
Kreative Unternehmer sind längst nicht mehr auf Großinvestoren angewiesen, um eine Geschäftsidee zu verwirklichen. Wer heute ein Musikvideo drehen will oder einen Roman schreiben möchte, stellt seine Idee einfach auf einer Internetplattform vor, gibt das gewünschte Kapital und die Laufzeit an und muss nur noch genügend Unterstützer finden. Doch ist das wirklich so einfach? Prof. Sascha Walter ist Experte für Unternehmensgründung und Unternehmensführung an der Universität Würzburg und gibt Antworten.
Sascha Walter: Ja, zunehmend. Es laufen derzeit diverse Würzburger Kampagnen auf den einschlägigen Plattformen. Ferner hat Würzburg lebendige Gemeinschaften von Kunstschaffenden und Unternehmensgründerinnen- und gründern, die von Crowdfunding profitieren können.

Walter: Crowdfunding fällt in mindestens zwei Trends: Wir wollen „Gutes“ tun und das am liebsten von unseren Smartphones aus.
Walter: Viele sehen in Crowdfunding vor allem eine Geldquelle für Initiativen, die bislang woanders geringe Finanzierungschancen hätten. Aber Crowdfunding ist mehr. Denken Sie zum Beispiel an Entwickler von Handyspielen. Hier hilft Crowdfunding, den Markt besser zu verstehen (Kommt das Spiel überhaupt an?), das Spiel sogar vor dessen Herstellung bekannt zu machen und später mitunter klassische Investoren zu gewinnen. Selbst wenn das Finanzierungsziel nicht erreicht wird, kann die Kampagne Ideen zur Verbesserung des Spiels liefern.
Walter: Crowdfunding liefert üblicherweise kleinere Beträge. Daher ist es für klassische, technologiebasierte Unternehmensgründungen oft ungeeignet.
Walter: Geld zieht üblicherweise Kriminelle an. Die etablierten Crowdfundingplattformen versuchen – auch zum Selbstschutz – hier einen bestmöglichen Schutz zu bieten und entfernen betrügerische Kampagnen. Man sollte daher als Geldgeber auch bei Kleinstbeträgen nicht nur einer rührseligen Geschichte folgen, sondern weitere Informationen über eine Kampagne berücksichtigen. Insgesamt sehe ich Crowdfunding jedoch als seriöse Finanzierungsform an – oder würden Sie bei einem schwarzen Schaf unter 1000 die gesamte Herde schlachten?
Walter: Auf Vertrauensbildung und Netzwerkeffekte setzen, also möglichst früh viele Unterstützer finden und die Kampagne intensiv über soziale Netzwerke bewerben. Zudem transparent und aktuell bleiben, also ausreichend und zielgruppenspezifische Informationen und Projektupdates bereit stellen und auf frühere Crowdfundingerfolge verweisen.