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Haßfurt
Dating, Liebe, Trennung: Wie eine Psychologin aus Haßfurt deprimierten Menschen über das Internet hilft
Theresa Feulner berät Klientinnen und Klienten vor allem kurzfristig und gezielt bei alltäglichen Belastungen. Das allerdings von einer reizvollen Insel aus.
Theresa Feulner aus Haßfurt hat sich mit einer psychologischen Online-Beratung selbstständig gemacht. Die 26-Jährige lebt und arbeitet auf Sardinien.
Foto: Jan Athenstädt | Theresa Feulner aus Haßfurt hat sich mit einer psychologischen Online-Beratung selbstständig gemacht. Die 26-Jährige lebt und arbeitet auf Sardinien.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:35 Uhr

Was hilft gegen Trennungsschmerz? Wie lässt sich die Paarkommunikation verbessern? Was tun, wenn Zweifel an einer Beziehung aufkommen? Bei Fragen wie diesen bietet eine Psychologin aus Haßfurt Hilfe an. Und zwar digital. Theresa Feulner, 26, hat sich vor wenigen Wochen mit einer psychologischen Onlineberatung selbstständig gemacht.

Homeoffice, Distanzunterricht, Videokonferenzen, Online-Shopping: Corona hat die Digitalisierung im Lande vorangetrieben. Die Infrastruktur hat sich geändert, und mit ihr haben sich die Menschen geändert. So ist es zum Beispiel normaler geworden, "mit seinem Psychologen auch über Telefon oder Video zu kommunizieren", sagt Feulner.

Sie hat darin eine berufliche Chance erkannt und konsequent umgesetzt: Denn online heißt bei ihr ausschließlich online. Ihre Homepage und ihr Blog sind auf Deutsch verfasst, ihre Klientinnen und Klienten kommen bisher allein aus dem deutschsprachigen Raum. Den Gedanken, sich bei ihr auf die Couch legen zu können, sollten Menschen hierzulande schon aus geografischen Gründen schnell verwerfen: Dazu müssten sie sich nach Cagliari auf die italienische Insel Sardinien begeben. Hier lebt und arbeitet die Unterfränkin, weil sie sich zu Hause fühlt an Orten, an denen andere Urlaub machen. Was aber bedeutet: Sie berät wirklich nur digital, also per E-Mails, Sprachnachrichten, Telefon oder Videochat.

Ob Praxis oder Online-Beratung: Das ist immer eine persönliche Abwägung

Ihr Angebot richtet sich damit eher an eine jüngere Zielgruppe, "so zwischen 20 und 45 Jahren". Und generell an Menschen, die es schätzen, beim Gespräch mit dem psychologischen Beistand daheim in gewohnter Umgebung bleiben zu können oder die Vorzüge einer schnellen und flexiblen Buchung nutzen wollen. Ob Hilfestellung online oder Beratung in der Praxis, das sei immer eine persönliche Abwägung, meint Feulner.

Und wer sollte sich nun an sie wenden? Menschen, die Sorgen, Nöte, Probleme haben. Aber nicht die ganz großen. Denn bei Theresa Feulner geht es um psychologische Beratung, nicht um Psychotherapie. Sie behandelt keine psychischen Krankheiten. Sie will für Menschen da sein, denen Veränderungen im Lebensalltag, in der Beziehung oder im Job zu schaffen machen. "Kurzfristig und gezielt bei alltäglichen Belastungen oder Stress zu unterstützen", das habe sie sich zur Aufgabe gemacht.

Beratung und Therapie sind zwei verschiedene Dinge

Allerdings ist eine Grenzziehung zwischen Beratung und Therapie oft schwer möglich, erklärt die 26-Jährige, die in Würzburg ihr Bachelor- und Masterstudium mit den Schwerpunkten Klinische Psychologie, Interventionspsychologie und Klinische Neurowissenschaften absolviert hat. Doch sie kann beschreiben, wer bei ihr mit großer Wahrscheinlichkeit an der falschen Adresse ist: All jene, die aufgrund ihres Leidens monatelang arbeitsunfähig sind, die Suizidgedanken quälen, die bereits in psychotherapeutischer Behandlung sind und entsprechende Medikamente einnehmen.

Theresa Feulner hat sich ohnehin einen eigenen Schwerpunkt gesetzt, der sich nahe am täglichen Leben orientiert und nicht automatisch mit großem Seelenschmerz verbunden ist. Auf ihrer Homepage begrüßt sie ihre Besucher mit den Worten: "Als psychologische Onlineberaterin unterstütze ich dich auf deinem Weg zu einer erfüllenden Datingphase und Paarbeziehung. Ich begleite dich dabei, dir dein erwünschtes Liebesleben zu erschaffen!"

Das geht inzwischen auch online: Wer psychologischen Beistand sucht, muss sich nicht mehr unbedingt in eine Praxis begeben.
Foto: Christin Klose, dpa | Das geht inzwischen auch online: Wer psychologischen Beistand sucht, muss sich nicht mehr unbedingt in eine Praxis begeben.

