Was haben die divergierenden Meinungen zum Volkacher Winterzauber, der Trend zu Bürgerentscheiden, in Leserbriefen eingeforderter Respekt und Anstand und die Hängepartie um das Volkacher Freibad gemeinsam? Verfolgt man aufmerksam Meinungsbildungsprozesse der jüngeren Vergangenheit in dieser Stadt kann man diese Frage stellen, ja muss sie stellen.
Gestattet sei es demjenigen Volkacher, der beruflich nichts mit Wein, Weinhandel, Tourismus oder Hotellerie zu tun hat, sich über die thematische Monokultur in seiner Stadt wundern zu dürfen – und dies auszudrücken. Dass er den Winterzauber, als Veranstaltung für die Einwohner dieser Stadt ins Leben gerufen, weniger besucht, weil auf der anderen Seite das Wirken von Herrn Maiberger das schafft, was es soll: Nämlich mehr Touristen in die Stadt zu bringen.
Man kann sich darüber streiten. Keine Frage. Bedenklich ist, dass Volkach aus solchen Erfolgen kein Kapital schlägt, indem man bspw. diesen Erfolg über eine Übernachtungssteuer in Mittel ummünzt, die man in Projekte steckt, die mal nicht den Begriff „Wein“ in sich tragen, das sanierungsbedürftige Freibad zum Beispiel. Eine kommunale Infrastruktur, die jedes Jahr zehntausende Besucher auch ohne den Zwang zum Alkoholgenuss nach Volkach lockt und zum Sporttreiben animiert: Warum soll unser patenter Tourismuschef nicht auch das Schwimmbad promoten? Dass er das kann, ist unbestritten. Vermutlich darf es nicht, weil in der „Hidden Agenda“ (geheime Tagesordnung, Anm. d. Red.) dieser Stadt dafür kein Platz ist.
Woraus ich das schließe? Anders ist das insistierende Argumentieren des Bürgermeisters für sündhaft teure Baustoffe und Konzepte nicht zu interpretieren. Wer – als Stadt – aber Erhalt tatsächlich will, nicht nur vorgibt, bekennt sich 1. dazu – das zieht auch Sponsoren eher an – und zerredet 2. vor allem nicht die Meinung kompetenter Fachleute, die lösungsorientierte, kostengünstige Vorschläge machen. Und wissen, von was sie sprechen – anders als ein externes Architekturbüro, dessen versteckter Auftrag es ist, die Badsanierung so teuer zu rechnen, dass der im Mai gefragte Bürger ein schlechtes Gefühl bekommen soll, weil die Stadt ein paar Millionen für ein Schwimmbad in die Hand nehmen muss. Finanziert man den Kredit bspw. aus der Übernachtungssteuer, um die man sich ziert, wird alles gut. Wetten, dass dann auch die Einstellung der Volkacher zum Tourismus eine Veränderung zum Guten erfährt. Er muss uns eben allen dienen.
Stefan Hart
97332 Volkach
Anmerkung der Redaktion: Obwohl Stefan Hart Mitglied des Fördervereins Volkacher Bäder ist, hat die Redaktion entschieden, seine Meinung als Leserbrief zu veröffentlichen. Bei Vorstandsmitgliedern hingegen erscheinen Meinungen der besseren Transparenz wegen als Stellungnahme.