zurück
Oberwerrn
Grüne sorgen sich um die Demokratie
Das unterfränkische Spitzenpersonal der Grünen, Paul Knoblach und Manuela Rottmann, zeigten sich am Politischen Ascherdonnerstag der Grünen in Oberwerrn unbeirrt von den Bauerprotesten der Landwirte.
Foto: Natalia Mleczko | Das unterfränkische Spitzenpersonal der Grünen, Paul Knoblach und Manuela Rottmann, zeigten sich am Politischen Ascherdonnerstag der Grünen in Oberwerrn unbeirrt von den Bauerprotesten der Landwirte.
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 25.02.2024 03:32 Uhr

Es war wohl eine eher ungewöhnliche Szenerie, die sich am Donnerstagabend für die Gemeindemitglieder im ansonsten beschaulichen Oberwerrn auf der Hauptstraße rund um das Pfarrheim abspielte. Laut Polizei waren über 100 Personen mit 45 Traktoren vor Ort, um ihren Unmut kundzutun. Der Grund für die stark motorisierte Protestaktion war der Politische Ascherdonnerstag der Partei Bündnis90/Die Grünen, der im Pfarrheim Oberwerrn stattfand. Die Bad Kissinger Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann und Hauptrednerin des Abends stand den Landwirtinnen und Landwirten knapp eine halbe Stunde Rede und Antwort. Den Veranstaltern merkte man jedoch ihre Nervosität an. Erst am Tag zuvor hatte im baden-württembergischen Biberach der Politische Aschermittwoch der Grünen aufgrund von massivem Protest abgesagt werden müssen. Doch die Protestaktion in Oberwerrn verlief nach Polizeiangaben friedlich und die Grünen konnten ihren politischen Ascherdonnerstag ohne Störungen beginnen.

Bettina Häckner findet es traurig, dass man heutzutage Angst haben muss Veranstaltungen der Grünen zu organisieren.
Foto: Natalia Mleczko | Bettina Häckner findet es traurig, dass man heutzutage Angst haben muss Veranstaltungen der Grünen zu organisieren.

Bettina Häckner, Co-Sprecherin des Niederwerrner Ortsverbandes, eröffnete mit den sorgenvollen Worten: "Es ist traurig, dass wir in unserer Demokratie heute Angst haben müssen, wenn wir eine Veranstaltung wie diese durchführen wollen."

Appell an den Anstand

Auch der zweite Redner des Abends, der Grünen-Landtagsabgeordneter und Alterspräsident des bayerischen Landtags, Paul Knoblach, macht sich Sorgen um den Zustand der Demokratie. "Unsere Demokratie muss sich besser wappnen", fordert er. Knoblach appellierte an den Anstand im Umgang miteinander. Er verstehe durchaus die Gründe des Unmuts der Landwirtinnen und Landwirte, dennoch solle gestritten werden "ohne psychische und physische Verletzungen", so Knoblach. "Und dann kommen wir alle auf den Boden zurück und dann kommen wir weiter", ist sich der Landtagsabgeordnete sicher.

Als im Anschluss Bettina Bärmann (Freie Wähler), die erste Bürgermeisterin der Gemeinde Niederwerrn und stellvertretende Landrätin, als Gast der Veranstaltung sprach, betraten einige Landwirtinnen und Landwirte den Saal und hörten ihr und den nachfolgenden Rednerinnen zu. Bärmann sprach über die Planung der intermodalen Mobilitätstation, in welcher E-Bikes und Car-Sharing angeboten werden. Die Bürgermeisterin der Gemeinde berichtete auch über die Idee der Entwicklung eines Windparks mit den umliegenden Gemeinden.

Spitzen gegen Aiwanger, Söder und die Ampelpartner

Den Großteil des Abends am Rednerpult bestritt Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann. Sie wünscht sich, dass man wieder ohne Security und Polizei miteinander reden könne. Rottmann sprach an diesem Abend auch über die Landwirtschaft. "Der ursprüngliche Vorschlag, auf einen Schlag die Kfz-Steuer-Befreiung und die Agrardiesel-Rückerstattung abzuschaffen, war falsch", findet Rottmann. Sie sei froh, dass der Grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir erreichen konnte, dass es bei der Kfz-Steuer-Befreiung bleibt und bei der Agrardiesel-Rückerstattung eine langsamere Gangart erreicht wurde, so Rottmann. Dadurch bestünde die Zeit, eine Lösung für einen Umstieg auf alternative Antriebe zu finden, hofft Rottmann. Die Landwirtschaft bräuchte eine Alternative zu schwankenden Weltmarktpreisen. Auch der Klimawandel werde den Landwirtinnen und Landwirten weiter zusetzen, betont die Bundespolitikerin.

