
Der Schock saß tief in Abtswind: In der Nacht zum 4. September 2023 wurde mitten im Ort der Geldautomat der Raiffeisenbank gesprengt. Die Explosion riss Fenster und Türen aus der Verankerung, Panzerglasplatten flogen durch die Luft, der Marktplatz war mit Trümmern übersät. Man konnte von Glück reden, dass eine sechsköpfige Familie im Obergeschoss des Hauses mit dem Schrecken davonkam. Die Täter flüchteten, angeblich mit nur geringer Beute, der Sachschaden war enorm.
Während die Tat kaum mehr als fünf Minuten dauerte, nahm die Aufarbeitung dieser Nacht Monate in Anspruch. Zunächst war ungewiss, ob die Filiale im Ort überhaupt wieder aufmachen würde. Viele Rückmeldungen habe es gegeben, hieß es damals bei der Bank, alle mit dem Wunsch, den Standort zu erhalten. Nun, gut ein Jahr nach dem großen Knall, hat die Geschäftsstelle wieder geöffnet. Nur einen Geldautomaten gibt es nicht mehr.

"Die Wiedereröffnung ist ein klares Bekenntnis der Verantwortlichen der Bank, weiterhin breit auf der Fläche vertreten zu sein", wird der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald, Martin Weber, in einer Pressemitteilung zitiert. Mit Kundenberater Uwe Hering, Serviceberaterin Birgit Kober und der Servicemitarbeiterin Renate Hertel biete man den Kundinnen und Kunden in Abtswind "ein erfahrenes und kompetentes Team". Bei der "gelungenen Wiederherstellung der Geschäftsstelle" waren laut Weber überwiegend lokale Betriebe eingebunden.
Wie es in der Mitteilung heißt, freute sich auch Bürgermeister Jürgen Schulz, dass es in Abtswind weiterhin eine Filiale der Raiffeisenbank gebe. Schulz überreichte an Kundenberater Hering und Servicemitarbeiterin Hertel ein kleines Geschenk. Die verantwortliche Planerin Regina Huller, Inhaberin des Ingenieurbüros Brändlein in Wiesentheid, betonte die gute Zusammenarbeit bei Planung und Umbau.
Die Servicestelle wird dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet sein. Einen Geldautomaten betreibt die Raiffeisenbank aus Sicherheitsgründen nicht mehr. Der nächste Automat befindet sich den Angaben zufolge etwa vier Kilometer weiter in der Geschäftsstelle Wiesentheid.
Die Täter wurden beobachtet und auf der Flucht gefilmt
Bei den Tätern soll es sich um drei schwarz gekleidete Männer gehandelt haben. Sie wurden damals von mehreren Zeugen beobachtet, wie sie nach der ersten Explosion eine zweite Sprengung vorbereiteten. Ein Anwohner habe ihnen vom Fenster aus zugerufen, dass die Polizei komme. Das störe sie nicht, hätten sie auf Deutsch mit womöglich osteuropäischem Akzent erwidert.
Auf ihrer Flucht wurden die Männer von einer Bewohnerin am Marktplatz per Handy gefilmt. Das Video zeigt, wie die Täter, die Stirnlampen tragen, in einen Audi steigen und in Richtung Unteres Tor in Abtswind davonfahren. Das Bayerische Landeskriminalamt nahm, wie in solchen Fällen üblich, die Ermittlungen auf. Gefasst sind die Männer, die in der Regel aus dem benachbarten Ausland anreisen, bislang nicht.