Der Schock im kleinen Obernbreit (Lkr. Kitzingen) sitzt auch am Tag danach tief: Dort ist am Sonntagabend der Maibaum beim Aufstellen umgestürzt und hat zwei Menschen verletzt, einen 22-Jährigen schwer. Er musste nach einer Erstbehandlung durch den Notarzt mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Der Zustand des jungen Mannes sei stabil, teilte am Montag Obernbreits Bürgermeisterin Susanne Knof auf Anfrage mit. Lebensgefahr bestehe nicht. Ein 61-Jähriger, der bei dem Unfall ebenfalls verletzt worden war, konnte die Klinik bereits wieder verlassen.
Wie die Polizei schildert, sollte der Maibaum gegen 18.30 Uhr wie gewohnt in der Marktbreiter Straße aufgestellt werden. Noch bevor der Baum vor dem Rathaus vollständig stand, stürzte er zu Boden. Warum, ist noch unklar. Der Baum wurde laut Knof wie andernorts mithilfe sogenannter Schwalben aufgestellt, lange Holzstangen, die während des Aufrichtens immer wieder umgesteckt werden müssen. Dabei geschah das Unglück. Zwei eingewiesene Helfer, 22 und 61 Jahre alt, wurden von dem Baum getroffen und verletzt.
Notärzte aus dem Publikum kümmerten sich um die Verletzten
Zwei Notärzte unter den Umstehenden kümmerten sich sofort um die Verletzten. Die Menschen am Dorfplatz seien gebeten worden, umgehend nach Hause zu gehen, so die Bürgermeisterin, und dieser Bitte seien die meisten auch gefolgt. "Die Leute waren sehr besonnen und ruhig", so Knof. Im Publikum waren auch etliche Kinder. Der Kindergarten sollte an diesem Abend singen, die Vorschulkinder sich vorstellen, so wie es Tradition ist im Ort. Doch jäh endete der Festbetrieb mit dem Schreckensereignis.
Noch am Abend und auch am Tag danach war ein Team der Psychosozialen Notfallversorgung vor Ort, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, das Erlebte zu verarbeiten. Beteiligte, Angehörige und Augenzeugen des Unglücks trafen sich am Montagvormittag auf Einladung der Gemeinde im Rathaus. Am Nachmittag öffnete der Pfarrer die Türen des Gemeindehauses – auch hier bestand Gelegenheit, die Ereignisse des Vorabends gemeinsam zu bewältigen.
Derweil gehen die Ermittlungen zum Unfallhergang weiter. Die Polizeiinspektion Kitzingen hat noch am Abend die Arbeit aufgenommen und versucht nun zu klären, wie der Maibaum umstürzen konnte. Das Fest war gut besucht, der TSV Obernbreit hatte bewirtet. "Wir freuen uns auf einen schönen und geselligen Abend!", hatte die Bürgermeisterin des 1700-Einwohner-Ortes noch am Vormittag auf ihrer Facebook-Seite geschrieben.
Knof hatte nach eigenen Angaben keinen direkten Blick auf die Szenerie. Der Unfall habe sich mit einem "Knarzen" angekündigt. Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können oder den Vorfall möglicherweise gefilmt haben, werden von der Kitzinger Polizei gebeten, sich telefonisch unter der Nummer 09321/141-0 zu melden.
Zwischenfälle mit Maibäumen auch in den vergangenen Jahren
Der Fall erinnert an das Maibaum-Aufstellen in der Gemeinde Estenfeld (Lkr. Würzburg) vor sieben Jahren. Dort war der Baum beim Aufstellen zur Seite gekippt, beinahe wäre es zur Katastrophe gekommen: Nur haarscharf schrammte der Stamm am Blasorchester des örtlichen Musikvereins vorbei, ernsthaft verletzt wurde damals niemand.
In Würzburg hatte ein Sturm im August 2020 den Maibaum auf dem unteren Markt umgeworfen. Der 18 Meter hohe Stamm knickte ab, verletzt wurde bei dem Vorfall wie durch ein Wunder auch hier niemand. 2005 hatte es in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) den Kreisbrandmeister erwischt: Der Maibaum fiel um und begrub ihn unter sich. Durch glückliche Umstände wurde er nur leicht am Fuß verletzt.
