Ihr blaues Kleid hat Barbara Stamm bereits zu Lebzeiten dem Fastnacht-Verband Franken (FVF) für eine Ausstellung im Kitzinger Fastnachtmuseum überreicht. Ursprünglich sollte es eine einmalige Präsentation unter dem Motto "Fastnacht in Franken" sein. Nach dem Tod der Würzburger CSU-Politikerin Anfang Oktober haben der FVF und das Museum entschieden, die legendäre Robe dauerhaft im Eingangsbereich zu präsentieren.
Damit würdigen die Fasenachter das Engagement Stamms, die erhebliche Fördergelder für den Bau des Museums und der angeschlossenen Fastnachtakademie eingetrieben hat. Zugleich erinnern sie daran, dass Stamm wohl der eingefleischteste Fan der TV-Sendung "Fastnacht in Franken" war. FVF-Ehrenpräsident Bernhard Schlereth erzählt, wie sie nach durchgefeierter Nacht den harten Kern der Fernsehsendung noch zum Weißwurst-Frühstück mit nach Hause genommen hat. So wie Stamm hartnäckig verhandeln konnte, wenn sie politische Ziele verfolgte, so bewies sie auch Sitzfleisch in fröhlich-geselliger Runde.
Den Rummel um ihr "blaues Klääd" hatten in den 1990er-Jahren Bruno Gold und die Gebrüder Narr aus Karlstadt ausgelöst, als sie in einer Faschingssendung das oft getragene Kleidungsstück Stamms besangen. Es wurde zum Running Gag vieler Folge-Auftritte und gipfelte in der Fastnacht 2019 darin, dass alle Künstler – inklusive Nilpferd Amanda – in einem blauen Kleid auf die Bühne kamen und Barbara Stamm eine gesungene Liebeserklärung darboten.
Viele Jahre Stamm-Gast bei der TV-Sendung "Fastnacht in Franken"
Die Fasenachter machten sich auch den Spaß, Stamm zu bestimmten Anlässen blaue Accessoires für ihr Kleid zu schenken: So bekam sie nach einer Hüft-OP blaue Krücken, ein andermal erhielt sie ein blaues Bügeleisen, und zu ihrer 25. Teilnahme an der Faschingssendung gab es einen silbernen Lorbeerkranz mit der Widmung "Stammgast". Auch als Stamm ihren Ministersessel räumen musste, reagierten die Narren: Die Politikerin erhielt eine blaue Tröte. "Um sich weiterhin Gehör in München verschaffen zu können", wie Schlereth schmunzelnd sagt.
Der FVF-Ehrenpräsident betont, dass Stamm schon seit den Anfangszeiten zum festen Zuschauerkreis der Veitshöchheimer TV-Sendung gehörte, als noch nicht jeder Politiker begierig darauf war, Karten dafür zu bekommen. "Wir waren wie eine Familie", blickt Schlereth zurück.
Kam Stamm zunächst im blauen Kleid, griff sie später immer wieder zu aufwendigen Verkleidungen. Die Vorliebe für die Farbe Blau durchzog aber viele ihrer Auftritte. So hatte sie an ihrem 60. Geburtstag zu einer "Blauen Nacht" in den Würzburger Hofkeller geladen, erzählt Schlereth, und die Gäste gebeten, in blauer Kleidung zu erscheinen.
Doch so fröhlich und gesellig Stamm gewesen sei, gelacht und gesungen habe, so ernst habe sie ihr Engagement für soziale Themen genommen. "Man konnte mit allem zu ihr kommen", lautet Schlereths Erfahrung, "gerade dann, wenn es schwierig wurde."
Die ehemalige Landtagspräsidentin habe dann alle Beteiligten zusammengerufen und am Runden Tisch solange verhandelt, bis es eine Lösung gab. "Und wenn Stamm gerufen hat, sind alle gekommen", sagt Schlereth und betont: "Es gibt in Unterfranken niemanden, dessen Wort so gehört wurde wie ihres." Schlereth ist sicher: "Die Region wird sie noch schwer vermissen."
Mancher mag das anders sehen, aber mir schaudert bei diesem Gedanken.