Ein "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" will die Bundesregierung im Kampf gegen die Wohnungsnot schmieden. So haben es die drei Ampelparteien Ende 2021 im Koalitionsvertrag vereinbart. Doch die Stadt Kitzingen können sie als Partner nicht gemeint haben. Dort stellt sich eine Mehrheit des Stadtrats seit Jahren quer und hält es mit Asterix und dessen Galliern: Wir befinden uns im Jahr 2023 nach Christus, das ganze Land bemüht sich um bezahlbaren Wohnraum. Das ganze Land? Nein, eine unbeugsame Provinzstadt in Franken weigert sich hartnäckig, seinen Teil zur Lösung beizutragen!
Es ist schon erstaunlich und immer wieder bemerkenswert, welche Wendungen und Pirouetten große Teile dieses Stadtrats vollziehen, um in Sachen Wohnen bloß nichts unternehmen zu müssen, was sich nur ein bisschen sozial anfühlt. Was immer an belastbaren Ideen und Vorschlägen auf der Agenda landet, man kann sich sicher sein, dass sie schon verlässlich von einer ignoranten Mehrheit abgebügelt werden. Und der Oberbürgermeister? Auch er ein Geist, der stets verneint.
Engstirnige Bedenkenträger, die aus Sicht von Investoren denken
In Würzburg hat ein Bündnis von SPD und Grünen schon 2018 durchgesetzt, dass bei neuen Wohnanlagen künftig mindestens 30 Prozent der Fläche sozialer Wohnraum sein muss. Im hessischen Viernheim ruft die Stadt seit 2016 dazu auf, freie Wohnungen im Rathaus zu melden; sie tritt dann als Vermittlerin und Untermieterin auf. Sowohl das eine als auch das andere Modell wird mittlerweile in etlichen anderen Kommunen praktiziert.
Nur in Kitzingen ist all das nicht möglich – weil es engstirnige Bedenkenträger gibt, die aus Investorensicht statt aus Bürgersicht denken. Weil man – welch schönes Alibi – ja eine städtische Bau GmbH hat, die sich laut Satzung um das Thema kümmert, in Wahrheit aber unfähig war, in den letzten zwei Jahrzehnten echten neuen Wohnraum zu schaffen. Weil viele in ihrem lauschigen Nest sich offenbar immer noch nicht vorstellen können, wie erniedrigend Wohnungssuche in der Stadt sein kann.