Die Gastronomie hat in unsicheren Zeiten mit abnehmender Kundschaft, Kostendruck und Personalproblemen einen schwierigen Spagat zu meistern. Das führt dazu, dass Gaststätten immer öfter nicht mehr an Sonntagen geöffnet haben.
Dabei ist der Sonntagmittag für viele Gäste der beliebteste Zeitraum fürs Essengehen zu zweit oder mit der Familie. Es gibt viele Gründe, warum Gastronomen dann trotzdem schließen, aber der wesentliche ist der Personalmangel am Wochenende.
"Weinstall" nach Leerstand wiedereröffnet und schon wieder geschlossen
Am härtesten hat es den "Weinstall" des Casteller Domänenamtes getroffen. Dort hängt schon seit dem 8. Juli das Schild "personalbedingt geschlossen". Dabei hatte Ferdinand Fürst zu Castell-Castell das Lokal erst Anfang 2023 wiedereröffnet, nach längerer Vakanz. Dann wurde er jedoch kalt erwischt, als im Sommer der Küchenchef und die Serviceleitung kurz hintereinander kündigten, um sich beruflich zu verändern.
"Wir möchten natürlich wiedereröffnen, aber dazu fehlt uns noch das Personal", sagt dazu Matthias Schäfer, Vertriebsleiter im für das Restaurant zuständigen Weingut. Deshalb konnten die Verantwortlichen sich noch kein zeitliches Ziel setzen, bis zu dem der "Weinstall" zu neuem Leben erweckt werden könnte.
Wirte-Sprecher Dauenhauer kann Frust der Gastronomen verstehen
Thomas Dauenhauer gehört noch zu den wenigen, die sieben Tage die Woche geöffnet haben, aber er kann verstehen, wenn viele Kolleginnen und Kollegen gefrustet sind. Den einen fehlt das Personal, andere klagen über die Steuerbelastung und allen gemein sei der Kostendruck. Das führe in Summe dazu, dass immer mehr Wirtschaften sonntags geschlossen oder weitere Ruhetage dazu genommen haben.
Der Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) geißelt vor allem die hohe Steuerbelastung, die es aus seiner Sicht schwierig mache, den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Öffnungszeiten zu bewältigen. "Wir haben alle das gleiche Dilemma", sagt der Dettelbacher Chef des Hotels "Franziskaner": Schließlich seien weniger Öffnungstage auf Dauer keine Lösung, denn der nötige Umsatz sei mit vier oder fünf Öffnungstagen pro Woche kaum noch zu erwirtschaften.
Wirt Sven Heß will seinem Personal entgegenkommen
Sven Heß, Chef des Gasthauses "Winzerstube" in Rödelsee, hat als einer der Ersten im Kitzinger Land vor eineinhalb Jahren den Sonntag als Öffnungstag gestrichen. "Wir wollten damals der Personalproblematik zuvorkommen", sagt der Küchenmeister. Auch dass sich Nachwuchs in der Familie eingestellt hatte, spielte in der Entscheidung mit.
Seitdem hat er an Sonntagen und Montagen geschlossen, dafür aber von Dienstag bis Samstag durchgehend warme Küche. Das seien auch personalfreundlichere Öffnungszeiten, wenn die Beschäftigten nicht zu mehreren Schichten am Tag kommen sollen. "Wenn ich den Leuten sagen kann, ihr habt am Sonntag frei und unter der Woche Ganztages-Arbeitstage, dann habe ich viel bessere Chancen, Personal zu bekommen", argumentiert Sven Heß.
Kompromiss bei der Speisekarte: mittags weniger als abends
Das Ochsenfurter Wald- und Sporthotel "Polisina" in der Best-Western-Gruppe hat sein Restaurant zwar sieben Tage in der Woche geöffnet, aber die normale Speisekarte gibt es nur abends von 18 bis 21 Uhr. Zur Mittagszeit müssen sich die Gäste mit einer kleineren Karte mit drei warmen Gerichten begnügen.
"Wir haben derzeit eine ausreichende Anzahl von Mitarbeitenden, aber man muss Abstriche machen", erklärt Hoteldirektorin Daniela Michel. Die kleine Mittagskarte ist noch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Aber sie blieb erhalten, weil das die personelle Situation entschärfte. Für alle Betriebe gilt: Ohne Kompromisse geht es nicht. Und das müssen auch die Gäste akzeptieren.