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Volkach
Der Kreisbrandrat warnt: Warum den Feuerwehren im Landkreis Kitzingen von der A3 Ungemach droht
Die Blaulichtfamilie zeigt sich gewappnet vor Katastrophen aller Art – das ist die Kernbotschaft von Kreisbrandrat Dirk Albrecht. Aber auf der Autobahn dürfte es bald mehr Arbeit geben.
Nur ein Einsatz von vielen für die Feuerwehren im vergangenen Jahr: Bei Kräuter Mix in Abtswind stand im Sommer 2024 eine Halle im Vollbrand.
Foto: Andreas Stöckinger | Nur ein Einsatz von vielen für die Feuerwehren im vergangenen Jahr: Bei Kräuter Mix in Abtswind stand im Sommer 2024 eine Halle im Vollbrand.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 06.04.2025 02:31 Uhr

Da war was los an der Volkacher Mainschleifenhalle. Feuerwehrautos auf dem ganzen Parkplatz verteilt – und vor dem Eingang große Löschwagen. Das Volkacher Drehleiterfahrzeug leuchtete den Platz aus. Aber der ganze Auftrieb war keinem Großeinsatz geschuldet.

Zur Dienstversammlung der Feuerwehrführungskräfte des Landkreises kamen am Freitagabend Delegationen der Blaulichtfamilie, also Polizei, BRK und THW, alles in allem knapp 300 Menschen, zusammen. Eine Herausforderung für die Mitglieder der Volkacher Wehr, die Ausrichter dieser Veranstaltung war und ihre Aufgabe bestens bewältigte.

Kreisbrandrat Dirk Albrecht begann mit beeindruckenden Zahlen: Zum Jahresende zählte der Landkreis 3472 Feuerwehrdienstleistende, davon 454 Frauen. Aktuell habe man 100 freiwillige Feuerwehren, vier Löschgruppen und zwei Werkfeuerwehren. Erfreulich dabei: das wachsende Engagement in den Jugendfeuerwehren und die zunehmende Zahl der Kinderfeuerwehren.

Feuerwehrführungskräfte aus dem ganzen Landkreis Kitzingen trafen sich in der Mainschleifenhalle in Volkach.
Foto: Hanns Strecker | Feuerwehrführungskräfte aus dem ganzen Landkreis Kitzingen trafen sich in der Mainschleifenhalle in Volkach.

Kreisjugendwart Thomas Grimmer spricht von 35 Neugründungen solcher Kinderwehren im vergangenen Jahr und 146 Neuaufnahmen. Sie halten sich seinen Angaben zufolge in etwa die Waage mit den Jugendfeuerwehren. "Bei uns", so sein Fazit, "ist der Nachwuchs gesichert." Fast jede Feuerwehr im Landkreis habe heute eine Kinder- oder Jugendfeuerwehr. Die Feuerwehren vor Ort machten hier eine "sehr gute Arbeit".

Neben Veranstaltungen für die jungen Leute wie das 24-Stunden-Schwimmen in Volkach gibt es nun auch einen eigenen Zeltplatz in Hörblach – dank langfristigem Pachtvertrag mit der dort tätigen Firma LZR. Laut Grimmer lassen sich hier die Jugend- und Kinderfeuerwehren direkt vor Ort ausbilden – eine Nachricht, die von den Anwesenden mit Applaus quittiert wurde.

Die Sturzflut im Juni 2024 führte zu belastenden Einsätzen

Der Kreisbrandrat berichtete von "besonderen Einsätzen", der wohl belastendste war der Starkregen mit anschließenden Sturzfluten im Juni 2024. Zwei kurz aufeinanderfolgende Regenfronten hatten so viel Wasser über den Landkreis gebracht, dass vielerorts Häuser, Hallen und Höfe überspült wurden.

Fast zwei Drittel der Feuerwehren des Landkreises waren im Einsatz, manche die ganze Nacht über und einige bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Der Führungsstab im Landratsamt wurde alarmiert. Externe Kräfte aus Main-Spessart und Würzburg unterstützten die örtlichen Wehren.

Nach heftigem Starkregen in einer Juni-Nacht 2024 standen weite Teile des Landkreises (hier die Ortsmitte von Mainstockheim) unter Wasser.
Foto: Andreas Fuchs | Nach heftigem Starkregen in einer Juni-Nacht 2024 standen weite Teile des Landkreises (hier die Ortsmitte von Mainstockheim) unter Wasser.

"Diese enorme Leistung ist bei vielen an die psychische und körperliche Leistungsgrenze gegangen", resümierte Albrecht. Landrätin Tamara Bischof erinnerte daran, dass damals auch die ICE-Strecke bei Kitzingen gesperrt werden musste. "Nicht auszudenken, wenn da der Zug entgleist und die Böschung hinabstürzt wäre." Bischof stellte fest, "dass die Bahn immer noch daran arbeitet".

