Gegen 23 Uhr, nach einem langen Abend im vollen katholischen Pfarrheim Volkachs, ging die Diskussion um die Zukunft des Freibads noch im Vorraum des großen Saals weiter. Mit teils roten Köpfen waren über 150 Leute kurz vorher aus dem Saal geströmt, was sicherlich nicht nur an der Wärme dort gelegen hatte. Vielmehr folgte auf den sehr ausführlichen Vortrag Elmar Datzers über ein Alternativkonzept zur Sanierung des Freibads ein teilweise recht hitziger Schlagabtausch darüber, was sich die Stadt Volkach leisten kann – und will.
Dabei wurde deutlich, dass Datzers Vorschlag erheblich von den Sanierungsvarianten der Fritz-Studie abweicht, die die Stadt 2017 in Auftrag gegeben hatte. Was nun tatsächlich die beste Lösung für das Bad ist, ist schwer zu beurteilen. Zu gegensätzlich scheinen die Ansichten von Volkachs Bürgermeister Peter Kornell und den Bäder-Verantwortlichen in der Verwaltung im Vergleich zu Datzers Konzept zu sein. Letzteres trägt den Titel: "Damit das Bad nicht baden geht". Ingenieur Datzer war an der letzten großen Sanierung des Volkacher Freibads 1988 maßgeblich beteiligt und seinen Worten zufolge an insgesamt 20 Badsanierungen. Die unterschiedlichen Positionen im Überblick:
Wie ist der aktuelle
Zustand des Freibads?
Datzer nannte ihn "erstaunlich gut angesichts eines biblischen Bad-Alters von 50 Jahren". Die Beckenköpfe seien hervorragend und dicht. Er räumte aber ein, dass man den Grund für die im Sommer aufgetretenen Schnittverletzungen finden müsse. Kinder hatten sich im Nichtschwimmerbecken an den Füßen verletzt. Kornell sagte: "Mit einem Rechtsrisiko werde ich es nicht wiedereröffnen." Er als Bürgermeister hafte für die Sicherheit. Zudem stimme die Zahl von 40 Kubikmeter Wasserverlust nicht, vielmehr seien es zuletzt sogar 100 Kubikmeter Wasserverlust gewesen.
Sind Edelstahlbecken notwendig
für eine nachhaltige Sanierung?
Da liegt der größte Unterschied: Datzer hält den Bestand für "weitestgehend sanierungswürdig und sanierungsfähig". Seine Idee sieht vor, nur die obersten zwei Fliesenreihen plus die Fliesen oben auf dem Beckenkopf zu erneuern und den Rest nur zu reparieren, wo es nötig ist. Genau das ist laut Kornell nicht möglich, da keine Firma einem für diese Vorgehensweise eine Gewährleistung gebe. Mit diesem Vorschlag werde den Leuten "Sand in die Augen gestreut". Er verlasse sich auf die Aussagen der Fachleute, die heutzutage nur noch komplette Edelstahlbecken empfehlen. Das wiederum ist laut Datzer aber eben nicht erforderlich.
Welche Kosten verursachen
die verschiedenen Konzepte?
Laut der Fritz-Studie, an der Elmar Datzer an diesem Abend im Pfarrheim kaum ein gutes Haar ließ ("Die Wünsche der Badegäste werden zu wenig berücksichtigt"), liegen die Kosten bei mindestens 4,1 Millionen Euro für ein Kombi-Becken und bei bis zu 5,7 Millionen Euro für beide Becken. Sein Ziel sei es, die Sanierung mit höchstens drei Millionen Euro plus Mehrwertsteuer zu schaffen. Näheres könne er nach der Frostperiode, wenn die Becken entleert sind, sagen.
Welche neuen Ideen hat
Datzer konkret für das Freibad?
Das Konzept sieht vor, das 50-Meter-Becken zu behalten, aber ein Kleinkind-Becken aus Edelstahl in das verhältnismäßig große Nichtschwimmer-Becken einzubauen. Beide Bereiche könnten durch eine Mole, also eine Art Damm mit niedrigem Wasserstand und Sitzmöglichkeiten für die Eltern, voneinander abgetrennt werden. Ziel sei auch hier, das Becken als Gesamtkörper zu erhalten. Auch für die Sanitärbereiche und neu zu schaffende Personalräume im Gebäude legte er detaillierte Pläne vor.
War das Wasser im
Freibad warm genug?
Nein, sagt Elmar Datzer. Grund dafür seien fehlende Flächen für Solarenergie zur Wassererwärmung. Sein Konzept sieht darum vor, die Parkplätze direkt vor dem Freibad zu überdachen und so noch mehr Sonnenenergie nutzen zu können. Kornell hingegen sieht den großen Wasserverlust, dessen Ursache noch nicht gefunden ist, als Grund für die eher kühle Temperatur. Die Anlage zur Erwärmung reiche eigentlich aus.
Wer setzt sich aktiv dafür ein,
das Freibad zu erhalten?
Allen voran der Förderverein Volkacher Bäder, dessen Mitglied Datzer ist. Er hat sein Konzept ehrenamtlich erstellt. Dem Verein gelang es nach einem erfolglosen Versuch im November, am Mittwochabend, unmittelbar vor dem Vortrag, einen neuen Vorstand zu wählen. Eine der drei neuen, gleichberechtigten Vorsitzenden ist Manou Wahler, die auch die Figur des Freibad-Fritzi erfunden hat. Mit Hilfe einer Art Werbekampagne rund um den Hamster sollen noch mehr Bürger für die Unterstützung des Bades gewonnen werden.
Was sagt die Bevölkerung
zu einer möglichen Schließung?
Im Pfarrheim am Mittwochabend waren die Sympathien klar verteilt. Wer da war, war klar für den Erhalt der Einrichtung, trotz der weiteren Schulden, die Volkach in dem Fall aufnehmen müsste. Bürgermeister Kornell, der zwischenzeitlich sogar ausgebuht wurde, sprach von einem Förderprogramm, für das sich die Stadt beworben habe. Ob's geklappt hat, erfahre man aber frühestens im Februar. Der Bürgermeister verwehrte sich dagegen, "als Gegner des Freibads verstanden zu werden". Er wolle hingegen die Bevölkerung im Mai per Bürgerentscheid darüber abstimmen lassen.
Wie geht's
jetzt weiter?
Manou Wahler forderte am Ende der Veranstaltung alle dazu auf, sich für das Freibad einzusetzen. Per Mail dankte sie als eine der neuen Vorsitzenden zudem am Tag danach explizit Elmar Datzer für dessen freiwillige Arbeit. Zudem schreibt sie: "Jeder Einwohner Volkachs darf sich ab sofort so fühlen als gehöre ihm dieses Bad und sich fragen: Was kann ich persönlich tun, um mein Bad zu erhalten?"