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Kitzingen
Kommentar zur Kinderarmut: Dass die Politik in Deutschland immer noch Millionen von Kindern vergisst, ist beschämend
Kinderarmut wird hierzulande gerne übersehen. Allein ein Drittel der Kunden bei der Kitzinger Tafel sind minderjährig. Aber wo bleibt der Aufschrei?, fragt unsere Autorin.
Armut hat viele Gesichter und wirkt sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit von Kindern aus.
Foto: Patrick Pleul/dpa | Armut hat viele Gesichter und wirkt sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit von Kindern aus.
Autorenköpfe Volos       -  Nargis Silva
Nargis Silva
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Arme Kinder verschwinden unter dem Radar, das unterscheidet sie von benachteiligten Gruppen, die sich zunehmend über soziale Netzwerke Gehör verschaffen und unterstützt werden. Keine Solidaritätsbekundung! Kein Aufschrei! Und das obwohl immer mehr Menschen mit Kindern nicht von ihrem Lohn leben können.

Häufig sind es alleinerziehende Mütter oder Arbeitende im Niedriglohnsektor, die auf karitative Hilfe angewiesen sind. Nicht nur in Kitzingen, wo allein ein Drittel der Tafelkunden minderjährig ist, steigt die Zahl der von Armut bedrohten Kinder, sondern bundesweit. Eine Schande für ein Land, das zu den 20 reichsten Nationen der Welt zählt.

Laut dem Kinderhilfswerk Unicef fehlt es armen Kindern in Deutschland vor allem an Geld für Freizeitaktivitäten und warme, gesunde Mahlzeiten. Daneben haben sie oft nicht ausreichend Platz, um ihre Hausaufgaben zu machen. Von der Anschaffung teurer Fachbücher ganz zu schweigen. Und die Rede ist nicht von Einzelfällen, sondern von fast drei Millionen Kindern.

Zur Bekämpfung von Kinderarmut reicht Geld allein nicht aus 

Hat sich die Ampelkoalition anfangs noch zum Ziel gesetzt, die zwölf Milliarden Euro schwere Kindergrundsicherung zu einem "sozialpolitischen Vorzeigeprojekt" zu machen und zügig voranzutreiben, so müssen sich Betroffene nun bis 2025 gedulden. Es mutet zynisch an, dass für die Bundeswehr binnen weniger Wochen 100 Milliarden Euro bereitgestellt werden, während das "Vorzeigeprojekt" ins Stocken gerät.

Doch Geld allein schafft noch keinen Chancenausgleich. Solange Empfängern von Transferleistungen das Kindergeld mit anderen staatlichen Leistungen wie dem Bürgergeld verrechnet wird, geht die Rechnung nicht auf. Auch die über 200 verschiedenen zusätzlichen Einzelleistungen mögen gut gemeint sein, werden aber kaum abgerufen, weil die bürokratischen Hürden zu hoch sind. 

Kinderarmut wird seit Jahrzehnten fast stillschweigend hingenommen. Weder tragen Kinder die Schuld daran, noch können sie etwas dagegen unternehmen. Umso beschämender, dass diejenigen, die es könnten, allenfalls halbherzig handeln. Wenn man die Politik eines Landes daran misst, wie sie mit den Schwächsten in ihrer Gesellschaft umgeht, dann ist sie grandios gescheitert.

 
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