
Es ist der Tag danach. Der Tag nach der "Katastrophe", wie Jürgen Schulz sagt. Der Abtswinder Bürgermeister war am Montag mit dem Gemeindearbeiter im Ort unterwegs, als die Feuerwehrsirene ging. Oft schon gab es Fehlalarme, diesmal ist es keiner.
Schulz sieht die Rauchsäule am Himmel. "Ich dachte erst, das sei auf der Autobahn", erzählt er tags darauf am Telefon. "Aber als ich rausgefahren bin, sah ich: Da kommt nichts mehr. Das ist bei Kräuter Mix." Dicker, schwarzer Qualm dringt zu dieser Zeit – es ist gegen 11.30 Uhr, kurz vor der Mittagspause – aus einer der Produktionshallen am Ortsrand.
Dirk Albrecht ist zu dieser Zeit im Auto unterwegs. Von Marktsteft aus macht sich der Kreisbrandrat auf den Weg nach Abtswind. Auf Höhe von Rödelsee sieht auch er die Rauchsäule. Albrecht weiß sofort, dass sich hier etwas Großes anbahnt. Noch während der Anfahrt bekommt er über Funk mit, wie die Alarmstufe nach oben korrigiert wird: einmal, zweimal, dreimal. Immer mehr Feuerwehren werden zur Brandstelle gerufen.
Auf allen Bildern sieht man die Rauchsäule bei Kräuter Mix
"Es brennt bei Kräuter Mix!" Diese Nachricht macht am Montag im Landkreis wie ein Lauffeuer die Runde. Handy-Fotos werden hin- und hergeschickt. In den sozialen Netzwerken kursieren Videos. Einer hat von der Autobahn aus gefilmt; das Firmengelände liegt nur etwa 100 Meter von der A3 entfernt. Auf allen Bildern sieht man den dicken, schwarzen Qualm, der sich wie ein großer Schatten über die Brandstelle legt. "Das war anfangs schon bedrohlich", sagt Bürgermeister Schulz.
Die Rauchsäule steht zunächst über dem Schwimmbad und droht in Richtung des 830-Seelen-Ortes zu ziehen. Die Polizei ruft die Menschen in der Umgebung auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten und vor allem: Lüftungsanlagen abzuschalten.
Dann – man könnte es Glück im Unglück nennen – dreht der Wind. "Die Thermik hat den Rauch, der ja auch Atemgifte enthält, sehr weit nach oben gedrückt", erklärt Albrecht. Zumindest diese Gefahr ist also gebannt für Abtswind, dessen erste Wohnhäuser in einer Pufferzone von nur wenigen hundert Metern zur Brandstelle liegen.
Metallwände schmelzen unter der Hitzeglut
Nun gilt es, das Feuer zu bekämpfen, das in einer Produktionshalle im nördlichen Teil des Firmengeländes ausgebrochen ist. Als Albrecht am Werk von Kräuter Mix eintrifft, steht die Halle schon im Vollbrand. Er kann zusehen, wie die Metallwände unter der Hitzeglut wegschmelzen.

Rund 150 Hilfs- und Rettungskräfte sind im Einsatz, um zu retten, was noch zu retten ist – das sind vor allem die benachbarten Hallen des Unternehmens. Löschtrupps werden losgeschickt, einer auf die Rückseite des Geländes, dorthin, wo die Autobahn verläuft. Die Fernstraße bleibt offen, wird nicht gesperrt, aber es gibt Gefahrendurchsagen im Radio und über die sozialen Medien.
Auch aus dem Schwimmbad wird Löschwasser entnommen
Die Herausforderung während des Tages: genügend Wasser beizubringen. Die Feuerwehr zapft die Kläranlage an, sie lässt einen Mitarbeiter der Fernwasserversorgung kommen, der das Leitungsnetz öffnet. Und: Aus dem benachbarten Schwimmbad wird Wasser entnommen, "etwa 300 Kubikmeter", wie Schulz sagt. Bis das Wasser im Becken nachgefüllt ist, bleibt das Bad geschlossen.
