
Gerade einmal 244 Menschen leben in Gnötzheim im Landkreis Kitzingen. Und doch hat dieser Ortsteil der Gemeinde Martinsheim etwas, was sich viele anderen Orte nur wünschen können: ein eigenes Freibad. Möglich machen das ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wasserwachts-Ortsgruppe, die seit 40 Jahren in vielen Stunden den Badebetrieb im Freibad sichern.
Einer, der von Anfang an dabei ist, ist Winfried Koschnicke. Frag man den 66-Jährigen, was ihn dazu bewogen hat, mitzumachen, sagt er: "Weil ich für mein Dorf etwas machen wollte."
Aus einem Feuerlöschbecken wird ein Freibad
Die Geschichte des Freibads ist eng mit der Wasserwacht verknüpft. Im November 1973 hatte der Gemeinderat Gnötzheim den Beschluss gefasst, ein Feuerlöschbecken zu bauen. Der erste Spatenstich erfolgte 1975. Nach nur drei Monaten war das Becken, unter großer Mithilfe der Gnötzheimer Bürgerinnen und Bürger, fertig gestellt.
Auf mehrfache Anregung von Gemeinderat Hans Lang wurde das Löschwasserbecken 1976 in ein Freibad umgebaut. Doch wie sollte man einen Badebetreib in dem kleinen Ortsteil gewährleisten? Einen Bademeister konnte man sich damals wie heute nicht leiten. Deshalb wurde Verbindung mit der Wasserwacht Ortsgruppe Iphofen aufgenommen.

In einer Aufklärungsversammlung wurde der Wasserwachtsverein Gnötzheim gegründet und als Stützpunkt der Ortsgruppe Iphofen angegliedert. Auf Anhieb waren, wie der Chronik zu entnehmen ist, 44 Mitglieder geworben, davon erklärten sich 18 bereit, sich zum aktiven Dienst ausbilden zu lassen.
Obwohl die Betreuung durch Iphofen einwandfrei funktionierte, dachten die Gnötzheimer 1983 darüber nach, sich selbstständig zu machen. Gesucht war ein technischer Leiter - gefunden wurde Winfried Koschnicke. Er übernahm die Verantwortung für das Freibad und trägt sie bis heute, auch als Gemeindebeauftragter für das Schwimmbad.
Nun galt es, junge Leute auszubilden sowie Kurse abzuhalten. Der erste Anfängerschwimmkurs wurde mit 35 Teilnehmern abgehalten - und die Ortsgruppe der Wasserwacht Gnötzheim war gegründet.
20 aktive Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer zwischen 18 und 70 Jahren
"Wir stemmen noch immer die komplette Badeaufsicht", sagt der der Vorsitzende der Ortsgruppe, Harald Kammleiter. Mit "Wir" meint er 20 aktive Rettungsschwimmerinnen und Schwimmer, von denen der Jüngste, Lukas Kammleiter, 18 Jahre alt ist, der Älteste, Harald Klein, 70 Jahre. "Eine Super-Truppe", freut sich der Vorsitzende. Dazu kommen noch die passiven Mitlieder, deren Zahl seit dem Jubiläum um 20 gestiegen ist, sodass die Ortsgruppe insgesamt 122 Mitglieder hat.

Je nach Witterung und Verlauf der Badesaison werden jährlich zwischen 400 und 600, in heißen Jahren auch mal bis zu 700 Stunden Dienst geschoben. Eine Aufgabe, die Linda Schmitt viel Spaß macht. Seit ihrem 18. Lebensjahr ist die 29-Jährige aktiv. Mittlerweile auch im Vorstand. Dort kümmert sie sich schon in der zweiten Amtsperiode um die Finanzen.
Ihre ganze Kindheit verbrachte Schmitt im Schwimmbad. Jetzt möchte sie, dass dies anderen auch ermöglicht wird. "Schließlich sollen auch meine Kinder da mal schwimmen." Sie möchte, dass etwa geboten wird, auch wenn Gnötzheim ein kleiner Ort sei. Für sie war es keine Frage, das Schwimmbad zu unterstützen. "Mit macht es Spaß."
Dank Crowdfundig-Projekten konnte das Bad renoviert werden
Nicht nur um die Badeaufsicht kümmern sich die Ehrenamtlichen. Um das Freibad fit zu halten für die Zukunft, muss auch immer wieder etwas investiert werden. Um das hierfür nötige Geld zu beschaffen, nahm die Gemeinde als Betreiber des Bads mit tatkräftiger Unterstützung der Wasserwacht an zwei Crowdfunding- Projekten teil. 2017 konnte so ein Reinigungsroboter beschafft werden und 2020 wurde die Zeit der Corona-Schließung genutzt, um die vorhandenen Gebäude dank vieler Spenden und freiwilliger Arbeitsstunden zu renovieren.
Das Freibad gilt als ein wichtiger Eckpfeiler bei der Freizeitgestaltung in der Region, vor allem auch für Familien mit Kindern. "Wir sind ein Familienbad", bekräftig Kammleiter. Unzählige Kinder haben in all den Jahren hier das Schwimmen gelernt, ihr "Seepferdchen" und weitere Abzeichen errungen.
Beachpartys für Jugendliche und Kinder
Da liegt es nahe, dass es angelehnt an die Beachparty der Jugendlichen auch eine für Kinder gibt. Vier Mütter organisierten dies, eine von ihnen war das aktive Mitglied Hannah Nusko-Klein. "Ein voller Erfolg", erzählt sie.
"Wir sind guter Dinge, dass es auch in Zukunft weitergeht", ist der Vorsitzende überzeugt. Das Potenzial an Mitstreitern und Freiwilligen sei da, damit das Freibad immer in den Sommermonaten geöffnet werden kann. Nachwuchs "für dieses schöne Ehrenamt" sei immer willkommen.