Viele Sportvereine beklagen, immer weniger Trainer, Übungsleiterinnen und Helfer zu haben. Wie schwierig ist die Lage wirklich? Wie läuft die Nachwuchsarbeit in den Sportvereinen? Diese Fragen haben beim Jugendtag der DJK-Vereine im Diözesanverband Würzburg sechs engagierte Leute beantwortet.
In Sommerach gaben nicht nur die Verantwortlichen von vier Vereinen einen Einblick in ihre Jugendarbeit, sondern auch die Bundesvorsitzende der DJK-Sportjugend und die stellvertretende Landesjugendleiterin der DJK. Die Antworten fielen durchaus unterschiedlich aus.
Lavinia Schuller: "Die Jugendarbeit ist in den letzten Jahren vielfältiger geworden."
Die Bundesvorsitzende der DJK-Sportjugend, Lavinia Schuller, zeigt sich optimistisch: "Bundesweit verzeichnen wir leicht steigende Eintritte, vor allem auf dem Land. Nach wie vor schwierig ist es, die Kinder und Jugendliche aktiv in den Vereinen zu halten, wenn sie beispielsweise mit dem Studium beginnen oder an die weiterführenden Schulen wechseln. Die Jugendarbeit ist in den letzten Jahren vielfältiger geworden. Antirassismus oder die Prävention sexualisierter Gewalt sind Themen, die vermehrt geschult und vermittelt werden müssen. Insgesamt ist die Jugendarbeit stärker werteorientiert geworden."
Lavinia Schuller gibt Einblick in ihre Arbeit im Verband: "Unser Ziel ist es, auch die Jugendarbeit auf Bundesebene zu fördern. Wir haben das Programm 'Juniorteam' ins Leben gerufen. Es bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich weiterhin im Sportverein bundesweit zu engagieren. Wenn sie dann in ihre Heimat zurückkehren, können sie nahtlos wieder dort einsteigen." Ihr Tipp: "Allen Vereinen rate ich, ein offenes Ohr für die Belange der Jugendlichen zu haben, ihnen eine Chance zu geben, indem man ihnen etwas zutraut."
Patrizia Löw: "Es besteht immer weniger Bereitschaft, Freizeit zu opfern."
Ein etwas anderes Bild zeichnet Patrizia Löw, stellvertretende DJK-Landesjugendleiterin: "Nach Corona hatten wir ein kurzes Hoch, seitdem sind die Zahlen von Vereinseintritten bayernweit rückläufig. Das Interesse an Jugendarbeit wird immer schwieriger. Es besteht immer weniger Bereitschaft, Freizeit zu opfern. Jeder ist mehr auf sich bedacht und das ehrenamtliche Engagement verkümmert."
Das habe man im vergangenen Jahr bei der Jugendleiterausbildung besonders deutlich gespürt. "Zwölf Personen müssten sich dazu bereiterklären. Wir haben alles Mögliche probiert, um Leute zu motivieren. Am Ende mussten wir den Kurs absagen", bedauert Patrizia Löw.
Karolina Steffen: "Wir haben jede Menge engagierte Abteilungsleiter."
"Wir sind gut aufgestellt", freut sich Karolina Steffen von der SV DJK Sommerach. In ihren Augen hat die Pandemie sogar wieder zu einem Umdenken geführt, indem sich wieder mehr Menschen für den Verein engagieren: "Viele Kinder und Jugendliche sind bei uns im Sportverein. Wir bieten für Kinder, Jugendliche und Erwachsenen ein großes Angebot."
Was Karolina Steffen freut: "Seit vielen Jahren bieten wir im Sommer eine Ferienfreizeit an. Im vergangenen Jahr konnte diese mit 26 Betreuern stattfinden." Auch die Tradition des Spielefests habe man wiederaufleben lassen. "Damit das alles funktionieren kann, bringen sich viele Ehrenamtliche oder Eltern ein. Klar, Ehrenamtliche kann man nie genug haben", sagt sie lachend. "Schwierig ist es, alle Vorstände zu besetzen. Dafür haben wir jede Menge engagierte Abteilungsleiter."
Günter Rehberger: "Der Bezug zum Heimatverein geht immer mehr verloren."
"Alles konzentriert sich auf Wiesentheid", erklärt der stellvertretende Vorsitzende des TSV/DJK Wiesentheid Günter Rehberger. "Wir haben viele Spielgemeinschaften mit Vereinen aus der Umgebung. Viele kleine Vereine rund um Wiesentheid kommen zu uns. Das sportliche Niveau wird dadurch zwar angehoben, was toll ist, aber der Bezug zum Heimatverein geht immer mehr verloren. Es wäre einfach schön, wenn die umliegenden Vereine wieder mehr vertreten wären. Denn gerade auf die jungen Leute bauen die Vereine, dass es weitergeht. Es ist jammerschade, dass hier so viel verloren geht."
Manuela Kaiser: "Bei der DJK Rieden möchten wir eine eigene Jugendvertretung bilden."
Bei der DJK Rieden (Lkr. Würzburg) ist die Jugendleitung aktiv im Vorstand beteiligt. Jugendleiterin Manuela Kaiser plant noch einen Schritt weiterzugehen: "Bei der DJK Rieden möchten wir eine eigene Jugendvertretung bilden, um mehr auf die Stimme der Jugend hören zu können. Wir gewinnen Jugendliche auch deshalb, weil bei uns auch schon viele junge Menschen aktiv sind, die gehen dann auch mit dem Zeitgeist und sprechen andere Jugendliche über Social Media an. Unser Ziel ist es zu vermitteln, dass Vereinsarbeit Spaß macht und jeder dabei nur gewinnt."
Maria Schmitt: "Man wächst rein in die Vereinsaufgaben. Einfach mal vorbeikommen!"
Auf einen gut gepflegten Internetauftritt setzt auch die DJK Rimpar (Lkr. Würzburg). Mit über 1000 Mitgliedern freue sich der Verein über steigende Zahlen, sagt Maria Schmitt vom Vorstand der DJK Rimpar, aber nach Corona sei es auch hier schwieriger geworden: "Wir haben ein sehr breites Sportangebot und einige Abteilungen bieten auch Ferienaktionen an. Durch Zuzug ist bei uns das Kinderturnen stark gewachsen." Allen, die sich engagieren möchten, rät sie: "Man wächst rein in die Vereinsaufgaben. Einfach mal vorbeikommen und mit den Leuten reden! Bei uns sind die meisten geblieben und mittlerweile schon sehr lange dabei. So ist es mir auch ergangen."