Wenn einer eine Fähre kauft, dann kann er was erleben – die Stadt Dettelbach macht hier gerade so ihre Erfahrungen. Eine Erfahrung, die in der jüngsten Sitzung des Dettelbacher Stadtrats am Montag im Bachhaus diskutiert wurde, ist: Was der Bau einer Fähre kostet, lässt selbst bei Experten die Meinungen auseinandergehen. Klar ist inzwischen: War man in Dettelbach – nach diversen Recherchen vor Ort auf Werften – zunächst von zwei Millionen Euro ausgegangen, zeigt sich jetzt: Wahrscheinlich muss man für die Neubeschaffung mit 3,4 Millionen Euro rechnen.
Im November 2021 hatte der Stadtrat mit Dieter Urmann einen Fähr-Fachmann eingeladen, um sich umfassend informieren zu lassen: wie eine moderne Fähre aussehen sollte, was es zu bedenken gilt, was die Sache am Ende kosten könnte. Damals wurde zwar deutlich, dass der Neubau einer Fähre nichts Alltägliches ist und es einiges zu beachten gilt. Dennoch machte sich eine gewisse Zuversicht breit, zumal das Projekt einen klaren Stempel aufgedrückt bekam: so klein und schlicht wie möglich – und so kostengünstig wie es geht.
Die Stadt hat beim Kauf der Fähre einige Trümpfe in der Hand
Gut eineinhalb Jahre später ist klar: Mit kostengünstig ist es nicht weit her. Eine Fähre kostet doch einen stolzeren Preis als gedacht. Nach genauerer Planung und in Inflationszeiten steht nun fest: Es wird wohl auf 3,4 Millionen Euro hinauslaufen. Bildlich gesprochen, laufen die Kosten einerseits aus dem Ruder. Andererseits hat die Stadt auch ein paar Trümpfe in der Hand. Da ist zum einen die Zusicherung der Regierung von Unterfranken, das Projekt mit 60 Prozent zu bezuschussen. Und: Im Haushaltsplan stehen für die Jahre 2023 und 2024 insgesamt zwei Millionen Euro bereit.
Eine gewisse Ernüchterung machte sich in dem Gremium dennoch breit. "Ärgerlich" nannte Sebastian Apfelbacher (Freie Wähler) die Kostensteigerung, verwies aber gleichzeitig darauf, dass die Stadt mit dem elektrischen Antrieb letztlich eine Zukunftstechnologie einkaufe. Zumal man die Fähre als "schwimmende Gemeindeverbindungsstraße" sehen müsse. Straßen würden schließlich auch eine Menge Geld verschlingen und man müsse die Dinge in Relation setzen, wie nicht zuletzt Bürgermeister Matthias Bielek betonte.
Nach Abzug der Förderung betragen die Kosten für die Stadt voraussichtlich 1,15 Millionen Euro. Die Unterhaltskosten samt Abschreibung und Verzinsung werden von der Verwaltung mit jährlich rund 275.000 Euro angegeben, wobei die Stadt nach Abzug der Förderung mit rund 180.000 Euro dabei ist.
Das Thema Brücke über den Main bleibt im Stadtrat präsent
In der Diskussion zeigte sich auch: Die als Alternative ins Spiel gebrachte mögliche Brücke ist zwar längst vom Tisch – irgendwie aber auch nicht. Bei Kostenvergleichen wird zumindest weiterhin die Brücke ins Spiel gebracht. So hob Ralph Peckmann (Freie Wähler) hervor, dass die Fähre "die Hälfte von der Brücke kostet". Und dass das Brücken-Thema nie ganz endet, sagte zumindest Siegfried Voltz (CSU) als bekennender Brücken-Befürworter voraus: Das Thema sei letztlich nur "um eine Generation verschoben".
Dass die Fähre aber auf einem guten Weg ist und nun die europaweite Vergabe beginnen kann, befürwortete die große Mehrheit mit 14:3 am Ende dann doch. Dagegen stimmten neben Siegfried Voltz auch Marcel Hannweber (CSU) und Eva-Maria Stöcklein (Grüne).
Damit nimmt die Nachfolgerin für Fähre "Herta", die aus dem Jahr 1959 stammt, konkrete Formen an. Da die Zulassung 2029 für immer erlischt und immer mehr Reparaturen nötig waren, hatte die Stadt die Initiative ergriffen und sowohl über eine mögliche Brücke als auch über eine neue Fähre nachgedacht. Am Ende fiel die Entscheidung für die Fähre und gegen die Brücke. Die Fähre überbrückt etwa 100 Meter über den Main zwischen Dettelbach und Mainsondheim und hat um die 2000 Nutzer monatlich.
Abgesehen von den Vorteilen: Benutzungsmöglichkeit rund um die Uhr, erheblich weniger Unterhaltungskosten, kein Personalbedarf, keine Kosten für die monatlich 2000 Nutzer wäre auch die Finanzierung über Privat-Investoren - siehe Autobahn - leichter zu stemmen. Die Zuschuß- und Fördermöglichkeiten seitens der Regierung sollten wohl ähnlich ausfallen.