Theaterstück übers Führungstraining für Väter und den Dialog der Pflegeeltern. "Jetzt, wo es läuft, geht er", sagen manche und sind sauer. Ich verstehe das, denn auf einer unbewussten Ebene hat es eine verletzende Seite, wenn jemand geht und man dieser Entscheidung hilflos gegenübersteht. Aber ich bin davon überzeugt: Jede Stelle braucht ab und zu Innovation.
Laurien: Das gilt nicht generell, aber für Leitungsstellen. Es gibt Menschen, die – weil man sie nach unten nicht wegkriegt – halt nach oben weitergereicht werden. Das ist höchst ungünstig. Unserer Kultur täte das Rotieren durch viele Bereiche gut, es brächte immer wieder neue Frische in Unternehmen und Ämter.
Laurien: In den letzten Jahren ist es mir in Beratungsgesprächen zunehmend schwergefallen, Geschichten immer wieder zu erzählen. Irgendwann kann man sich selbst nicht mehr hören. Konkret wurde es erst vor ein paar Wochen, als die Bahn mitgeteilt hat, dass es für dreieinhalb Monate einen Schienenersatzverkehr geben wird. Für mich wären das zwei Stunden einfache Fahrt – vier Stunden täglich im Zug. Das gab den Ausschlag dafür, einen Aufhebungsvertrag anzustreben. Ende Mai bin ich weg.
Laurien: Ich habe Gottvertrauen. Es gibt eine Stelle, die mich interessiert und näher an meiner Heimat ist. Ich denke, wenn es meine Stelle sein soll, wird sie es werden. Wenn nicht, halt nicht.
Laurien: Genau. Jetzt mache ich erst mal Pause. Ab Pfingstmontag gehe ich zu Exerzitien ins Kloster Himmelspforten. Und ich werde pilgern.
Laurien: Ich bin ein spiritueller Mensch. Christlich aufgewachsen, hatte ich als junger Erwachsener längere Zeit kaum Kontakt zum Glauben – bis ich 2004 eine Krebserkrankung bekam und schließlich noch eine Infektion. Dem Tod nah, habe ich ein tiefes Vertrauen gespürt, dass alles gut und richtig wird, egal, wie es ausgeht. Zweimal war ich in dieser Zeit auch Gast bei den Benediktinern in Münsterschwarzach.
Laurien: Bei mir ist es so. Ich bin über die Psychologie bei der Theologie gelandet. Hier findet man bei Fragen der Endlichkeit andere Ansätze. Ein Leben, das nur auf das Diesseits gerichtet ist, ist logischerweise ärmer als eines, das ein Diesseits und Jenseits berücksichtigt.
Laurien: Wie bei uns allen geht es auch bei mir um die Frage: Wie kommen Glück und Schönheit in mein Leben? Ich freue mich darauf, neue Ideen zu entwickeln und neue Herausforderungen zu bewältigen. Der Weg ist das Ziel.