Beim Brand von Kräuter Mix waren 150 Kräfte im Einsatz

Auch der Großbrand bei der Firma Kräuter Mix in Abtswind ist vielen Feuerwehren in Erinnerung geblieben. Das Feuer im Juli 2024 zerstörte eine Produktionshalle am Ortsrand und richtete Millionenschaden an. Aus dem ganzen Landkreis wurden Hilfs- und Rettungskräfte zusammengezogen, rund 150 an der Zahl. "Es grenzt an ein Wunder, dass es keine Schwerverletzten gab", so der Kreisbrandrat.

Die weiteren Botschaften Albrechts bezogen sich auf Ausbildungselemente wie das neue Feuerwehrzentrum in den Marshall Heights in Kitzingen. Beim Funk/Digitalfunk werde sich die Technik bezüglich der Alarmierung komplett und rasant ändern.

Albert erwartet durch den sechsstreifigen Ausbau der A3 mehr Unfälle und damit auch mehr Einsätze für die hiesigen Feuerwehren. Und: "Laut Betreibergesellschaft soll der Ausbau in unserem Landkreis bis Ende 2025 vollzogen sein."

Nach Unfällen und Bränden ist die Notfallseelsorge gefordert

Still wurde es im Saal, als Bruder Melchior von der Feuerwehr der Abtei Münsterschwarzach sprach. Er leitet die Psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis Kitzingen, und sein Credo ist: "Nachsorge ist die beste Vorsorge!" Seine Gruppe kommt auch dann zum Einsatz, wenn nach Unfällen oder Bränden Tote zu beklagen sind. 79 Einsätze hatte sie im vergangenen Jahr zu bewältigen, angefangen von plötzlichen Todesfällen bis zur Überbringung von Todesnachrichten.

Besonders wichtig dabei, so Bruder Melchior: die Einsatznachgespräche. Oft sei es so, dass nach schlimmen Einsätzen die Helfer selbst Hilfe benötigten. Dann werde das belastende Ereignis in Gruppen- oder Einzelgesprächen nachbereitet. Auch ein sogenanntes Kriseninterventionsteam kann angefordert werden.

Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein brachte es in seinen Grußworten, stellvertretend für alle Ehrengäste, auf den Punkt: "Wir sind extrem froh, so viele sehr gut ausgebildete Dienstkräfte zu haben!"

 
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  • Johannes Metzger
    Vielleicht wärs jetzt mal an der Zeit auf den Autobahnen ein Tempolimit einzuführen. Das reduziert nachweislich nicht nur die Anzahl der Unfälle, sondern auch deren Schwere.
    Auf diese Weise wäre nicht nur die Feuerwehr entlastet, sondern auch die Umwelt würde sich freuen.
    Erfreulich ist, dass auch die Feuerwehr im LK Kitzingen erkannt hat, dass mehr und breitere Straßen Verkehr anziehen.
    Ob diese Erkenntnisse auch zu den, noch verhandelnden möglichen neuen Koalitionspartnern durchdringt, wage ich allerdings, angesichts der rückwärtsgewandten Politik der CSU, zu bezweifeln.
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  • Peter Koch
    Herr Metzger, Sie und die Blaulichtfamilie sind auf dem Holzweg. Der Ausbau der A3 wird die Autobahn sicherer machen, die Lärmbelastung vermindern und die Welt retten. Wer das nicht glauben will glaubt sicher auch nicht an Verkehrsminister oder Osterhasen.
    https://www.a3-nordbayern.de/projekt/projektbeschreibung
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  • Robert Hippeli
    Wie sicher wäre die A3 Wü <> N nach dem Ausbau erst bei einem Tempo 130!

    Es ist unumstritten, dass ein Tempolimit die Anzahl der Unfälle und Verkehrstode senkt (z. B. https://www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-mit-130-km-h-sinken-die-unfallzahlen-drastisch-a-1249595.html).
    Aber bisher galt im Autobauerland: In Deutschland würde man mit einem Tempolimit der Autoindustrie schaden.

    Aber wo steht die deutsche Autoindustrie heute? Immer wieder aufs falsche Pferd gesetzt und beschissen auf Teufel komm raus! Was soll da die Raserei helfen?

    Körperliche Unversehrtheit zählt bei uns nun mal weniger wie Autolobby!
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  • Johannes Metzger
    Daß es auf 3 spurigen BABs ohne Geschwindigkeitsbegrenzung zu mehr Unfällen kommt, ist nicht von der Hand zu weisen.
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