Das klingt ein wenig nach "Wie male ich mir eine heile (Liebes)-Welt", zumal die Begrüßungsformel auf rosarotem Hintergrund geschrieben steht. Doch dürfen Interessenten spätestens dann, wenn sie sich näher auf der Homepage umsehen, davon ausgehen, dass viel mehr dahinter steckt als Motivationssprüche und Lebensweisheiten. Die 26-Jährige hat eigenen Angaben zufolge schon viel praktische Erfahrungen gesammelt: In Italien etwa in einer psychoanalytischen Ambulanz für sexuelle Funktionsstörungen oder in Spanien in einer verhaltenstherapeutisch orientierten geschlossenen Psychiatrie. Sicher keine heile Welt.

Der Beratungsbedarf in Sachen Paarbeziehung scheint groß

Zwar sei sie selber von dem Thema Paarbeziehungen fasziniert, doch ihr beruflicher Fokus darauf habe auch damit zu tun, dass sie sich zu Beginn ihrer Online-Beratungstätigkeit nicht mit einem zu breiten Angebot verzetteln will, verrät Feulner. Ohnehin mache sie ja alles selber: "Blogartikel schreiben, meine Website erstellen, mich ums Marketing kümmern, die Beratung, und die Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen, die das gleiche tun", das alles halte sie genug auf Trab. Und es waren ihre Klientinnen und Klienten, "die das Thema Paarbeziehungen zu mir gebracht haben". Der Beratungsbedarf scheint also groß.

"Aber für unsere psychische Gesundheit fehlt das Bewusstsein noch bei vielen"
Theresa Feulner, Psychologin

Innerhalb eines Jahres erkranke etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland an einer psychischen Erkrankung, sagt Theresa Feulner. Mit Prävention können viel Leid verhindert werden, doch hier liege vieles noch im Argen: "Es ist doch verrückt: Für unsere körperliche Gesundheit wird viel getan. Viele machen Sport, ernähren sich gesund. Aber für unsere psychische Gesundheit fehlt das Bewusstsein leider noch bei vielen."

Viele Informationen auch auf dem eigenen Blog

Bei diesem Präventionsgedanken versteht sich auch das eher "niederschwellige" Angebot auf ihrer  Homepage, zur Datingberatung etwa oder zur Verbesserung des Selbstwertgefühls. Oder ihre zahlreichen Blogeinträge, darunter "Wie Du Lügner beim Dating erkennst" oder "Zweifel an der Beziehung überwinden".

Bevor es zur eigentlichen Beratung geht, trifft sich Theresa Feulner mit potenziellen Klientinnen und Klienten zu einem kostenlosen 20-minütigem Gespräch. Wenn sich jemand bei ihr nicht wohlfühlt, mache eine therapeutische Beziehung keinen Sinn. Wenn doch, reicht ihr Honorar von 20 Euro für die punktuelle Hilfe per E-Mail bis 60 Euro für 50 Minuten Telefon- oder Videoberatung.

Zu finden sind Beratungsangebot und Blog von Theresa Feulner im Internet unter www.theresafeulner.com. Auch, wer sich auf Suchportalen für Therapeuten wie "It's complicated" umsieht (https://complicated.life), stößt auf ihren Namen.

Wenn Sie Gedanken quälen, sich selbst das Leben zu nehmen, dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter Tel.: (0800) 1110111 oder (0800) 1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

 
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  • martin.sage@mainpost.de
    Hallo "Wi127",
    wenn Sie eine außergewöhnliche Geschäftsidee haben und umsetzen, dann haben Sie in der Tat gute Chancen, dass die Main-Post darüber berichtet. Unsere Beobachtungen zeigen, dass Leserinnen und Leser großes Interesse an solchen ungewöhnlichen Geschäftsideen haben - wie dies ja zweifelsfrei eine rein online funktionierende psychologische Beratung ist.
    Allerdings grenzen wir uns als Redaktion hier schon von Werbung und PR ab, auch wenn wir mit so einem Beitrag natürlich das Interesse potenzieller Kundinnen und Kunden oder hier Klientinnen und Klienten auf den Gegenstand der Berichterstattung lenken...
    Und mal ganz nebenbei zum Alter: Da viele junge Menschen heute ihr Abitur mit 17 machen und es keinen Wehr- oder Zivildienst mehr gibt, werden Sie auch in Praxen, Kliniken und so weiter jüngeren Ärztinnen und Ärzten oder Psychologinnen und Psychologen als früher begegnen. Das sollte doch kein Problem sein, oder?
    Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage
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  • jutta.noether@web.de
    Wenn ich mal eine gute Geschäftsidee haben sollte, dann erzähl ich's der Mainpost, die macht dann die nötige Werbung für mich.

    26 Jahre alt, du liebe Güte, das nenne ich eine vertrauensvolle Person mit viel Lebenserfahrung, die mir alle meine Probleme online löst. Oh, ich vergaß: nur die "normalen" Probleme, keine pathologischen.
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