Sie sind oft nur eine Randnotiz in den Beschlüssen zur Corona-Pandemie – und das sind sie leid: Die Krippen und Kindergärten werden auch bei den Lockerungen ab 20. März nur kurz erwähnt. Dabei stecken sie seit zwei Jahren mittendrin zwischen der bestmöglichen Betreuung der Kinder bei gleichzeitigem Schutz aller. Zeit für ein Gespräch mit drei Frauen, die insgesamt für über 220 Kinder im Volkacher Stadtgebiet verantwortlich sind.
Franziska Wagner leitet die größte der städtischen Kindertagesstätten in Volkach: In der Kita "Im Kastanienhof" werden derzeit 157 Mädchen und Buben in fünf Kindergarten- und drei Kleinkind-Gruppen betreut. Der nach wie vor hohe Mehraufwand wegen Corona laste schwer auf ihr und ihren Kolleginnen, gleichzeitig schwinde bei einigen Eltern das Verständnis, hat Wagner beobachtet. Sogar anonyme Zettel mit Kritik an den Corona-Maßnahmen hat sie vor kurzem im Briefkasten gefunden.
Seitenhiebe von Eltern belasten Kita-Personal
Die Kita-Leiterin weiß, dass sich viele Eltern eine Rückkehr zu mehr Normalität wünschen. Das tue sie auch. Aber anonyme Schreiben und Seitenhiebe ärgern und belasten sie: "Ich wünsche mir, dass Kritik direkt ausgesprochen wird." Wagner weiß, dass es Einzelne sind, diese seien aber besonders laut. Und sie kosten ihr und ihren Kolleginnen zusätzliche Kraft, die sie nicht mehr haben nach zwei Jahren Pandemie. So schimpften beispielsweise Eltern über die gemeinsame Betreuung von zwei Gruppen am Nachmittag, weil eine Mitarbeiterin im Urlaub war. Das sei nicht fair gegenüber dem Kind. "Aber dass wir 60 bis 70 Stunden arbeiten, ist fair?", fragt Wagner.
Ihre Kollegin Christine Sendner bringt es auf den Punkt: "Wir können dem Ganzen ja nicht entfliehen." Sie leitet die Kita in Obervolkach, in der in drei Gruppen 53 Kinder von zehn Monaten bis zum Schuleintritt spielen und lernen. Sendner erlebt dort Eltern aus den drei Landkreisen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg und sieht, wie sehr die unterschiedlichen Regeln diese verunsichert.
Schuleinschreibung rückt näher
Auch Petra Friesl strengt an, wie viel Raum Corona nach wie vor in ihrer täglichen Arbeit einnimmt. Die Leiterin der kleinsten städtischen Kita in Gaibach mit 18 Kindern bemerkt auch, dass die Eltern von Vorschulkindern wegen der nahenden Schuleinschreibung vermehrt nachfragen. Friesl bedauert: "Was sonst fest im Programm verankert war, müssen wir jetzt oft schieben."
Alle drei Leiterinnen fragen sich angesichts geöffneter Discos, wann in ihren Einrichtungen denn echte Lockerungen möglich sind. Krippenkinder, die ihre Kindergärtnerin nur mit Maske kennen und Vorschulkinder, die sich fremd sind, wenn sie in eine Klasse kommen: Wie lang soll das noch so weitergehen? Franziska Wagner spricht es für das Trio aus: "Wir sind alle in den Startlöchern und würden auch die Eltern gerne wieder mehr da haben."
Was bei dem Gespräch im Volkacher Rathaus immer wieder zur Sprache kommt: Wie wichtig klare Regeln und längerfristige Perspektiven wären – für Personal und Eltern. Auch mit Blick auf die Flüchtlingskinder aus der Ukraine, denen sie gerne helfen möchten, sagt Christine Sendner: "Ich wünsche mir, dass die Zeiten wieder ruhiger werden und wieder richtige Teamarbeit möglich ist, weil noch viel auf uns zukommt."
Ihr macht einen tollen Job - und ich wünsche Euch da viel Kraft. Gerade jetzt wo zusätzlich Plätze in manchen Orten bald gebraucht werden durch die Kinder die vom Krieg flüchten. Das wird für Euch bestimmt nicht einfach.