Am Ende war es das erhoffte einstimmige Votum oder – um im Bild der Natur zu bleiben – „nicht nur Rückenwind, sondern ein Orkan“. So hat der SPD-Umweltexperte Robert Finster das eindeutige Bekenntnis des Kreisausschusses zum geplanten Naturparkzentrum Steigerwald genannt. Noch ist damit nicht klar, ob die Einrichtung tatsächlich auf dem Schwanberg errichtet wird. Aber die Botschaft, die der Landkreis Kitzingen gesendet hat, dürfte angekommen sein bei den Verantwortlichen des Naturpark Steigerwald e.V, die letztlich über den Standort befinden werden. Geht es nach „objektiven Kriterien“, so ist man sich im Landkreis sicher, kann das Zentrum nur an den Schwanberg gehen.
Der dortige Gutshof sei „am besten geeignet für die Errichtung eines Naturparkzentrums“. So steht es im Gutachten einer unabhängigen Kommission, das den Kreisräten schon vor Wochen vorgelegt wurde. Aber im Kreisausschuss schwang nicht erst seit der Sitzung am Montagnachmittag die Sorge mit, dass da noch andere Kriterien mit im Spiel sein könnten.
Wer die Debatte der letzten Wochen aufmerksam verfolgte, konnte den Eindruck gewinnen, dass es bei der Standortfindung nur noch um eine Entscheidung zwischen zweien der ursprünglich vier Bewerber geht. Gerolzhofen und die Haßberge scheinen raus, die Sache läuft auf ein Duell zwischen Iphofen und Scheinfeld hinaus. Daher war es den politischen Entscheidern im Kreisausschuss so wichtig, die Reihen zu schließen. Von der Landrätin über den Ex-Landtagsabgeordneten, von den Grünen bis zur AfD, sie alle stellten sich derart geschlossen hinter die Bewerbung des Landkreises und dessen Kandidaten Iphofen, dass das wie eine Demonstration wirkte. Gleichzeitig klang der unterschwellige Vorwurf mit, der einzige ernsthafte Mitbewerber ergehe sich in Strategiespielchen und bediene sich politischer Tricks.
Mend "verwundert" nach Telefonat mit Scheinfeld
So berichtete Iphofens ehemaliger Bürgermeister Josef Mend (Freie Wähler) von einem Telefonat mit Scheinfelds Stadtchef Claus Seifert (SPD). Dabei, so Mend, sei ihm versichert worden, dass Scheinfeld vom geplanten Standort abgerückt sei und statt dem ehemaligen Amtsgerichtsgebäude nun ein anderes Objekt unterhalb von Kloster Schwarzenberg ins Spiel bringe. Ein Vorgang, den Mend „verwunderlich“ nannte, da die gutachterliche Bewertung auf Basis des alten Amtsgerichts zustande gekommen sei.
Seifert sagt auf Anfrage, es gebe tatsächlich einen „Plan B“ und ein Alternativobjekt, einfach weil das Ankaufsrecht der Stadt für das Gerichtsgebäude nur bis Ende 2021 gelte. Mend sah sich mit Blick auf diesen Vorgang zu der Forderung veranlasst, die Standortentscheidung dürfe nicht zu einer „politischen Entscheidung“ werden. „Das sollte und muss nach sachlichen Interessen beurteilt werden.“ Seifert kann darüber nur schmunzeln: „Iphofen liegt nicht einmal im Steigerwald.“
Für den Kreisausschuss war die Nachricht über Scheinfelds Kurswechsel völlig neu. Wie Mend sahen auch andere Kreisräte dahinter ein unzulässiges Manöver. Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer sagte, er habe „kein Verständnis“ für den plötzlichen Standortwechsel in Scheinfeld. „Das würde das Bewerbungsverfahren ad absurdum führen.“ Landrätin Tamara Bischof erklärte: „Das kann nicht sein. Da könnte ja jeder andere kommen und den Standort, mit dem er nicht mehr zufrieden ist, tauschen.“ Siegfried Müller (UsW) sagte: „Die Entscheider können doch nicht über dieses Gutachten hinweggehen.“ Scheinfelds Bürgermeister sagt: „Über die Qualität dieses Gutachtens lässt sich trefflich streiten.“
Die Kosten trägt zum größten Teil der Freistaat
Das alles zeigt, wie hart hinter den Kulissen um das „Leuchtturmprojekt“ (Lenzer) gerungen wird – umso mehr, als der Kommune, die den Zuschlag erhält, satte Starthilfe gewährt wird. 90 Prozent Investitionskosten trägt der Freistaat, dazu 200 000 Euro der jährlichen Betriebskosten. Der Umbau des Gutshofes am Schwanberg wird auf rund 2,6 Millionen Euro geschätzt, die laufenden Kosten sollen 300 000 Euro betragen. Betreiben wird das Zentrum der 1971 gegründete Verein Naturpark Steigerwald mit Sitz in Scheinfeld.
Die Vereinsmitglieder – mehr als 50 Landkreise und Kommunen mit Anteil am Steigerwald – wollten sich eigentlich im Oktober 2020 treffen und dabei „nach Möglichkeit“ den Sieger küren. Wegen der Corona-Pandemie kam es nicht dazu. Wann die Entscheidung nachgeholt wird, steht laut Landrätin derzeit nicht fest. Am 7. Mai soll es in einer Vorstandssitzung eine „Vorabstimmung“ geben.
Die Fakten aus Iphofen liegen seit längerem auf dem Tisch. Noch einmal machten Tourismuschefin Claudia Bellanti und Stadtförster Rainer Fell am Montag klar, was den Schwanberg als den laut Gutachten besten Standort qualifiziert: die Lage in einem überregional bekannten Ausflugsziel, die für den Steigerwald beispielhaften Naturerlebnisräume, der Gutshof als Bezugspunkt in der Kulturlandschaft und nicht zuletzt die große Beliebtheit bei Ausflüglern.
Scheinfeld kann auf zwei starke Unterstützer zählen
„Der Berg war schon immer ein Highlight für den Tourismus“, sagte Fell. Bellanti definierte zwar noch einmal einen „Zielwert“ von jährlich 20 000 Besuchern, für die es rund 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Gutshof brauche, versuchte aber den Eindruck zu entkräften, dass der Schwanberg von Touristen überlaufen sei. Ex-Bürgermeister Mend erklärte, es gehe darum „vorhandene Besucherströme zu nutzen und nicht von neuen Besucherpotenzialen zu träumen“.
Mend war es auch, der generös anregte, der Stadt Scheinfeld eine „Alternative“ zum Naturparkzentrum anzubieten. Der Freistaat habe genügend Fördertöpfe, um ein „Projekt herauszuzaubern“. Auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf (CSU) sagte, er sei „nicht untätig“ gewesen und habe „mit seinen Möglichkeiten versucht“, dass der Staat Scheinfeld ein „anderes Angebot“ macht – dies alles vor dem Hintergrund, dass Scheinfeld in den Landtagsabgeordneten Gabi Schmidt (Freie Wähler) und Hans Herold (CSU) zwei starke Unterstützer des Projekts hat. Mend wünscht sich von den hiesigen Parlamentariern offenbar mehr Fürsprache und sagte, er habe die „Bitte“ an die CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker, dass sie dem Landkreis Kitzingen im Kampf um das Prestigeobjekt helfe.
immer war einen ort der ruhe und für uns immer
etwas besonderes
inzwischen wissen das auch schon unsere enkel