Sonnenenergie ist in der Regel eine saubere Sache, aber in Verbindung mit historischen Altstädten sind Konflikte kaum vermeidbar. Auch in der Kitzinger Altstadt dürfen Photovoltaikanlagen grundsätzlich nicht installiert werden, es sei denn, sie sind von öffentlichen Flächen aus nicht zu sehen und sie stören Nachbargebäude nicht, etwa durch Blendwirkung. Hier kann die Stadt Ausnahmen erteilen – auf Antrag des Bauherrn. Bei dieser Sonderregelung wird es auch bleiben. Ein Antrag von Uwe Hartmann (Bayernpartei), solche Anlagen im nicht sichtbaren Bereich generell zuzulassen, ist im Stadtrat mit 13:17 Stimmen durchgefallen. Selbst die Grünen-Stadträte votierten in der Mehrheit dagegen.
Hartmann hatte mit Blick auf die vom Staat verordnete Energiewende argumentiert, große Ziele erreiche man auch mit vielen kleinen Schritten. Mit der Öffnung der Klausel in der Gestaltungssatzung ermögliche die Stadt „umweltbewussten Mitbürgern“ die Chance, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch viele im Stadtrat sahen keine Notwendigkeit, die bisherige Praxis zu ändern. Sie hindere „keinen daran, einen Antrag zu stellen“, sagte Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU). „Wir können dadurch mit dem Antragsteller gute Kompromisse erzielen.“ Jens Pauluhn (ÖDP) gab zu bedenken, dass der Stadtrat lange um diesen Passus in der Satzung gerungen habe. Lasse die Stadt Photovoltaikanlagen ausnahmslos zu, bestehe die Gefahr, dass das Bauamt der Lage nicht mehr Herr werde.
Auch Brandschützer sehen ein Risiko für Altstädte
Von Bauamtsleiter Oliver Graumann kam der Hinweis, dass viele Städte durch die Öffnung für Photovoltaikanlagen an Qualität eingebüßt hätten. Für Kitzingen mit seiner eher restriktiven Satzung gelte das nicht. „Wir sollten unsere Qualität bewahren.“ Auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sieht die bislang gepflegte Linie der Stadt positiv. Dessen Oberkonservator Hans-Christof Haas vertritt in einer Stellungnahme die Ansicht, Photovoltaikanlagen würden die „Seele“ Kitzingens entstellen.
Stadtheimatpfleger Harald Knobling sieht die Gefahr, dass Dächer ihren „malerischen Reiz und ihre Einheitlichkeit“ verlieren, würden solche Anlagen in der Innenstadt zugelassen. Die Dachlandschaft drohe zum „Flickenteppich mit beliebiger schwarzer Musterung und starker Reflexion“ zu werden. Und der städtische Brandschutzbeauftragte Rene Schlehr schätzt Photovoltaikanlagen in der dicht bebauten Innenstadt als „risikobehaftet“ ein, weil von ihnen wie von allen elektrischen Anlagen eine „allgemeine Brandgefahr“ ausgehe.