Ehrlich, familiär, kinderlieb, tierlieb – mehr Ansprüche stellt Jan Gerhold an seine zukünftige Liebe nicht. Trotzdem hat der 30-Jährige seine Traumfrau immer noch nicht gefunden. "Vielen meiner Freunde geht es ähnlich. Sie haben auch noch keine feste Beziehung", sagt Jan. Seiner Meinung nach ist daran auch der Zeitgeist schuld. "Die Online-Dating-Möglichkeiten haben das Kennenlernen schwieriger gemacht", so der Single. "Zumindest, wenn man ernsthaft die große Liebe sucht."
Um eine Partnerin zu finden, hat Jan sich jetzt an die Redaktion dieser Zeitung gewandt. "Ich suche in der Ecke Kitzingen/Volkach nach der großen Liebe und wollte dies gerne auf eine schöne und kreative Art und Weise machen", schrieb er per E-Mail. Ein mutiger Schritt für den zurückhaltenden Hösbacher. "Ich würde niemals eine Frau einfach so auf der Straße ansprechen", erzählt er im Gespräch. "Man weiß ja nie, ob die Frau in einer Beziehung lebt. Da möchte ich keinesfalls dazwischenfunken."
Jeder dritte Mensch hierzulande ist als Single unterwegs
Mit seinem bisher unerfüllten Wunsch nach einer festen Partnerschaft ist Jan nicht allein. Jeder dritte Bundesbürger ist Single. Im Alter zwischen 18 bis 29 Jahren sind es sogar 48 Prozent, zwischen 30 und 39 immerhin noch 28 Prozent. Bei einer Umfrage der Appinio Marktforschung gab ein Drittel von 1000 Befragten an, dass es ihnen geht wie Jan: Es fällt ihnen schwer, Menschen "im echten Leben" kennenzulernen.
Zwei Drittel der Befragten würden es allerdings bevorzugen, ihren künftigen Partner oder ihre künftige Partnerin nicht über eine Dating-App im Internet, sondern persönlich im realen Leben zu treffen. Frauen stimmen hier sogar noch deutlicher zu (71 Prozent) als Männer (65 Prozent). "Tatsächlich habe ich Online-Dating bisher nur einmal ausprobiert", erzählt Jan. "Es ist mir zu unpersönlich und zu unehrlich. Man kann dort ja alles schreiben, was man möchte, und keiner weiß, ob es stimmt."
Eine echte Kommunikation kommt nach Jans Erfahrung über die Dating-App schwer zustande. "Ich habe zum Beispiel mal einer Frau geschrieben, dass ich eine Katze habe. Da kam dann zurück 'Jup'. Was soll ich mit so etwas anfangen, wo soll so etwas hinführen?"
Nach einer Untersuchung des Bundesverbands Informationswirtschaft (Bitkom) hat bereits die Hälfte aller Deutschen Erfahrungen mit Online-Dating gemacht. Bei den 16- bis 29-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 77 Prozent. Studien weisen jedoch darauf hin, dass Online-Dating nicht ohne psychische Risiken ist. Zu den möglichen negativen Auswirkungen zählen Stress, Essstörungen, suchtartiges Verhalten und Probleme mit dem Selbstwertgefühl, die bisweilen zu Depressionen führen können.
Auch Jan Gerhold trifft sich lieber persönlich. "Nur so kann man meiner Meinung nach feststellen, ob man zusammenpasst oder eben nicht." Kontakt zu vielen Menschen im echten Leben hat der Erzieher. Jan Gerhold arbeitet bei einem Betreuungsverein für Grundschulkinder in Hösbach, ist bei der Feuerwehr und im Sportverein als Leichtathletik-Trainer aktiv. "Es gibt in meinem Umfeld aber leider nicht so viele Frauen meines Alters, und wenn, sind sie schon vergeben", sagt Jan. "Auch in meinem Freundeskreis hat es bisher nicht gepasst."
Laut Online-Umfrage von Statista lernen die Deutschen ihre Partner am häufigsten im eigenen Freundeskreis (24 Prozent) oder in der Online-Welt (auch 24 Prozent) kennen. Danach folgen der Arbeitsplatz (11 Prozent) und das Ausgehen in Bars und auf Partys (ebenfalls 11 Prozent). Befragt wurden 607 verheiratete und unverheiratete Paare. Das Ausgehen in eine Bar oder in einen Club ist ebenfalls nicht für Jan: "Da fühle ich mich gar nicht wohl. Ich bin ja eher ein Landmensch, gehe lieber auf Weinfeste und zur Kirchweih." In seiner Freizeit ist der sportliche Hösbacher gerne in der Natur unterwegs, fährt Fahrrad, joggt oder trifft sich mit Freunden.
Zwei feste Beziehungen hatte Jan in seinem Leben
Zwei feste Beziehungen hatte der 1,74 Meter große, schlanke Mann bisher. Die eine Beziehung dauerte vier Jahre, die andere fünf. "Meine erste Freundin ist ins Ausland gezogen, mit der anderen hat es am Ende einfach nicht mehr funktioniert. Wir haben uns in verschiedene Richtungen entwickelt." Seit über acht Monaten ist Jan jetzt Single, sein Wunsch nach einer festen Beziehung wird immer stärker. "Ich möchte gerne eine eigene Familie gründen, bin sehr romantisch und kinderlieb", sagt er. "Es wäre für mich auch völlig in Ordnung, wenn meine Partnerin eigene Kinder mitbringen würde."
Da seine beiden Schwestern mit ihren je zwei Töchtern in der Region Würzburg/Kitzingen leben und er näher bei seiner Familie wohnen möchte, plant Jan im Sommer den Umzug nach Volkach. Einen Job vor Ort hat er bereits in Aussicht. "Die Gegend hier ist einfach wunderschön, in der Natur hier fühle ich mich wohl", sagt Jan. "Es wäre perfekt, wenn ich in Volkach auch die Frau meines Lebens finden und mit ihr eine Familie gründen könnte."
Ist es jetzt üblich, Privat-Inserate in dieser Größenordnung auf Kosten der Leser zu veröffentlichen? Von einer Notsituation kann ja wohl keine Rede sein, wenn jemand nach nur 8 Monaten Single-Dasein die Zeitung um Hilfe bittet und diese auch noch gewährt bekommt. Und man stelle sich nun vor, er findet auch eine Partnerin. Wird dann daraus eine jahrelange Serie? Es gibt genug Zeitschriften, in denen solche Artikel besser aufgehoben sind!