Im Osten der Ukraine ist offenbar eine wegen des Krieges stillgelegte Gipsplattenfabrik des Unternehmens Knauf mit Hauptsitz in Iphofen (Lkr. Kitzingen) eingenommen worden. Das geht aus einem Video hervor, das eine russische Nachrichtenagentur veröffentlicht hat. Darin sind Bilder von einem massiv beschädigten Büro und einer zerstörten Fabrikhalle zu sehen.
Dem Knauf-Sprecher Jörg Schanow zufolge beobachtet der Konzern "in den letzten Tagen sehr intensiv die Berichterstattung über die Kampfhandlungen" rund um die Fabrik in den Sozialen und lokalen Medien. "Aus eigener Anschauung können wir jedoch nicht bestätigen, welche Armee momentan das Gebiet um unsere Fabrik kontrolliert", teilt der Sprecher auf Anfrage mit.
Experten des amerikanischen Thinktanks "Institute for the Study of War" (ISW) schrieben am Dienstag, das Filmmaterial zeige, "dass nicht näher definierbare russische Einheiten zur Gipsfabrik vorgerückt" seien. Die Aufnahmen seien am Sonntag und Montag, 14. und 15. August, entstanden. Den Experten der US-Denkfabrik zufolge ist nicht nur das Knauf-Werk, sondern die gesamte nahegelegene Stadt Soledar unter Kontrolle russischer Truppen.
Gipswerk im Donbass bereits im Mai von Rakete getroffen
Bereits Mitte Mai war das Werk im Donbass unter Beschuss geraten. Knauf bestätigte damals, das Werk in Soledor sei von einer Rakete getroffen und in Brand gesetzt worden. Wer sie abgeschossen habe, sei dem Unternehmen nicht bekannt. Auch danach sei das Werk noch "mehrfach von Raketen und Granaten" getroffen worden, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit.
Die nun offenbar eingenommene Gipsplattenfabrik im Donbass betreibt das Unternehmen seit 2006. Knauf hatte das Werk kurz nach der russischen Invasion in diesem Frühjahr außer Betrieb gesetzt. Stand Ende 2021 hatte das Werk laut Knauf dort 589 Beschäftigte.
Die Unternehmensgruppe Knauf stellt mit rund 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Baustoffe und Bausysteme her. Vergangenes Jahr erwirtschaftete sie einen Jahresumsatz von 12,5 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen weltweit in 90 Ländern tätig – auch in Russland.
Wie lange noch steht Knauf auf der "List of Shame" (https://som.yale.edu/story/2022/over-1000-companies-have-curtailed-operations-russia-some-remain) ?