
Früher ging man mit der Spendenbüchse von Haus zu Haus oder baute am Marktplatz einen Stand auf, um Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Heute geht das Ganze digital und ist unter dem Begriff Crowdfunding bekannt. Per Klick kann für Projekte auf der ganzen Welt gespendet werden. So auch für einen Vater dreier kleiner Kinder, der nach dem Herztod seiner Partnerin Anfang des Jahres plötzlich alleinerziehend war. Seine Zwillinge waren da noch nicht mal einen Monat alt.
Die Geschichte von Enrico K. und seiner drei kleinen Buben, die jetzt ohne Mama Weihnachten feiern müssen, bewegt ganz Deutschland. Bekannte organisierten bereits zu Jahresbeginn eine Spendenaktion für die Kinder, Anfang Dezember rief Johannes Zäh, Chef der verstorbenen Mutter, dann eine Online-Sammlung für den Vater ins Leben. "Das ist ja schnell gemacht", sagt Zäh, Betreiber des Zykloopenhofs in Mainbernheim. Anfangs wusste nicht einmal Vater Enrico von der Aktion.
Gerade Online-Spendenaktionen sind schnell und einfach initiiert. Die Plattformen bieten eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, und in weniger als einer Stunde ist die Spendenaktion online. Doch wie sicher sind solche Aktionen? Und: Wie viel Geld kommt bei den Bedürftigen an?
Was versteht man unter Crowdfunding?
Das Wort setzt sich aus den englischen Begriffen crowd (Menge) und funding (Finanzierung) zusammen und lässt sich am besten mit dem Wort Schwarmfinanzierung übersetzen. Die Idee dahinter: Viele Geldgeber, der Schwarm, realisieren gemeinsam ein Projekt. Das kann eine Spendenaktion für einen alleinerziehenden Vater sein, die Erstellung einer eigenen CD oder der Kauf neuer Tore für einen Fußballverein. Allen gemeinsam: Es geht nicht um Rendite, und die Gelder sind zweckgebunden.
Um solche Aktionen zu starten, gibt es unterschiedliche Homepages im Internet. In Deutschland bekannt sind unter anderem Gofundme, Spendenseite oder Whydonate. Die heute laut computerwoche.de maßgeblichen Plattformen Indiegogo und Kickstarter wurden 2008 und 2009 in den USA gegründet. Sie gelten als Vorreiter dieses Finanzierungstyps.

Wie viel Geld kommt an? Wie hoch sind die Gebühren?
Das ist von Seite zu Seite unterschiedlich. Die Höhe der Gebühren wird zwar auf den jeweiligen Seiten genannt, ist aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Auf der Seite Gofundme kostet es keine Gebühr, eine Spendenaktion zu initiieren. Allerdings gibt es Transaktionsgebühren. Das sind 2,9 Prozent der Spenden plus 25 Cent pro Spende. "Falls du 500 Euro von fünf Spendern erhältst, würden auf deinem Bankkonto 484,25 Euro eingehen. Die Transaktionsgebühr beträgt 15,75 Euro", rechnet Gofundme auf der Homepage vor. Mit diesen Gebühren werden die Kosten der Plattform gedeckt.
Das gleiche Prinzip gilt bei Spendenseite.de. Die Seite behält fünf Prozent Provision für die Spenden ein, die über die Homepage getätigt werden. Dazu gibt es Transaktionskosten pro Spende, die je nach Spendenart unterschiedlich hoch sind. So kostet eine Überweisung 50 Cent, eine Bezahlung per Paypal 35 Cent plus 3,4 Prozent der Spendenhöhe. Auch hier ist der Start einer Spendenaktion kostenlos.
Welche Sicherheit gibt es für Spenderinnen und Spender?
Spender sollten auf die Transparenz der Seite achten. Hat sich der Spendeninitiator mit seinem richtigen Namen angemeldet? Steht genau beschrieben, für welchen Zweck das gesammelte Geld eingesetzt wird? Spenden über Crowdfunding-Plattformen sind in der Regel geschützt. Das heißt, dass die Spender das Geld zurückbekommen, wenn sie ihre Zweifel begründen können und die Plattform die Zweifel als bestätigt ansieht. Meistens gilt diese Garantie für ein Jahr.
Die Teams hinter den Plattformen versprechen auf ihren Homepages, dass sie proaktiv die Aktionen überwachen, um Missbrauch zu verhindern. Wer einen Betrug vermutet, soll Beschwerde einreichen.
Wird über eine Crowdfunding-Aktion Geld für ein neues Produkt oder ein Projekt gesammelt, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu überprüfen und nachzufragen, was mit dem Geld geschieht, wenn das Produkt nicht auf den Markt kommt oder das Projekt nicht realisiert werden kann.
Muss der Empfänger, für den gesammelt wurde, Steuern für die Spende bezahlen?
Spenden zählen als freiwillige Zugabe und fallen somit unter die Schenkungssteuer – aber nur, wenn ein Spender mehr als 20.000 Euro spendet. Auch bei einer Crowdfunding-Aktion wird nicht auf den gesamten Betrag, sondern auf jede einzelne Spende geschaut.