Mehr Bäume für den Klimaschutz! Auf diese Forderung können sich in der heutigen Zeit vermutlich alle verständigen – es sei denn, die Bäume stehen vor der eigenen Haustür. In Iphofen musste sich jetzt der Bau- und Umweltausschuss mit dem Antrag einer Familie aus dem Baugebiet Ost befassen.
Die Stadt, so hieß es in dem Schreiben, möge sich Gedanken machen, wie sie mit der Problematik der eng an die Grundstücksgrenze gepflanzten Bäume umgehen wolle. Diese waren bei der Erschließung des Baugebiets vor einem Vierteljahrhundert auf öffentlichem Grund gesetzt worden und sind nun zu stattlicher Größe herangewachsen.
Den Antrag hatte Bürgermeister Dieter Lenzer schon mit in die Juni-Sitzung gebracht. Der Ausschuss wollte sich vor einer Entscheidung aber selbst ein Bild machen, und so standen am Montag bei lauem Sommerwetter Stadträte, Stadtförster und Bauhof-Mitarbeiter vor besagtem Anwesen in der Straße Am Schafhofgraben, um zu erörtern, was mit den Bäumen geschehen solle.
Tatsächlich stehen diese im Abstand von weniger als zwei Metern an den privaten Grundstücken, jener im Nachbarschaftsrecht definierten Größe, an die sich in der Regel auch die Stadt zu halten habe. "Es gibt aber Ausnahmen", sagte Bauamtsleiterin Petra Krist. Und zwar dann, wenn – wie in diesem Fall – die Bäume Bestandteil des Bebauungsplans seien.
Sollen die Bäume auf öffentlichem Grund gefällt werden?
Abseits von solchen juristischen Gedankenspielen war man sich im Bauausschuss rasch einig, dass eines garantiert nicht infrage kommt: die Bäume zu fällen. Mögen sich Anwohner auch beschweren, dass die Bäume im ausgewachsenen Stadium Schatten und Laub aufs Haus werfen, das Pflaster von Gehwegen und Hofeinfahrten heben oder Samen in den Garten streuen – "das ist halt mal so, wenn ich was Grünes haben möchte", so der Bürgermeister.
Die Stadträte gingen noch einen Schritt weiter und waren sich der Folgen bewusst, wenn sie wirklich die Kettensäge an die "kerngesunden Bäume" legen würden: "Dann werden wir im Rat gesteinigt", sagte Peggy Knauer. "Damit lösen wir einen Krieg in der Siedlung aus – alle wollen Bäume", erklärte Otto Kolesch.
Der Bürgermeister hatte in der vorangegangenen Sitzung auf einen Vorgang im Stadtteil Possenheim verwiesen. Dort habe die Stadt vor einigen Monaten eine Allee kranker Eschen fällen lassen. "Da ist ein Shitstorm losgebrochen." In Iphofen verständigte sich der Bauausschuss jetzt darauf, einen Teil des Pflasters um die Bäume wegzunehmen und Baumscheiben aus Metall zu setzen, die den Stamm optisch etwas einhegen sollen.