Zum Ende des Abends lief Rottmann zur Hochform auf und verteilte angriffslustig und zugleich gekonnt humoristisch "Watschen" gegen Bayerns Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger, der erst kürzlich überraschend eine weitere Stromtrasse nach Franken verkündete. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wurde ebenfalls für seine Untätigkeit beim Ausbau von Windenergie im Freistaat "abgewatscht". Neben der Landespolitik kriegten aber auch die Ampelpartner im Bund ihr Fett weg.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Oberwerrn
Natalia Mleczko
Bayerischer Landtag
Bettina Bärmann
Bundestagsabgeordnete
Bündnis 90/ Die Grünen
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Hubert Aiwanger
Landwirte und Bauern
Manuela Rottmann
Markus Söder
Oberwerrn
Paul Knoblach
Polizei
Traktoren
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Andreas Gerner
    Hat Frau Rottmann auch etwas (Entschuldigung vielleicht?)zu dem von ihr am 18.12. geäußerten Waffengewalt- Vorwurf gesagt ?

    Oder will sie es bis in alle Ewigkeit so stehen lassen ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Dublette.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Manfred Englert
    Herr Knoblach sorgt sich um den Zustand unserer Demokratie!
    Mich störte das legitime Rumgefahre der Bauern nicht!
    Als ich 1985 eine Veranstaltung zu Nicaragua und den Machenschaften der Sandinistas im Nürnberger KOM anmeldete und durchgeführt hatte, benötigten wir zwei Hundertschaften Polizei, die uns nach tumultartigen Störungen die Fortsetzung der Versammlung gewährleisten mussten.
    Es waren Grüne, Linke und SpD Anhänger mit Unterstützung der Antifa, die unsere Kritik am kommunistisch gelenkten Unrechtsstaat Nicaragua mit Gewalt verhindern wollten.
    Deswegen, liebe Grüne, verstehe ich Ihre Animositäten wegen des friedlichen Auftretens einiger Landwirte im beschaulichen Oberwerrn absolut nicht.
    Oder sind Ihre Reaktionen als Versuch, die Bauern in die rechte Ecke zu stellen, zu werten?
    Schauen Sie alle mal zurück, vielleicht erkennen Sie ja, von wem und welchen Gruppierungen Gewalt in die politische Auseinandersetzung getragen wurde.
    Denken Sie mal nur an HH/Gipfel und Scholz etc pp.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Richtig. Allein bei der linken Berlin-Lichtenberg-"Demo" vom 14.1. mit 21 (!) verletzten Polizisten gab's wohl mehr Verhaftungen als bei allen Bauernprotesten zusammen.

    Dies fand bei MainpostONLINE aber keine Erwähnung.

    Und die Silvesternacht Berlin, die laut dem Gesamtfazit "normal" verlaufen ist, liefert folgende Bilanz in Zahlen:
    54 verletzte Polizisten
    390 Verletzte
    720 Ermittlungsverfahren

    https://www.morgenpost.de/berlin/article240903760/silvester-neujahr-2023-24-berlin-polizei-feuerwehr-bilanz-300-festnahmen-verletzte-polizisten.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Ganzinger
    Ein Windpark rund um Niederwerrn laut Frau Bärmann?
    Klingt ja mal grundsätzlich interessant, aber wo soll der notwendige Wind dafür wehen?
    Niederwerrn liegt nicht auf einer Anhöhe (von Berg will ich gar nicht sprechen), sondern in der eher schwachwindigen Mainebene.
    Wie soll also ein Windpark, auch finanziell betrachtet, Sinn machen?
    Bekannt ist, dass schon seit, ich würde sagen, 20 Jahren, die Familie Häckner (Grüne Oberwerrn) ein derartiges Ansinnen hat, sich aber wohl bisher kein "Investor" gefunden hat.
    Anders als in Obbach, Rannungen und Forst sprechen halt auch die Rahmenbedingungen nicht für einen Windpark um Niederwerrn.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten