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Astheim
Leserforum: Erst informieren, dann öffentlich äußern
Bearbeitet von Andreas Knappe
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:20 Uhr

Zu dem Leserbrief „Neubürger versteht Griesgram nicht“ vom 15.1. zum Volkacher Winterzauber

Wir leben glücklicherweise in einer Demokratie, in der jeder seine Meinung frei äußern kann. Das ist sehr gut so. Allerdings gehört es zum guten Stil, sich umfassend zu informieren, bevor man sich öffentlich äußert. Dies gilt ganz besonders, wenn ein Neubürger den Volkacher Bürgern Faulheit, Rücksichtslosigkeit, Miesmacherei, Griesgram und Kleinkariertheit vorwirft. Dem Leser fällt auf, dass sich darüberhinaus eine Behauptung an die andere reiht, ohne Sachkenntnisse, Fakten und ohne einen Hauch von Hintergrundwissen einzubringen. Beispielsweise ist es vielen engagierten Bürgern zu verdanken, dass im Vorfeld des Bürgerentscheids zum Mainhotel zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt Volkach und den Ortsteilen durchgeführt wurden, die über die Hintergründe und Auswirkungen eines „Stelzenhotels“ am Main informiert haben. Zu diesem Zweck wurde der Verein LAMA gegründet. Die Informationsoffensive fand bei den Bürgern große Resonanz. Am Bürgerentscheid haben 58 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen und davon fast 80 Prozent also rund 3300 Bürger den Bau des Hotels am Main ablehnt. Sie wollten das Landschafts- und Ortsbild erhalten, das Überschwemmungsgebiet und Landschaftsschutzgebiet nicht zubauen lassen, Gärten nicht einem Hotel opfern und keinen Präzedenzfall für das Betonieren der Mainlände schaffen. Dass das geplante Hotel am Main den Häuser-Leerstand in der Innenstadt beseitigen würde, haben damals nicht einmal die wenigen Hotelbefürworter geäußert. Ob der von der Stadt Volkach angestrebte Massentourismus die richtige Strategie für die Zukunft der Einwohner der Stadt darstellt, ist keinesfalls geklärt. Die Schattenseite des Massenfremdenverkehrs wird für Einheimische immer deutlicher, was Leserbriefe beweisen. Inwieweit ein Neubürger beurteilen kann, dass Renovierungen von Gebäuden nicht wegen des fehlenden Kapitals, sondern wegen der Faulheit der Besitzer unterlassen werden, bleibt sein Geheimnis. Es ist erstaunlich, dass ein neuer Bürger Volkachs Gemeinsinn bei den Jahrzehnten hier lebenden Einwohnern einfordert, seine Ziele und Begründungen jedoch puren Eigennutz aufweisen. Ein guter Schoppen lässt sich in der hervorragenden Gastronomie in der Stadt und in den Ortsteilen trinken, was ein florierender Tourismus bezeugen kann. Wer den Marktplatz von Volkach als sein „offenes Wohnzimmer“ ansieht und meint einer derjenigen zu sein, der über den Tellerrand hinausschaut, könnte einmal seine Selbstwahrnehmung prüfen, meine ich. Vielleicht kommt er zur Überzeugung, dass ihn in den letzten 45 Jahren in Volkach kaum jemand vermisst hat.

Elmar Erhard
97332 Volkach-Astheim

 
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