Eigentlich sollte es nur ein schlichtes Wasserbecken als Reservoir für die Gnötzheimer Feuerwehr werden. Irgendwie kam dann die Idee auf, daraus mehr zu machen. Jedenfalls sagt Bürgermeister Rainer Ott aus Martinsheim, der Gemeinde, zu der das 300-Einwohnerdorf Gnötzheim (Landkreis Kitzingen) gehört: „Schon während der Bauphase sind die Gnötzheimer vom reinen Feuerlöschbecken zum Schwimmbad umgeschwenkt.“
Ein „mutiges Unterfangen“ hatte laut einem Bericht dieser Redaktion der damalige Kitzinger Landrat Rolf Bauer bei der Einweihung 1976 das Projekt genannt. Er fand die Freizeiteinrichtung aber zugleich auch ein gutes Mittel, um die vier Ortsteile der damals entstandenen Großgemeinde Martinsheim schneller zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen zu lassen.
Es funktioniert seit Jahrzehnten
Anfangs gab es heiße Diskussion Pro und Kontra Bad. Schließlich wurde das Löschbecken durch den Ausbau mehr als doppelt so teuer. Aber schließlich stand offenbar das ganze Dorf hinter der Schwimmbad-Idee. Seit fast einem halben Jahrhundert gibt es nun nämlich das Freibad, und der Betrieb wird komplett ehrenamtlich organisiert. Nachdem der Plan gemacht war, das Feuerlöschbecken als Schwimmbad zu nutzen, wurden die Betonteile mit blauer Farbe angestrichen und eine Filteranlage eingebaut – fertig. Seit Sommer 1976 können nun groß und klein dort schwimmen.
Darüber freuen sich nicht nur die Menschen aus Gnötzheim. Auch Schwimmbegeisterte aus den umliegenden Gemeinden kommen bei warmem Wetter in Scharen. Landrat Rolf Bauer hatte also recht, mit seiner Prognose bei der Einweihung. „Das Schwimmbad wird gut angenommen“, so Ott. Er selbst nutzt es seit der Anfangszeit. Schon für seine Mittlere Reife hat er im Gnötzheimer Bad gelernt, verriet er einmal einem Reporter dieser Redaktion. Sogar aus dem angrenzenden Mittelfranken kommen die Menschen. Kein Wunder, denn direkt neben dem Schwimmbad ist eine Bushaltestelle. Es ist also bequem auch von außerhalb des Dorfes zu erreichen. Platz ist für 500 Besucherinnen und Besucher.
Schwimmen und mehr
Während des Freibadbetriebes kümmert sich die Gnötzheimer Wasserwacht um die Badeaufsicht. Sie hat insgesamt 90 Mitglieder, darunter etwa 20 Aktive, die jährlich zusammen um die 500 Stunden freiwilligen Dienst leisten, rechnet Bürgermeister Rainer Ott vor. Wer ein bisschen Zeit hat, trägt sich in eine Liste ein. So sei eine Schicht mal zwei Stunden lang, eine andere dauere drei Stunden, wie es die Beteiligten halt einrichten könnten, sagt Ott.
Geöffnet ist das Freibad in der Regel von Pfingsten bis September. In dieser Zeit können Prüfungen für Schwimmabzeichen wie Seepferdchen, Freischwimmer oder Fahrtenschwimmer absolviert werden. Das Bad beteiligt sich an der Ferienpassaktion der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit.
Und weil sportliche Betätigung hungrig macht, gibt es auf dem Gelände inzwischen auch einen Imbissstand. Dort kann man sich mit Wienerle und Kipf, Süßigkeiten, Eis und Naschtüten versorgen, schildert Ott. Im August findet als Höhepunkt des Freibadsommers eine Beachparty statt. Auch diese wird ehrenamtlich organisiert und betreut. Darum kümmerten sich Landjugend und ebenfalls die Wasserwacht, erzählt Bürgermeister Ott.
Nur in diesem Jahr blieb das Bad geschlossen. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wären dann doch eine zu große Herausforderung für das ehrenamtliche Schwimmbad-Team geworden. Ein wirkliches Problem war das aber wohl nicht – außer vielleicht für die Wasserratten, die diesen Sommer auf dem Trockenem blieben. „Wir haben die Zeit genutzt, um zu renovieren“, sagt der Bürgermeister. „Aber auch das mit viel Freiwilligenarbeit.“
Das Bad wurde schon im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder ein bisschen modernisiert und verlor damit völlig seinen Feuerlöschbecken-Charme: Das 40 Meter lange, zwölf Meter breite und 50 bis 215 Zentimeter tiefe Becken hat mittlerweile eine Rutsche, einen Ein-Meter-Sprungbock und Einstiege aus Edelstahl. Außerdem kamen Umkleiden und Toiletten und im ehemaligen Milchhäuschen die Imbissbude dazu.
Ein echtes Bürgerprojekt
Bürgermeister Rainer Ott betont, dass die Einrichtung wirklich ein echtes Bürgerprojekt ist. „Es ist zwar ein Draufleggeschäft für die Gemeinde, aber solange wir klar kommen, machen wir es“, sagt er. Vor ein paar Jahren stand eine größere Sanierung der Anlage an. Die vorab errechneten Ausgaben hätte die Gemeinde nicht stemmen können, so Ott. Aber mit Phantasie und Muskelkraft aus der Dorfgemeinschaft gelang es, das Bad für einen Bruchteil der veranschlagten Kosten wieder fit zu bekommen.