Klara, Noah, Ella, Hannes haben alle eins gemeinsam: Sie sind im vergangenen Jahr in der Klinik Kitzinger Land auf die Welt gekommen. Insgesamt 238 Mädchen und 238 Jungen erblickten im Kreißsaal im neuen Erweiterungsbau zum ersten Mal das Licht der Welt. Bei allen Geburten dabei: eine Hebamme. Insgesamt sieben arbeiten im Kitzinger Krankenhaus in der Geburtshilfe. Und wenn es nach Hebammen-Sprecherin Tanja Kouoh Eyidi und ihren Kolleginnen geht, könnten es gerne mehr sein.
Im vergangenen Jahr verließen einige Hebammen die Klinik, andere kamen dazu. Das Team der Geburtshilfe meisterte die Veränderungen gut. Trotzdem wünscht sich Kouoh Eyidi noch zwei neue Beleg-Hebammen im Kreißsaal. Das Problem: In ganz Deutschland gibt es zu wenige Hebammen. Die Konkurrenz ist also groß und ein kleineres Haus wie Kitzingen muss dabei besonders herausstechen.
Das große Plus des Kitzinger Krankenhauses
Wobei Kouoh Eyidis Kolleginnen Elke Keller und Nicole Dunkelberg gerade die Größe als das Plus herausstellen. Das Kitzinger Krankenhaus habe genau die richtige Größe: nicht zu groß und nicht zu klein. Das sei für Mutter und Kind gut, erklären die Hebammen. Das war auch ein Grund, warum Dunkelberg 2021 nach Kitzingen gekommen ist. "Ich kenne die andere Seite", sagt die Dettelbacherin über ihre Zeit als Hebamme in Würzburg. "Das war teilweise schon Massenabfertigung", erinnert sie sich. Zeit für individuelle Betreuung blieb keine.
Anders in Kitzingen. Die Klinik-Hebammen arbeiten aktuell alle freiberuflich im Zwei-Schicht-Betrieb, also zwölf Stunden am Tag. "Wir können eine Geburt oft bis zum Ende begleiten", erklärt Keller, die seit 1986 in Kitzingen arbeitet. "Und wir können auf die Bedürfnisse der Schwangeren eingehen." Gerade das sei für die Gebärende wichtig.
Immer wieder komme es vor, dass die Geburt nicht voranschreitet, weil von außen zu viel auf die Schwangere einprasselt. Eine 1:1-Betreuung ist in größeren Häusern kaum möglich, berichten die drei Hebammen unisono.
Teure Versicherung als Problem
Eine Hebamme hat besonders während der Geburt eine große Verantwortung. Doch genau hier liegt ein weiteres Problem, warum es immer weniger gibt, die in der Geburtshilfe tätig sind. Die Haftpflichtversicherung ist in den vergangenen Jahren extrem angestiegen und liegt bei mehr als 1000 Euro im Monat, auch wenn ein Teil davon von der Klinik übernommen wird. Deswegen bieten viele Hebammen nur noch Vorsorge, Wochenbettbetreuung oder Stillberatung an. Es gehen zu wenige Hebammen in die Geburtshilfe, ganz davon zu schweigen, dass zu wenige Hebammen in Deutschland ausgebildet werden. Vielleicht schafft die Neuorganisation der Ausbildung Abhilfe – seit 2020 ist sie ein praxisintegrierendes Bachelorstudium.
Doch so lange, bis neu ausgebildete Hebammen an den Start gehen, wollen Keller, Kouoh Eyidi und Dunkelberg nicht warten. Sie rühren weiter die Werbetrommel für die Klinik Kitzinger Land, versuchen Kolleginnen davon zu überzeugen, wieder im Kreißsaal zu arbeiten. Sie werben aber auch bei werdenden Eltern für eine Geburt in Kitzingen. Denn schließlich braucht das Kitzinger Krankenhaus auch genügend Geburten, um im hart umkämpften Gesundheitswesen bestehen zu können.
Kouoh Eyidi, die seit 2005 im Kitzinger Krankenhaus Hebamme ist, schätzt, dass es etwa 900 Geburten im Landkreis gibt. "Alle könnten gar nicht bei uns entbinden", erklärt sie. Aber müssten alle Frauen zur Geburt nach Würzburg gehen, wären wiederum die Kliniken dort überlastet.
Und so machen Kouoh Eyidi und ihr Team neben bundesweiten Anzeigen in diversen Fachzeitschriften und Plattformen auch in den sozialen Medien auf sich aufmerksam. Ein Post auf Instagram, ein Film auf Facebook, ein Interview im Radio – die Hebammen gehen mit der Zeit.
"So leicht geben wir nicht auf", sagen Kouoh Eyidi, Keller und Dunkelberg. Sie werben für ihre Entbindungsstation, damit Mütter wie bisher gut versorgt und individuell betreut ihre Kinder in Kitzingen auf die Welt bringen können.