Durch das ständige Auf- und Zudrehen der Wasserleitung entstehen sogenannte Druckschläge. Infolgedessen bricht im Ort ein Wasserrohr. Aber die gute Nachricht ist: Keiner der 400 Mitarbeiter am Standort Abtswind wird verletzt, ein Feuerwehrmann zieht sich leichte Blessuren zu.
Am Tag danach ist das ganze Ausmaß des Unglücks zu erkennen. Die Feuerwehr kämpft weiter gegen Glutnester, die wieder und wieder aufflammen, noch immer qualmt es aus der Ruine, ein beißender Geruch dringt aus den Trümmern.
"Es sieht aus wie im Krieg", sagt Jürgen Schulz. Einen Brand dieser Größenordnung gab es im Ort zuletzt vor mehr als 50 Jahren. Damals stand nach Angaben des Bürgermeisters ein Bauernhof in Flammen. Kreisbrandrat Albrecht sagt: Nur etwa alle zwei Jahre gebe es im Landkreis ein so großes und zerstörerisches Feuer.

Bei Kräuter Mix kämpft man am Tag nach dem Brand um glimmende Spekulationen. Pressesprecher Michael Kämmerer betont, dass die Produktion nie komplett stillgestanden habe. Weitgehend ausgebrannt ist die 2017 im nördlichen Teil des Firmengeländes erstellte Produktionshalle. Die darin untergebrachten sechs Anlagen seien bei dem Feuer "unterschiedlich stark beschädigt" worden.
Die betroffenen Mitarbeiter, die man zunächst nach Hause geschickt habe, würden ab sofort an anderen Anlagen eingesetzt. 160 Tonnen Ware wurde bei dem Brand vernichtet – bei einer jährlichen Gesamtproduktion von 28.000 Tonnen. "Auf die Lieferfähigkeit wirkt sich das nicht groß aus", sagt Kämmerer.
Die Brandermittler konnten ihre Arbeit noch nicht aufnehmen
Während das Unternehmen zur Schadenshöhe derzeit keine Angaben macht, heißt es seitens der Polizei, man sei wohl "im Millionenbereich". Vermutlich erst am Donnerstag können Spezialermittler der Kripo im Innern der Halle ihre Detektivarbeit aufnehmen.
"Es gibt die Zeugenaussagen von Mitarbeitern, wonach die Flammen auf einmal aus der Wand geschlagen seien", berichtet am Dienstag ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Ein Fall, der wohl so schnell nicht zu klären sein wird.
Schade, dass es so einen traditionsreichen Betrieb getroffen hat,
und noch viel schlimmer für die Angestellten der Firma.
Hoffentlch wird das Geschäft bald wieder aufgebaut damit alle wieder
ihrer Arbeit nachgehen können.
Gott sei Dank aber, das niemand dabei verletzt wurde.
Frage mal an etwaige Fachpersonen:
Dachte solche Produktionshallen müssen in Deutschland mit einer Löschvorrichtung sprich Sprenkleranlage versehen sein, damit es erst gar nicht zu solchen Bränden kommen kann oder ist der Standard nur eine Brandmeldeanlage.
Sprinkler sind einfach häufig nicht vorgeschrieben und der Unternehmer investiert meist nicht freiwillig mehr, als er muss. Ob das bei Kräutermix sinnvoll gewesen wäre werden wir hier sicher nicht beurteilen können. Die Gedanken wird man sich dort aber sicher gemacht haben und sich jetzt früher oder später erneut machen.
Niemand wurde verletzt und das Feuer konnte nicht übergreifen. Das ist gut. Und solange man nichts weiß braucht man da auch gar nichts weiter in Frage zu stellen.
Gutachtens richtig umgesetzt wurden.
Zur Erläuterung, da geht es nicht nur um geeignete Löschverfahren. Brandwände, Feuerschutztore, Brandabschnitte und vieles mehr fließt da ein. Brandmeldeanlage und andere techn. Einrichtungen werden gefordert, wenn sie sinnvoll sind. RWAs etc.. Nicht zu vergessen die technischen Anlagen (Kabel, Lüftungskanäle usw.) mit Brandschotts etc.. Ein weites Feld!! Lassen wir die Ermittler erst mal versuchen die Ursachen zu finden. Dann sehen wir weiter.