
Die Corona-Pandemie hat in Krankenhäusern für einen Ausnahmezustand gesorgt. Im Lockdown wurden Operationen verschoben, Besuchsverbote eingeführt und Hygieneauflagen verschärft. Alles, um das Gesundheitssystem und die Intensivstationen nicht zu überlasten. Was bedeutet das für Geburten im Landkreis Kitzingen und wie gingen werdende Mütter mit der Situation um?
"Im ersten Lockdown herrschten bei werdenden Müttern und Angehörigen große Ungewissheit und Sorge", sagt Eva Lamberski, Hebamme an der Klinik Kitzinger Land. Im Frühjahr des vergangenen Jahres sei das Wissen über das Virus noch gering gewesen und die Angst vor einer Infektion groß. Bei den Hebammen habe das nicht anders ausgesehen. "Viele Mütter haben ihre Hebammentermine abgesagt, bevor diese in Präsenz untersagt waren", sagt Lamberski.
Die Partner durften im ersten Lockdown nur bei der Geburt im Kreißsaal dabei sein. Ansonsten galt in der Klinik ein Besuchsverbot. "Deswegen verließen manche Frauen auch kurz nach der Geburt das Krankenhaus oder ließen sich ambulant von einer Hebamme betreuen", erklärt Lamberski. Das sei aber nicht allen möglich gewesen. Hebammen seien immer noch "Mangelware".
Entscheidung zur ambulanten Geburt aufgrund des Lockdowns
Christine Hertel aus Kitzingen war im ersten Lockdown schwanger. Ihre Tochter Maya ist ein Jahr alt. Sie habe sich trotz Pandemie gut auf die Geburt vorbereitet gefühlt. "Ich hatte immerhin noch sieben von neun vorgesehenen Vorbereitungskursen in Präsenz", sagt die 31-Jährige. Danach seien Kurse erstmal ausgefallen.

Termine wie Kreißsaalbegehung und Geburtsvorstellung seien für Hertel jedoch entfallen. Der Gedanke, bei der Entbindung eventuell allein zu sein oder danach ihren Partner nicht sehen zu dürfen, sei schlimm gewesen. "Den Mann bei einem so wichtigen Moment an der Seite zu haben, ist einfach das Wichtigste", sagt Hertel. Da Lamberski die Mutter des Kindsvaters ist, entschloss sich die werdende Mutter kurzfristig für eine ambulante Geburt. Den Rückbildungskurs nach der Entbindung konnte Hertel dann im Sommer wieder in Präsenz absolvieren.
Im zweiten Lockdown galten etwas andere Regeln
Auch Anna Schneider aus Kitzingen hat ihre Tochter während der Pandemie zur Welt gebracht. Elia wurde vor vier Monaten in der Klinik Kitzinger Land geboren. Ihre Mutter hat im vergangenen Sommer alle Vorbereitungskurse gemacht. Da Anfang des Jahren wieder ein Lockdown angeordnet wurde, hatte aber auch sie keine Kreißsaalbegehung. "Man macht sich natürlich einen Kopf, ob alles gut geht. Aber Frauen, die gar keine Kurse hatten, waren wahrscheinlich schlimmer dran", merkt die 24-Jährige an. "Vor allem, wenn es auch noch das erste Kind für die Mutter ist."

Schneiders Partner durfte während der Geburt dabei sein und sie danach auch besuchen. Mittlerweile sind Besuche der Partner mit einem negativen Coronatest wieder erlaubt, erklärt Lamberski. Nach zwei Tagen durfte Schneider die Klinik verlassen. Ihre Rückbildungskurse werde sie im Onlineformat absolvieren. Denn Präsenzkurse wurden im Zuge der steigenden Infektionszahlen wieder untersagt.
Nicht nur Nachteile durch die Pandemie
Trotz aller Einschränkungen, laufe die Schwangerschaftsbetreuung mittlerweile gut. "Wir Hebammen mussten uns erst mit der Situation arrangieren", merkt Lamberski an. Für einige seien die neuen technischen Möglichkeiten und Alternativen Neuland gewesen. Nun funktioniere das digitale Angebot ohne Probleme. "Wir können Onlinekurse und -termine anbieten", sagt sie. Auch Mütter in Quarantäne könnten die Hebammen via Videotelefonie "besuchen".
Außerdem seien die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten nicht nur von Nachteil. Dadurch, dass ausschließlich die Partner in die Klinik dürften, sei es dort auch deutlich ruhiger. "Das merkt man den Müttern und Kindern an", sagt Lamberski. Viele seien ausgeglichener und weniger gestresst.
Ebenfalls das Thema Impfung sei vorangegangen. "Die Hebammen der Klinik Kitzinger Land sind inzwischen alle mindestens ein Mal geimpft", sagt Lamberski. So könne noch mehr Sicherheit gewährleistet werden. Die Hebamme habe gemerkt, dass die Ängste und Sorgen bei den Müttern im Laufe der Zeit deutlich weniger geworden sind. Eine Belastung stelle die aktuelle Situation trotzdem dar – für Mütter und Hebammen gleichermaßen.