Tragisch endete dagegen ein Maibaum-Unglück im Jahr 2004 in Arnstein (Lkr. Main-Spessart). Auch dort kippte der Stamm beim Aufstellen zur Seite und traf den Vorsitzenden der örtlichen Feuerwehr. Der 48-Jährige erlag seinen schweren Verletzungen.
Gute Besserung den Verletzten und gute Erholung denjenigen, die das Erlebte zu verarbeiten haben, denn das ist oftmals auch nicht ohne!
Eigentlich ist es doch so, dass die Dorfgemeinschaft schön feiern möchte! Es gibt Dörfer da wird der Maibaum von einem Traktor mit Greifer ins Loch "gesteckt". Ist vielleicht nicht traditionell aber sicherer.
Junge Leute die oftmals den Baum ohne oder mit wenig Erfahrung aufstellen machen sich auch kaum Gedanken über die Haftung sollte etwas passieren! Dabei möchte unabhängig davon sicher niemand, dass Freunde oder Vereinskollegen oder Zuschauer zu Schaden kommen.
Alles Gute dem Verletzten!
Wird jedoch gemeinsam aufgestellt, wird zusammen angepackt und so etwas geleistet. Das schweißt zusammen. Jung und alt, alteingesessen und zugezogen, usw.
Von diesem Geist lebt das Landleben. In Form der Vereine, der freiwilligen Feuerwehren, usw.
Schläft das ein, ist es um die Zukunft des ländlichen Raums schlecht bestellt.
alle wissen es heute besser und geben angeblich gute Bewertungen ab!
Wenn nächstes Jahr aus Sicherheitsgründen kein Maibaum aufgestellt wird,
dann beschweren sich diese selben Leute auch wieder, wegen Mißachtung von alten Traditionen.
Gute Besserung und baldige Genesung für die Verletzten !
Wer sich da leichtsinnigerweise ehrenamtlich einbringt, steht am Ende alleine da.
Dieser Unfug ist saugefährlich, aber weil’s Tradition ist (und weil’s Alkohol gibt), sind zig Unfälle jedes Jahr gesellschaftlich akzeptiert …
Ich wünsche den Verletzten gute Besserung – und die Einsicht fürs nächste Mal, dass ein Sicherheitsabstand entsprechend der Baumhöhe die eigene Unversehrtheit effektiv schützen kann!
Das Aufstellen klappt nur gemeinsam und nur in konzertierte Anstrengung.
Ein Geist, von dem Vereine und insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren leben.
Lässt man das einschlafen, geht's mit den Vereinen noch schneller abwärts. Nicht auszudenken, was das für den ländlichen Raum bedeutet.
Unsinn sind dagegen Sachen wie Silvesterfeuerwerk.
PS: Sicherheitsabstand fordern für die aufstellenden Helfer ist ziemlich sinnbefreit.
Sicherheit bringen Grundsätze wie immer mindestens zwei Aufstellkreuze am Stamm.
Absolute Sicherheit gibt es nie.
Aber zur Arbeit/zum Einkaufen fahren oder daheim auf der Leiter die Fenster putzen oder Deko (z.b. Weihnachten) aufhängen ist laut Statistik gefährlicher.
Ob das die Hinterbliebenen auch so sehen?
Googeln Sie doch mal „maibaum tödlicher unfall“ … dafür, dass es immer nur „Einzelfälle“ sind, kommen aber ganz schön viele zusammen …
Wer braucht schon Dorfleben?
Niemand wird zum Helfen gezwungen. Alle machen freiwillig mit. In der Regel wissen alle um die Gefahren. In aller Regel passiert nichts.
Natürlich ist es traurig, wenn doch mal was passiert.
Ich kenne persönlich niemanden, der bei einer Maibaumaktion verletzt wurde (mal abgesehen von einem Spreißel im Finger). Aber ich kenne/kannte gleich mehrere Menschen, die bei Unfällen mit dem Motorrad böse verletzt wurden oder gar um´s Leben gekommen sind.
Aber wo kämen wir denn da hin, wenn man das zum Spaß rum Fahren mal beschränken oder verbieten würde?
Wer soll denn die vielen Motorräder dann kaufen und an jedem Wochenende der Saison den Lärm machen?