Knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind am Samstagabend die vielen Besucher beim Aufstellen des Maibaumes in Estenfeld. Kurz bevor die 20 Meter hohe Birke endgültig stand, stürzte sie um und wäre fast auf die Mitglieder des Jugendblasorchesters des Musikvereins gefallen. Glücklicherweise wurde die Birke durch einen direkt daneben stehenden Baum „abgefedert“. Eine Frau erlitt durch einen herabfallenden Ast des Baumes, den die Birke gestreift hatte, leichte Kratzer im Gesicht. Weitere Personen wurden nicht verletzt.
Mit Hilfe eines Traktors wurde der Baum, der traditionell von den Feuerwehrleuten mit Muskelkraft aufgestellt wird, direkt danach aufgerichtet. Nun steht er, mehrfach gesichert, an der vorgesehenen Stelle am Rathausplatz. Gefeiert wurde zum Maibaum-Aufstellen am Samstagabend wie vorgesehen am Gerätehaus der Feuerwehr.
Den Grund für das Umstürzen sieht Konrad Hasch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Estenfeld, in einem „technischen Versagen“. Der Aufnahmeschuh, also die Halterung des Baumes, sei nicht so arretiert gewesen, wie es hätte geschehen sollen. Kurz bevor der Baum ganz aufgerichtet war, stand er unter „Maximallast“, und der Aufnahmeschuh drehte sich, so dass die Feuerwehrleute die Kontrolle über den Baum verloren. Zum Glück, so Hasch weiter, hätten seine Leute schnell reagiert und die Zuschauer durch laute Rufe gewarnt.
Warum sich der Aufnahmeschuh gedreht habe, könne er nicht sagen. „Für uns ist es jetzt wichtig, den Aufnahmeschuh nächstes Mal noch stärker zu sichern, als wir das ohnehin gemacht haben“, so Hasch. Schon jetzt überlegt er, eine Sicherheitszone einzurichten, um die Zuschauer etwas weiter abseits zu halten. „Die Leute wollen ja möglichst in der ersten Reihe stehen und alles hautnah mitkriegen“, sagt er.
Im Endeffekt, sagt Estenfelds zweiter Bürgermeister Joachim Sadler, sei er froh, dass es keine ernsthaften Verletzungen gegeben habe. Unmittelbar nach dem Fall des Baumes habe er sich per Mikrofon vergewissert, ob jemand verletzt sei. „Wäre das der Fall gewesen, hätte sich sofort der anwesende Malteser-Hilfsdienst um die Verletzten gekümmert.“ Was Konrad Hasch ergänzte: „Wir Feuerwehrleute sind auch dafür ausgebildet, schnell Erste Hilfe leisten zu können.“
Wäre der Maibaum ohne Probleme aufgestellt worden, hätte Sadler in Vertretung von Bürgermeisterin Rosi Schraud noch eine kurze Rede gehalten. Stattdessen schickte er die schockierten Zuschauer zum Feuerwehrgerätehaus, damit sie den Schreck dort verarbeiten können.
Es war übrigens nicht das erste Mal, dass in Estenfeld ein Maibaum umfällt. Das berichtet Alfred Herrmann, Ehrenkommandant der Feuerwehr. „Das muss schon gut 35 bis 40 Jahre zurückliegen, als der Baum beim Aufstellen umgestürzt ist“, sagt er. Ob es seinerzeit Personenschäden gegeben habe, daran konnte er sich nicht erinnern. Und auch damals war der Maibaum per Muskelkraft aufgestellt worden. 40 Jahre lang sei nichts passiert, so Konrad Hasch, und auch dieses Mal sei nicht damit zu rechnen gewesen. „Wir werden zukünftig noch vorsichtiger und mit mehr Sicherheitsmaßnahmen zu Werke zu gehen“, versichert er.
Kuriosität am Rande: Nur einen Ast weiter am Baum, der den Sturz abmilderte, brütet eine Taube. Die ist nur für den kurzen Augenblick, als der Baum den Ast abriss, davongeflogen – um nur Sekunden später zurückzukehren und ihr Gelege im Nest weiter auszubrüten.