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Dettelbach
Jetzt ist der Millionenauftrag raus: Auf diese Main-Fähre mit besonderem Antrieb dürfen sich die Dettelbacher freuen
Ein Fährkauf kann ganz schön kompliziert und teuer sein: Diese Erfahrung hat gerade der Dettelbacher Stadtrat gemacht. So geht es jetzt bis zum Stapellauf weiter.
Die Tage der betagten Fähre zwischen Dettelbach und Mainsondheim sind gezählt. Der Dettelbacher Stadtrat hat eine Nachfolgerin in Auftrag gegeben.
Foto: Holger Leue | Die Tage der betagten Fähre zwischen Dettelbach und Mainsondheim sind gezählt. Der Dettelbacher Stadtrat hat eine Nachfolgerin in Auftrag gegeben.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.12.2024 02:27 Uhr

Herta muss durchhalten. Die betagte Fähre wird länger benötigt, als man das lange Zeit angenommen hatte. Ihre Nachfolgerin ist aber jetzt immerhin in Sicht: Im ersten Quartal 2026 könnte – wenn alles gut geht – die neue Fähre in Dettelbach anlegen. In seiner Dezember-Sitzung am Montagabend hat der Stadtrat Nägel mit Köpfen gemacht und den Auftrag vergeben. Eine Werft bei Bonn wird sich demnächst ans Werk machen und mit dem Bau der neuen Herta beginnen.

Am Ende stimmte der Stadtrat der Kaufentscheidung, die nichtöffentlich stattfand, mit 14:4 Stimmen zu, wie Bürgermeister Matthias Bielek anschließend informierte. Die Bruttokosten liegen demnach bei 4,84 Millionen Euro.

Ein billigeres Angebot gab es nicht, weshalb das Gremium zuletzt die Fähre ein wenig entschlackt hatte. So wurde auf den zunächst geplanten Einbau einer Toilette verzichtet, um die Kosten zumindest etwas zu drücken.

Was die Stadt Dettelbach für die Fähre zahlen muss

Nachdem eine Förderung von 60 Prozent zugesagt ist, muss die Stadt letztlich einen Nettobetrag von etwa 1,6 Millionen Euro beisteuern. Ein Schnäppchen ist das Schiff also nicht, was aber auch kaum jemand erwartet hatte: Fähren gibt es nicht von der Stange, jedes Schiff ist eine Einzelanfertigung.

Die zunächst prognostizierten Anschaffungskosten von zwei, später dann von drei Millionen Euro hatten sich rasch als unrealistisch erwiesen – wohl auch deshalb, weil es entsprechende Werften längst nicht mehr wie Sand am Meer gibt. 

So sah ein erster Entwurf der Dettelbacher Mainfähre aus. Einiges ist inzwischen allerdings umgeplant, um Geld zu sparen.
Foto: Dieter Urmann | So sah ein erster Entwurf der Dettelbacher Mainfähre aus. Einiges ist inzwischen allerdings umgeplant, um Geld zu sparen.

Trotzdem war man den Fährkauf zunächst optimistischer angegangen. Ende 2020 wurde erstmals ernsthaft über die Neuanschaffung einer Mainfähre im Stadtrat gesprochen. Weil schon länger klar war, dass die gute alte Herta ersetzt werden musste, sollte es eigentlich schnell gehen. Zumindest war das die Hoffnung in dem Ratsgremium – und natürlich auch bei den Benutzern der Fähre, die zwischen Dettelbach und Mainsondheim verkehrt. Weil das Schiff immer anfälliger wurde und auch öfter ausfiel, sollte möglichst rasch Ersatz her.

Statt der Fähre wurde auch eine Mainbrücke diskutiert

So weit die Theorie. In der Praxis wurde alles ungleich komplizierter. Der ursprüngliche Plan, vielleicht schon 2023 eine neue Fähre gebührend begrüßen und einweihen zu können, erwies sich nicht nur als knapp daneben. Die Neuanschaffung einer Fähre bedeutet vor allem eines: einen Berg von Problemen. Zumal zwischendurch auch noch eine Brücke-statt-Fähre-Diskussion geführt wurde. Die Diskussion, die noch nachwirkt und die vier Gegenstimmen erklärt.  

Die Mehrheit wollte aber eine Fähre. Sie unterscheidet sich im Prinzip kaum von der bestehenden Fähre, die monatlich bis zu 2000 Fahrgäste befördert. Ein Schiff, das in die Landschaft passt, kulturell wertvoll und am Ende identitätsstiftend ist. Die neue Herta kommt mit Hybrid-Antrieb daher und kann bei Bedarf auf Dieselantrieb umschalten. Sie wird gut 60 Tonnen wiegen und es auf eine Ladekapazität von 20 Tonnen bringen.

Bauzeit der neuen Fähre liegt bei maximal einem Jahr

Mit Auftragsvergabe dürfte es nun planbarer werden: Die Bauzeit wird mit maximal einem Jahr angegeben, dann ist die neue Touristenattraktion da. Es spricht also einiges dafür, dass die neue Fähre Anfang 2026 am Rhein vom Stapel gelassen wird, um dann Kurs auf den Main nach Dettelbach zu nehmen. Dann endlich kann er ausgestellt werden, der Rentenbescheid für die dann 66-jährige Herta. 

Gebaut wurde sie auf einer Werft in Erlenbach. Von dort stammt auch ihre Zwillingsschwester Chris-Tina die zwischen Mainstockheim und Albertshofen verkehrt. Den Dienst nahm sie am 14. November 1959 auf. Seither geht es binnen Minuten von Mainsondheim nach Dettelbach. Vorher musste der zehn Kilometer lange Landweg über die Brücke bei Schwarzach genommen werden, über Kitzingen waren es sogar 15 Kilometer.

 
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  • Elke Wallmeier
    Hätte hier mehr Infos über den "besonderen" Antrieb erwartet.
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