Einen Parkplatz baut man heute nicht mehr einfach so: Gelände einebnen, mit Kies unterfüttern, Asphalt drauf und fertig. Einen Parkplatz zu bauen, gleicht einer Wissenschaft. Es braucht Gutachten zu Lärmschutz, Bodenschutz, Naturschutz, Artenschutz, dazu Untersuchungen zu Kampfmitteln und sonstigen Altlasten im Boden – und wenn dann irgendwo im Gelände eine Zauneidechse auftaucht, wird es ohnehin kompliziert. Man kann das schön an dem Projekt beobachten, das gerade am Kitzinger Bleichwasen entsteht.
Ein Parkplatz heißt heute auch nicht mehr Parkplatz, sondern "Entlastungsparkplatzfläche für die Altstadt". So steht es in den Unterlagen der Stadt. Und vielleicht erklärt sich aus diesen ganzen Mehrungen dann auch die Entwicklung, die das 2020 erstmals konkret gewordene Projekt genommen hat.
Die Zahl der Bäume auf dem Parkplatz ist von 150 auf 95 geschrumpft
Von 179 Parkplätzen und 1,85 Millionen Euro Kosten war damals die Rede. Inzwischen spricht man von 244 Stellplätzen und 2,7 Millionen Euro. Geschrumpft ist nur die Zahl der Bäume: von einst 150 auf jetzt 95.
Im Stadtrat waren die Kosten von mehr als 11.000 Euro je einzelnen Stellplatz zuletzt kein Aufreger mehr. Dort ist man vermutlich froh, dass das Projekt nun endlich in die Gänge kommt. Vor einem Jahr war auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände angeblich die streng geschützte Zauneidechse entdeckt worden – die Sichtung stellte sich rasch als Fata Morgana heraus.
Im Herbst 2025 könnte der Parkplatz endlich fertig sein
Dann tauchten am Horizont neue Hindernisse auf, die sich als durchaus real erwiesen: Bei der Stadt wurde das Geld knapp. Zwar ließen sich nicht alle Finanzprobleme über Nacht lösen, aber offenbar ist es der Kämmerei gelungen, die nötigen Mittel für den Parkplatz beizubringen.
Und so war Jens Pauluhn, der Leiter des städtischen Tiefbauamts, vorige Woche im Stadtrat zuversichtlich, "Anfang nächsten Jahres" mit dem Bauen loslegen zu können. Dann ginge die Anlage vermutlich im Herbst 2025 in Betrieb. Parken kann man dort weiterhin kostenlos.
Grob skizzierte Pauluhn noch einmal, was da – einen Steinwurf vom Main und rund 500 Meter von der Innenstadt entfernt – entstehen soll. Die gerade wieder zur Staubwüste gewordene Fläche am Bleichwasen, die 2011 als Provisorium zur Kleinen Gartenschau angelegt wurde, soll zur neuen Oase für Pendler und anderes Publikum der Stadt werden: 244 Parkplätze, die mit Büschen, Bäumen und Sträuchern gesäumt und nachhaltig entwässert werden sollen. Das Regenwasser wird dabei aufgefangen und entweder den Bäumen oder direkt dem Main zugeleitet, statt im Kanal zu versickern.
Dass es wohl erst einmal keine E-Ladesäulen auf dem Gelände geben wird, ist nicht mangelnder Weitsicht geschuldet, sondern hängt mit der kritischen Lage der Fläche im Hochwassergebiet des Mains zusammen. Bei einer 100-jährlichen Flut könnten die Säulen nämlich im Wasser versinken. Die Stadt sucht derzeit noch nach einer Lösung, sieht aber zumindest Leerrohre für eine spätere Installation vor.