
Die Lichter im ehemaligen Kaufhaus Stöhr am Iphöfer Marktplatz sind schon vor über einem Jahr erloschen – wann sie wieder angehen, ist nach den jüngsten Ereignissen ungewisser denn je. Der Stadtrat hatte sich im Herbst letzten Jahres darauf verständigt, das Erdgeschoss in ein regionales Genusskaufhaus mit Imbiss umzubauen, der Vertrag mit dem Pächter ist unterzeichnet, und die Sanierungsarbeiten sollten in diesen Tagen anlaufen. Nun aber musste Bürgermeister Dieter Lenzer dem Bauausschuss mitteilen, dass das Projekt ins Stocken geraten sei. Begründung: Die zeitlichen Vorstellungen zwischen der Stadt und dem beauftragten Planungsbüro aus Würzburg klaffen aktuell weit auseinander.
Die geplanten Umbaukosten werden kaum reichen
Lenzer versuchte den Ärger über die Planer zunächst noch rhetorisch geschickt zu verpacken, aber angesichts der heftigen Kritik von Stadtrat Otto Kolesch gab auch er seine diplomatische Linie auf. „Vielleicht“, so Kolesch, „muss man den Planern einfach sagen: Ihr seid die falschen Leute für uns.“ Und Lenzer erwiderte: „Ich geben Ihnen recht. Die Planer sind jetzt in der Bringschuld.“ Kolesch sah sich in seiner Prophezeiung bestätigt, wonach die zunächst geplanten Umbaukosten von 200 000 Euro bei weitem nicht reichten.
Denn je tiefer die Planer in das rund 60 Jahre alte Gebäude eindrangen, umso mehr kamen sie zur Erkenntnis, dass es mit einer Sanierung des Erdgeschosses allein nicht getan ist. „Es gibt umfangreiche Schnittpunkte innerhalb des Gebäudes“, sagte Lenzer. Gewerke wie die Heizung oder Installationsarbeiten müssten nun geschossübergreifend gedacht werden. Und das macht die Sache deutlich teurer.

Mit Blick auf die marode technische Infrastruktur des Hauses warf Kolesch der Stadt vor, das Gebäude für teures Geld „blind gekauft“ zu haben. „Es gab nicht einmal eine Begehung durch den Bauausschuss.“ Und nun habe man ein „Sanierungsopfer“ für eine Million Euro dastehen. „Wir kommen mit dem Kaufhaus nicht weiter“, sagte Kolesch. Das aber wäre wichtig für den Betreiber und für die Stadt. „So sind wir im Sommer wieder an einem toten Marktplatz und gewinnen keine Gäste.“
In Sichtweite des Stöhr’schen Anwesens klafft seit Monaten eine Baulücke, die von vielen als offene Wunde am Marktplatz gesehen wird. Dort soll – so ist es auf einem Schild zu lesen – die neue Filiale eines Optikers entstehen. Doch seit der Bauantrag genehmigt ist, hat sich an der Abbruchstelle nichts mehr getan.
Wie steht es um ein anderes Projekt am Marktplatz?
Bürgermeister Lenzer hat sich vorgenommen, beim Eigentümer nachzufragen, wie es um das Projekt steht. Und Stadtrat Jürgen Adler warnte davor, jetzt alles schlechtzureden. Immerhin seien das Weinbistro und auch das Gasthaus Weißes Ross gegenüber dem Knauf-Museum wieder in Betrieb. Was das Kaufhaus Stöhr angeht, so solle der Stadtrat in seiner Juni-Sitzung darüber befinden, welche Arbeiten bei der anstehenden Sanierung sinnvollerweise miterledigt werden. Dies dürfte in erster Linie eine Frage der Kosten sein.
Ratsmitglied Andreas Müller brachte den Gedanken auf, dass der Pächter das Gebäude selbst erwirbt und umbaut. „Völlig unrealistisch“, entgegnete Lenzer. Der Pächter brauche nur das Erdgeschoss. Die Wohnungen im Obergeschoss könne die Stadt für andere Zwecke nutzen.
Im Juni sollen dem Stadtrat dann auch Vertreter des Würzburger Planungsbüros Rede und Antwort stehen und die entstandenen Differenzen erklären. „Wir sind mit dem Bauzeitenplan nicht zufrieden“, sagte Lenzer. „Er entspricht nicht unserer Zeitvorstellung für das Projekt.“ Die Lichter im Kaufhaus Stöhr werden wohl noch eine Zeit lang dunkel bleiben.