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Kitzingen
Integrationslotse: Wichtige Anlaufstelle oder Kaffeekränzchen?
Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen, die Integrationslotsin hilft den Helfern: Das war fast drei Jahre lang so im Landkreis. Nun gibt es Zoff, ob es die Stelle noch braucht.
Die erste Integrationslotsin des Landkreises war Marion Stief. Auf dem Foto von 2018 steht sie inmitten der Teilnehmer der ersten Mieterqualifizierung.
Foto: Landratsamt | Die erste Integrationslotsin des Landkreises war Marion Stief. Auf dem Foto von 2018 steht sie inmitten der Teilnehmer der ersten Mieterqualifizierung.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:19 Uhr

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 kamen fast 30 neue Asylbewerber pro Woche in den Landkreis Kitzingen, in einem Großteil der 31 Gemeinden entstanden dezentrale Unterkünfte. Heute ist die Situation eine ganz andere: 386 Asylbewerber gab es im Landkreis Kitzingen Ende 2020, sieben mehr als im Vorjahr. Diese leben überwiegend in Gemeinschaftsunterkünften, drei davon gibt es in Kitzingen, eine in Kleinlangheim. Die letzte dezentrale Unterkunft besteht in der Abtei Münsterschwarzach.

Entsprechend kleiner ist auch die Zahl der unbezahlten Helfer geworden: Fünf Helferkreise mit rund 50 Ehrenamtlichen gibt es laut Bericht der Integrationslotsenstelle des Landkreises derzeit. Braucht es diese Stelle dann überhaupt noch? Genau darüber ist am Dienstag unter Mitgliedern des Kreistags ein Streit entbrannt. Im Ausschuss für Bildung und Soziales prallten die Ansichten aufeinander, wie sinnvoll die Arbeit der Integrationslotsin noch ist. Ab März 2018 hatte es diese Stelle gegeben, Marion Stief wurde die erste Netzwerkerin für Ehrenamtliche.

Astrid Glos drängt auf die Vollzeitstelle

Zuletzt war die Stelle an das bestehende Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement WirKT angesiedelt. Genau dort und als Vollzeitstelle möchte Astrid Glos (SPD) sie gerne behalten. Die Integrationsreferentin der Stadt Kitzingen schreibt in ihrem Antrag auf Wiederbesetzung, dass sich die Integrationsarbeit auf die Stadt Kitzingen verlagere. Sie schätzt deren Zahl auf rund 650 Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften und der Stadt lebten. Es gehe ja schließlich nicht nur um die knapp 400 Asylbewerber, sondern auch darum, die Anerkannten zu integrieren. In dem Antrag heißt es: "Das bestehende Netzwerk braucht eine Betreuung, einen Austausch." 

Davon versuchte sie die Ausschussmitglieder in einer langen, emotionalen Rede zu überzeugen. Sie nannte die Betreuung der Ehrenamtlichen ein "zentrales, auf die Kommune abgewälztes Problem". Landrätin Tamara Bischof (FW) verwies hingegen darauf, dass es in Kitzingen zwei Vollzeitkräfte bei der Caritas gebe. Zudem leisteten die Mitarbeiter des Landratsamtes "sehr viel Einsatz auf verschiedenen Ebenen, um die Integration gut zu begleiten". Die Stelle sei zwar staatlich gefördert, doch müsse man bedenken: "Es sind alles Steuergelder, die wir hier ausgeben."

Wenig Rückmeldung der Ehrenamtlichen

Sozialreferent Stefan Wolbert (FW) störte sich vor allem am Ergebnis der Umfrage, die Sozialamtsleiter Daniel Kanzinger vorgestellt hatte. Demnach wurden 92 Ehrenamtliche zur Arbeit der Integrationslotsin befragt, nur 13 davon gaben eine Rückmeldung. Sie bewerteten deren Arbeit zwar überwiegend als sehr gut, fünf gaben jedoch auch an, dass der Lotse sie nicht bei der täglichen Arbeit entlaste. Nur sechs Helfer sahen einen erhöhten persönlichen Bedarf für einen solchen Vermittler. Wolbert zog daraus den Schluss, dass ausgerechnet die Ehrenamtlichen den Lotsen nicht haben wollten.

Kreisrätin Gertrud Schwab (CSU) hingegen warnte vor einer "Parallelgesellschaft" und plädierte für eine Fortführung der Stelle. Schwab, wie Glos auch Kitzinger Stadträtin, sagte, Kitzingen habe bei der Integration das meiste zu tragen. Verwundert ob der Schützenhilfe der CSU bei dem Thema entgegnete die Landrätin: "Eine Ganztagsstelle brauchen wir auf keinen Fall." Noch deutlicher wurde Josef Mend (FW), der die Stelle für komplett überflüssig hielt: "Für ein Kaffeekränzchen brauchen wir keine Integrationslotsin."

Letztlich wurden beide Vorschläge jeweils mit 6:6 Stimmen abgelehnt: Das Beenden der Lotsenstelle fand ebenso wenig eine Mehrheit wie der Vorschlag, die Arbeit als 50-Prozent-Stelle, angesiedelt am Landratsamt, fortzusetzen. Mit einer Fortsetzung der kontroversen Diskussion im Kreisausschuss ist also zu rechnen.

 
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