Nach dem tragischen Zwischenfall beim Maibaum-Aufstellen im Obernbreit (Lkr. Kitzingen) am Sonntag laufen die Ermittlungen der Kriminalpolizei zur Unglücksursache. Noch gibt es laut Polizeisprecher Martin Kuhn keine näheren Erkenntnisse, warum der Maibaum beim Hochstemmen zu Boden fiel und zwei Helfer verletzte – einen von beiden schwer.
Der 22-Jährige befindet sich laut Obernbreiter Bürgermeisterin Susanne Knof "soweit in einem stabilen Zustand". Der Mann musste am Sonntagabend mit einem Helikopter in die Klinik geflogen werden. Ein 61-jähriger Helfer wurde bei dem Unfall leicht verletzt, er konnte das Krankenhaus wieder verlassen.
Traditionelles Aufstellen des Maibaums per Hand oder lieber mit einem Kran?
Der Maibaum wurde in Obernbreit wie vielerorts in traditioneller Manier aufgestellt: Dabei wuchten auf Kommando etliche Helfer mit sogenannten Schwalben – lange, mit Tauen verbundene Holzstangen – den Maibaum schrittweise in die Höhe. Bisweilen rutscht der Stamm dabei heraus, verdreht sich und kracht zu Boden.
Immer häufiger setzen Kommunen deshalb Kräne ein. Damit sind die Maibäume besser zu sichern, Risiken lassen sich reduzieren. In der Gemeinde Estenfeld (Lkr. Würzburg) verzichtet man seit 2017 auf das Aufstellen per Muskelkraft, nachdem es im Jahr zuvor beinahe zur Katastrophe gekommen wäre: Der Maibaum fiel um und schrammte haarscharf an Festbesuchern und Blasorchester vorbei.
Mittlerweile findet in Estenfeld nur eine kurze Maifeier am Baum statt, der eigentliche Festbetrieb dann am Feuerwehrgerätehaus. Auch dies ist eine Lehre aus Unfällen in der Vergangenheit: Der Baum wird ohne Publikum aufgerichtet – gefeiert wird erst, wenn er sicher steht. Was aber, wenn doch etwas passiert? Wer ist dann in der Haftung?
Gemeinden sind zuständig für das Aufstellen der Maibäume
Obwohl die Freiwilligen Feuerwehren in etlichen Orten wie etwa in Kitzingen oder Veitshöchheim noch das Maibaum-Aufstellen übernehmen, winkt der unterfränkische Bezirksfeuerwehrverband ab: Das Aufstellen sei Sache der Kommunen, sagt Vorstand Ralf Dressel, Kreisbrandrat im Landkreis Haßberge. Wie weit sich eine Feuerwehr beteiligt, sei vor Ort zu klären.
Ähnlich äußert sich sein Kitzinger Kollege Dirk Albrecht. Ja, teilweise würden Feuerwehren die Maibäume aufstellen – ein großes Thema sei dies aber nicht, so der Kreisbrandrat.
Sollte beim Aufstellen eines Maibaums durch die Feuerwehr etwas passieren, greift in der Regel deren Haftpflichtversicherung, heißt es bei der Bayerischen Versicherungskammer (BVK). Sonstigen Vereinen, die einen vereinseigenen Baum aufstellen, rät BVK-Experte Klaus Leuthner, ihre Haftpflichtversicherung zu prüfen. Deckt sie das Aufstellen nicht ab, empfiehlt die BVK eine private "Maibaum-Versicherung" inklusive einem Jahr Standzeit.
Aber Achtung: Die Haftpflicht bringt nur einen Versicherungsschutz bei Fremdschäden, also wenn es Festbesucher oder deren geparkte Autos erwischt. Trifft es die Aufsteller selbst, wäre laut BVK die eigene Unfallversicherung gefordert.
Besondere Situation: Vereine arbeiten beim Maifest im Auftrag der Gemeinde
Und wenn Vereine in Abstimmung bzw. im Auftrag der Kommune tätig werden? Auch in Obernbreit war der Sportverein in diesem Jahr mit dem Maibaum-Aufstellen beauftragt, offizieller Veranstalter war die Gemeinde.
Wie Bürgermeisterin Susanne Knof erklärt, wechseln sich TSV und Schützenverein jährlich mit Aufstellen und Festbetrieb rund um den Maibaum ab. Die Feuerwehr sorgt lediglich für die Absperrung. Auch andernorts kümmern sich häufig Vereine um den jahrhundertealten Brauch.
Für Maibäume gibt es viele rechtliche Vorgaben
Erteilt dabei die Gemeinde den Auftrag zum Aufstellen, fallen die eingesetzten Helferinnen und Helfer nicht automatisch unter den Schutz der kommunalen Versicherung.
Die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister muss laut Leuthner dafür "besondere Beauftragte" für den Transport oder das Aufstellen des Baums benennen. Sie üben dann das so genannte "gemeindliche Direktionsrecht" aus. Der oder die Betreffende führt normalerweise das Kommando beim Aufstellen. Alle sonstigen Helfer sind namentlich in einer angehängten Liste zu benennen – und dann mitversichert.
Ein einmal aufgestellter Maibaum muss übrigens einmal pro Jahr auf seine Standsicherheit getestet werden. Auch dafür gibt es genaue rechtliche Vorgaben.
Einen stattlichen Maibaum aufstellen ist kein überflüssiger Unfug.
Das ist Tradition. Eine mit Sinn.
Das Aufstellen klappt nur gemeinsam und nur in konzertierte Anstrengung.
Ein Geist, von dem Vereine und insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren leben.
Lässt man das einschlafen, bleiben die Leute (insbesondere Jugend) daheim am Fernseher oder Computer und es geht mit den Vereinen und Hilfsorganisationen wie Feuerwehren noch schneller abwärts. Nicht auszudenken, was das für den ländlichen Raum bedeutet.
Wirklich Unsinn sind dagegen Sachen wie Silvesterfeuerwerk.
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PS: Sicherheitsabstand fordern für die aufstellenden Helfer ist ziemlich sinnbefreit. Zuschauer sollten Abstand halten
Sicherheit bringen Grundsätze wie immer mindestens zwei Aufstellkreuze am Stamm.
Absolute Sicherheit gibt es nie.
Aber zur Arbeit/zum Einkaufen fahren oder daheim auf der Leiter die Fenster putzen oder Deko (z.b. Weihnachten) aufhängen ist laut Statistik gefährlicher.
soso.